Freistehen mit dem Wohnmobil – Fakten, Regeln, Tipps
Ich möchte euch heute Tipps, Tricks, Regeln und Gesetze zum Thema Freistehen mit dem Wohnmobil nahebringen. Nicht nur, um euch zu informieren, sondern auch, damit ihr so entspannt und stressfrei wie möglich mit dem Wohnmobil verreisen könnt.
Einfach mal den Camper packen, entspannt losziehen und dort bleiben und übernachten, wo es gefällt und wo man sich zu Hause fühlt. Sei es direkt am türkisblauen Meer Frankreichs oder Griechenlands, in den Bergen Österreichs oder zwischen Blumenfeldern in Deutschland. Die Idee an sich klingt zweifellos wunderbar und lässt die Herzen von Reiselustigen höher schlagen, doch so reibungslos ist freies Stehen mit dem Wohnmobil leider nicht.
In vielen Teilen Europas kann man mit dem Wohnmobil bedauerlicherweise nicht einfach so am Waldrand oder auf dem nächstbesten Parkplatz mit schöner Aussicht übernachten. In einigen Ländern ist frei stehen bzw. übernachten mit dem Wohnmobil nämlich verboten und zieht, wird man erwischt, saftige Geldstrafen mit sich.
Ist freistehen mit dem Wohnmobil in Deutschland verboten?
Nun, nennen wir es eine Grauzone.
In Deutschland gilt nämlich das offizielle Gesetz der “Wiederherstellung zur Fahrtüchtigkeit”. Soll heißen, in Deutschland darf man überall dort, wo es nicht ausdrücklich verboten ist, für eine Nacht mit dem Wohnmobil frei stehen. Theoretisch dient diese Übernachtung bzw. Fahrtunterbrechung aber lediglich der „Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“. Fühlt man sich also mal zu müde zum Weiterfahren, kann man sich auf einen Parkplatz stellen und sich ausschlafen.
Um die “Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit” aber nicht nahtlos zum Camping übergehen zu lassen, sollte man darauf achten, sein Camping Equipment, also Stühle etc. nicht auszubreiten. So kann man sich, sollte die Polizei an der Türe klopfen, damit herausreden.
Bestenfalls verhält man sich in Sachen frei stehen mit dem Camper in Deutschland generell unauffällig und parkt jede Nacht woanders. Achtet unbedingt auf Verbotsschilder für Camper, denn diese findet man nicht selten an Plätzen, die sich grundsätzlich wunderbar zum frei stehen eignen würden.
Wo darf man in Europa frei stehen und übernachten und wo ist es verboten?
Man darf nur eine Nacht an öffentlichen Plätzen frei stehen. Campen ist in einigen Gemeinden oder Regionen dennoch ungern gesehen oder verboten, man muss sich also “auf Reisen” befinden und sollte kein “Camping Verhalten” an den Tag legen. Achtet auf etwaige Verbotsschilder für Wohnmobile! Solche findet man insbesondere direkt am Meer.
Mehr über Spanien mit dem Wohnmobil findet ihr hier. Für Belgien gehts hier lang.
Österreich, Schweiz – von Region zu Region unterschiedlich
In diesen Ländern entscheiden die jeweiligen Kantone oder Regionen. In Genf ist freistehen mit dem Wohnmobil beispielsweise komplett untersagt, auch in Wien und Salzburg darf man nicht frei stehen. In anderen Regionen entscheiden die jeweiligen Gesetze. Informiert euch am besten vor eurer Anreise!
Hier findest du mehr Infos über Österreich und die Schweiz.
Griechenland, Irland, Portugal, Dänemark, Frankreich – verboten, aber in der Nebensaison oftmals geduldet
Vom Gesetz her ist freistehen mit dem Wohnmobil verboten, doch in vielen Fällen haben die Inländer ein Herz für Camper Reisende und machen, wenn man sich ordentlich und respektvoll Mensch und Natur gegenüber benimmt, keinen Ärger. Dies gilt vor allem in der Nebensaison. Übernachtungen am Strand werden aber häufiger kontrolliert und dort gibt es meistens Verbote für Wohnmobile. Einige französische Gemeinden haben eigene Stellplätze errichtet, die sogar teilweise kostenlos sind und sehr gepflegt aussehen. Diese habe auch ich auf meiner Europareise 2018 sehr häufig zum Übernachten genutzt.
Mehr Infos über Frankreich und Portugal.
Schweden, Norwegen, Schottland – hier ist freies stehen erlaubt!
In diesen Ländern kann man es sich mit seinem Wohnmobil in Sachen frei stehen ganz offiziell gemütlich machen. Natürlich nur, wenn keine Verbotsschilder aufgestellt wurden.
Mehr zu Norwegen mit dem Wohnmobil findest du auch hier.
Ungarn, Polen, Tschechien, Russland, Kroatien, Niederlande
In diesen Ländern sind wir Wohnmobilreisende im Grunde nicht willkommen, denn es herrschen strenge Gesetze für Wohnmobile. Das freie Stehen ist komplett verboten, selbst auf einem privaten Grundstück. Eine freie Übernachtung kann sehr teuer werden, man sollte also auf ausgewiesene Stellplätze und Campingplätze ausweichen.
Lese mehr über Wohnmobilreisen in Russland hier und für die Niederlande hier.
Was tun, wenn die Polizei vor der Türe steht?
Bedauerlicherweise sind Reisende, die in ihren Wohnmobilen campen und leben, immer häufiger ungebetene Gäste. Auch, wenn wir die Polizei als ungebetene Gäste wahrnehmen, sitzen diese am Ende am längeren Ast.
Was also tun, wenn ihr erwischt werdet? Im Grunde gibt es wenig Möglichkeiten, doch entscheidet euch am besten immer für eine von den beiden hier:
- Ruhig und sachlich bleiben und die Situation erklären. Wenn ihr Cleverness bewiesen habt, indem ihr weder “Camperverhalten” an den Tag legt, noch irgendeine Art von Müll oder Lärm verursacht, könnt ihr sagen, dass ihr euch lediglich ausruhen müsst, um in ein paar Stunden wieder weiterfahren zu können. Manche Polizisten lassen euch ausschlafen und besuchen euren Stellplatz am nächsten Morgen erneut. Manche vertreiben euch an Ort und Stelle. Ganz egal, was deren Entscheidung ist: