Solaranlage auf dem Wohnmobil: Was benötigen wir für eine funktionierende Inselanlage?
Es benötigt vier Komponenten, um das Wohnmobil mit Energie zu versorgen:
- Die richtige Batterie
- Die passenden Solarmodule
- Den richtigen Querschnitt der Kabel (am besten mit Sicherung)
- Den passenden Solarladeregler
Damit eine Solaranlage Sinn macht, sollte sie auf den Verbrauch und das System abgestimmt werden. Das alles ist richtig an deine Versorgerbatterie anzuschliessen und schon kann die grüne Energie fließen.
Um herauszufinden, wie groß die Solarmodule werden sollen, musst du erst wissen, wie die Kapazität deiner Batterie sein muss, um 2 Tage (meine eigene Rechnung) ohne Stromanschluss oder Fahren auszukommen.
Die Basis deiner Solaranlage: Die Aufbaubatterie im Wohnmobil
Hier ist es sinnvoll, eine Liste deiner Verbraucher anzulegen, um einen ungefähren Stromverbrauch ermitteln zu können.
Man nimmt die Ampere, die auf einem Ladegerät stehen und multipliziert sie mit der Zeit, die das Gerät voraussichtlich jeden Tag benötigt wird. Bei mir sieht das Ergebnis so aus:
So liegt mein täglicher Verbrauch bei ca. 62 Ah. Um zwei Tage ohne jegliches Laden der Batterien verbringen zu können, müssten wir optimalerweise eine Batterie mit folgender Kapazität verbauen:
Rechnung: 62 Ah x 2 = 124 Ah / 0,4 = 310 Ah
Erklärung: 62Ah benötigst du jeden Tag. Das entspricht 124Ah tatsächlichen Strom, den wir verbrauchen. Um eine Batterie im optimalen Bereich zu betreiben, sollte man nicht mehr als 40 % (daher 0,4 in der Rechnung) entnehmen.
Mit dieser Rechnung landen wir bei 310 Ah Batteriekapazität. Hast du weniger Verbraucher an Bord, dann fällt deine Batteriekapazität auch geringer aus.
Es liegt völlig bei dir, wie viel Batteriekapazität du in deinem Wohnmobilausbau für richtig empfindest. Ich selbst habe aus Kostengründen nur etwa 200 Ah verbaut, werde aber in Zukunft auf die 300 Ah aufrüsten.
Willst du mehr zum Thema Batterien wissen, schau dir meinen Beitrag dazu an. Hier geht es zu den Basics, aber auch zum fundierten Wissen, das dir nicht fehlen sollte!!
Solaranlage auf dem Wohnmobil: Die Solarmodule
Da wir die Menge der Verbraucher jetzt berechnet haben, können wir danach unsere Module auswählen. Am sinnvollsten ist es, nach folgender Faustformel vor zu gehen:
Besorg dir Solarmodule, die theoretisch deinen kompletten Tagesbedarf decken könnten.
Kennzahlen für Solarpanels
Um deine Solarzelle zu finden, müssen wir uns die Kennwerte anschauen und verstehen:
- Wp (WattPeak) sagt uns, wieviel Watt die Solarzelle unter optimalen Voraussetzungen bringt. In diesem Falle sind es 75 Watt.
- Wh (Watt Stunden) ist die Einheit in der der Ertrag einer Solarzelle gemessen wird. Wieviel Watt du über einen bestimmten Zeitraum gewinnst. Der Wert ist auf Solarzellen nicht vermerkt.
- V (Spannung) Hier solltest du immer über der Spannung liegen, die du in deinem Camper verwendest! Meistens liegen 12 V Solarzellen bei einer Spannung von etwa 18 V. In diesem Falle sind es 17V.
- A (Strom) sagt uns, wieviel Strom, also viel Ampere das Modul maximal liefern kann. Dieser Wert ist wichtig für die Größe des Ladereglers. In diesem Falle sind es 4,4V.
Als Faustformel kannst du in unseren Breitengraden mit 0,2-fachen an trüben Tagen und dem 7-fachen der Nennleistung, an sonnigen Tagen rechnen. Damit du diese Zahlen jetzt bei der Auswahl deines Moduls zusammenbringen kannst, betrachten wir einen bewölkten und einen sonnigen Tag als Rechenbeispiel.
Ein 100 Wp-Modul erreicht je nach Sonnenstrahlung eine Ausbeute von 20 Wh bis 700 Wh an einem Tag. Wie in Punkt 3 (Spannung) beschrieben, erreicht das Solarpanel eine Spannung von 18V. Diese Zahlen müssen wir nur noch zusammenbringen.
Zwei Rechenbeispiele für ein 100-Wp-Modul
Bewölkt: Sonnenausbeute/Spannung=Amperestunden (20 Wh / 18V = 1,1 Ah)
Sonnig: Sonnenausbeute/Spannung=Amperestunden (700 Wh / 18 V = 38 Ah)
Fazit: Laut dieser Faustformel hast du mit einer 200 Watt Solaranlage bei sonnigen Tagen 76 Ah auf deine Batterien geladen. Das entspricht unserer Rechnung für die Verbraucher vom Anfang, in denen wir 62Ah berechnet haben.
Es laufen also all deine Geräte mit Solar, dafür müsstest du aber auch den ganzen Tag in der Sonne stehen.
Unterschied Monokristalline oder Polykristalline Solarzellen auf dem Wohnmobil
Der preisliche Unterschied bei diesen beiden Zellentypen liegt im Grundmaterial. Um einen Einzelkristall (Monokristall) herzustellen, muss viel Silizium erhitzt und zu einem Kristall zusammengefügt werden. Dieser Arbeitsschritt fällt beim Polykristallinen weg.
Die Vor- und Nachteile der einzelnen Zellen sind bei den Flächen, wie wir sie auf einem Wohnmobil haben so klein, dass es nicht so sehr darauf ankommt, für was du dich entscheidest.
Ob Mono- oder Polykristallin bleibt somit deinem Geldbeutel überlassen. Trotzdem habe ich nochmal die Vor-und Nachteile der beiden Solarzellen zusammengefasst.
Monokristalline Solarzellen
Polykristalline Solarzellen
Arten für die Montierung einer Solaranlage auf dem Wohnmobil
Natürlich kann man seine Solaranlage auf dem Wohnmobil einfach flach aufkleben oder schrauben. Allerdings gibt es auch noch weitere kreative Varianten, um die optimale Sonneneinstrahlung einzufangen.
Drei Varianten haben sich durchgesetzt:
1. Flach auf dem Dach
Der Standart ist ganz klar flach auf dem Dach montiert. Ob man die nun klebt oder an einem Dachgepäckträger montiert, ist jedem selbst überlassen.
Fakt ist, dass man bei flachen Zellen nur im Sommer optimale Werte erzielt, da die Module nur dann ideal zur Sonne ausgerichtet sind.
Absoluter Vorteil ist, dass man gar nichts machen muss – nur dem Laderegler zuschauen, wieviel Strom rein kommt.
2. Mobil zum Ausrichten
Mit einem passenden Gestell kann man die Solarzellen neben den Camper stellen und optimal zur Sonne ausrichten. Dazu haben wir einen separaten Beitrag geschrieben.
Vorteil: Du kannst das Wohnmobil im Schatten abstellen und bekommst somit trotzdem viel Strom.
Nachteil: Du musst dich jede paar Stunden um die Ausrichtung der Zellen kümmern.
3. Mit Ausrichtung auf dem Camper
Man bekommt auch für Wohnmobile Gestelle, mit denen du die Solarmodule auf dem Dach in einen bestimmten Winkel stellen kannst.
Vorteil: Mehrertrag durch das Ausrichten zur Sonne.
Nachteil: Der Preis für das Gestell ist oft recht hoch und das Ausrichten umständlich.
Solaranlage auf dem Wohnmobil: Die Kabel – was du beachten solltest
Bei den Kabeln sollten alle Wege so kurz wie möglich sein, besonders das Kabel von Laderegler zu den Batterien.
Dimensioniert eure Kabel nicht zu dünn, dies könnte zu einem Kabelbrand führen. Um hohen Leistungsverluste zu umgehen, verwendest du also möglichst dickere Kabeln.
Am besten schaust du dir meinen Querschnittrechner an, welches Kabel zu deiner Solaranlage auf deinem Wohnmobil passt.
Beachte: Es kann vorkommen, dass du unterschiedliche Querschnitte der Kabel benötigst von Laderegler zu Batterie, als von den Solarpanel zum Laderegler. Das kommt aber nur vor, wenn deine Solaranlage sehr groß dimensioniert ist.
Es kommt auf die Leistung deiner Solaranlage an. Im Falle von 100- oder 200-Watt-Solaranlagen tritt dieser Fall aber nicht auf, da kannst du du selben Querschnitte nutzen.
Solarladeregler: das Herzstück einer jeden Solaranlage auf dem Wohnmobil
Ein Solarladeregler regelt die Spannung (Volt), die du durch deine Solaranlage auf deinem Wohnmobil gewinnst
Eine Solarzelle liefert unterschiedliche Spannungen über den Tag verteilt, je nachdem wie die Sonne steht. Morgens liefert das Solarpanel eine geringere Spannung als zur Mittagssonne. Damit die Batterien nicht kaputt gehen, benötigen wir den Solarladeregler, der die Eingangsspannung der Solarpanels überwacht und an deine Batterie anpasst.
Es gibt im Internet inzwischen eine riesige Auswahl für jeden Geldbeutel.
Billiger Laderegler für Solaranlage
Günstige Laderegler findet man schon für etwa 10-15€. Allerdings ist ihr Ertrag nicht optimal auf deine Batterie abgestimmt.
Guter Laderegler für Solaranlage
Das beste was es zur Zeit gibt, ist der sogenannte MPPT Laderegler. Diese optimieren über die Ertragszeit, also über den gesamten Tag, die Leistung der Solarzellen.
Mit einem MPPT Laderegler gewinnt man ca. 30 % mehr Leistung, als mit einem gewöhnlichen Solarladeregler. Solltest du aber eh nur wenig Strom in deinem Camper benötigen, kannst du auch einen einfachen Ladregler verbauen.
Ich nutze selbst mittlerweile den Victron Bluestar MPPT 100/15 und bin sehr zufrieden. Der vorherige Laderegler war ohne MPPT und hatte daher eine geringer Ausbeute der Solarenergie.
Welche Amperezahl braucht dein Solarladeregler
Beim Kauf deines Solarladereglers musst du eigentlich nur zwei Kennzahlen beachten:
1. Wie hoch ist der maximale Strom deiner Solarzellen?
2. Und mit wieviel Ampere darfst du deine Batterien laden?
Du musst also die korrekte Amperezahl für den Kauf deines Solarladereglers kennen.
Auf diese Weise findest du es raus.
Rechenbeispiel:
100W Panel: Solarpanel/Arbeitspannung=Ampere (100 Wp / 18V = 5,5 A)
200W Panel: Solarpanel/Arbeitspannung=Ampere (200 Wp / 18V = 11,1 A)
Die Arbeitsspannung der Solarpanels kann unterschiedlich sein, ich habe hier mit 18V gerechnet, was weit verbreitet ist. Schaue daher auf dein eigenes Panel und trage den Wert ein. Solltest du keines haben, rechne erstmal mit 18V.
Mit dieser Rechnung weißt du, wieviel Strom von deinen Solarpanels im Laderegler ankommt.
Jetzt musst du dich damit befassen, welche Aufbaubatterie du verbaut hast! Denn nicht jeder Laderegler passt zu jeder Batteriekapazität.
Auch hier können wir wieder eine Faustformel anwenden. Die Batterie wird mit i.d.R. mit rund 10% ihrer eigenen Kapazität über den Laderegler geladen. Eine 90A Varta Batterie kann also über den Laderegler rund 9A aufnehmen.
Ich selbst habe 180A Batteriekapazität in meinem Camper verbaut. So kann ich maximal 18A als Laderegler verbauen. Ich habe mich daher für den Victron Bluestar MPPT 100/15 mit 15A entschieden.
Solaranlage auf dem Wohnmobil – eine Montageanleitung
Wie ich weiter oben schon erwähnte, habe ich mir ein Komplettset gekauft und dieses mit einem MPPT Laderegler diesen Sommer optimiert. Mein Set kam von Fritz-Berger und hatte damals 650€ gekostet. Heute würde ich aber dieses Set mit 200 Watt empfehlen:
Donnerwetter – und vielen Dank für diese , toll detaillierte Ausarbeitung und spezifizierte Gliederung über Zusammenstellung und Montage eines Solarzellen-Speichers .
Im Prinzip hätte ich eigentlich schon “ Alles on Board “ , da ich aber bisher über die Starterbatterie -75- Ampére die beiden Ladebatterien , jeweils 140 Ampére speise – und speziell , immer in der Winterzeit Probleme mit der Starterbatterie bekomme , möchte ( muss ) ich unbedingt ein anderes Konzept in Angriff ( dringensd ) nehmen .
Hierzu fehlen mir im Prinzip “ nur “ der Laderegler und die SolarPanele als Klebemaßnahme .
Problem , eigentlich nur meine “ Unfähigkeit gegenüber Elektrik Installierungen “ . Werde mir also Jemand suchen müssen , der den Umbau durchführt
Ansonsten , herzlichen Dank nochmals für diese exellent gestaltete Darstellung . Gruß aus dem Saargau .
Das Ganze ist echt einfach. Das kannst du gut selber machen.
Hallo Paul
Bitte las mich wissen, wann das Buch bestellbar wird.
Danke
Geseko
Hallo Paul,
grüße dich aus Mongolei, hatte vor der Wende in der DDR Sozialwissenschaft in Bernau studiert und arbeite in einem städtischen Kinderheim. Ab Jan. 2021 werde ich Rentner und wollte einen Minibus umbauen und durch wunderbaren Landschaften meines Heimats/Mongolei fahren. Eigentlich habe als ich bei Konrad-Adenauer Stiftung als Projektmanager arbeitete meisten Sehenswürdigkeiten und Landschaften gesehen aber es gibt noch mehr als 200 schöne Stellen sehen müssen. Recht herylichen dank für detalierten ausführlichen Erklärung über Solaranlage. Wie kann ich diesen Buch Camperausbau bekommen. Leider habe ich keinen Visakarte für internationalen Geschäfte und ich hätte gerne das Buch haben
Hallo Paul,
wie ist denn die Wärementwicklung von Solarregler und Wechselrichter. Du hast die Geräte auf Holz verbaut. Wird das nicht zu warm? Brandgefahr?
Wir bauen gerade auch aus udn haben die Batterie in einer Holzkiste, den Solarregler aussen auf der Kiste, den Wandler bauen wir wohl auch aussen auf die Holzkiste. Ein bisschen Sorgen mache ich mir bzgl. der Hitze bei Betrieb, nicht dass das Holz von hell auf einmal sehr dunkel wird.
Grüße
Holger
Dachte ich auch mal, aber das hat bei mir bisher immer gepasst.
Wenn du da Sorgen hast, dann verbaue noch ein Blech unter den Solarladeregler auf dem alles geschraubt ist.
Hallo, der Bericht ist wirklich gut gelungen, ich habe das ganze auch schon 2 mal gelesen. Es kommen aber auch Fragen auf. Warum nimmst du einen 100v solarregler wenn dein Panel gerade mal 18v liefert. Der mppt regler lebt ja , wenn ich Victron glauben darf, von dem spannungsunterschied batterie- Solarfeld. Dann wäre es doch nur konsequent ein 24v Panel zu nehmen, kostet bei Prevent gerade 10 Euro mehr.Mit diesem Spannungsunterschied kann der Regler dann viel besser arbeiten zumal man kleinere Ströme bekommt und man einen kleineren Querschnitt der zuleitungskabel nehmen kann.
MfG
Manfred
Super Anleitung. Ich muss mal gucken was ich davon für mich umsetzen kann. Ich find ja auch dein Gefährt ganz geil 😀
Hey,
Super vielen Dank erstmal für die gute Beschreibung! Ich hab mir echt einen Wolf gesucht was Solarpaneele angeht und kaum was verständliches und brauchbares gefunden. Wir würden LED-Lichterketten als Lampen und Handy/Kameraakku aufladen und den Laptop. Kühlschrank und Heizung laufen bei uns über Gas. Weißt du, ob eine 230aH und 200 Watt Solarpaneele ausreichen würden? Und würde die Solaranlage die Batterie überhaupt voll bekommen? Auf die Gefahr hin, dass es eine blöde Frage ist und ich es einfach selbst ausrechnen kann (Fehlervermeidung, husthust) das eine solche Batterie für diese Zwecke ausreichend ist?
Danke schonmal für Antworten
Schau dir mal bitte unseren Beitrag zum Thema Batterien an. Da steht alles was du brauchst.
Hey Paul, richtig nice Anleitung und auch nen mega Youtube Kanal. Ich hab vor auf mein Faltdach eine Solaranlage zu bauen. Hast du da schon Erfahrung mit gemacht? Ich frag mich halt wie belastbar so ein Dach ist und was wohl die beste Befestigungsmöglichkeit wäre..
Grüße Felix
Schwer von hier aus zu sagen Felix!
Tja, und wo kommt das Panel beim Bulli mit Hochdach und zwei Dachluken hin?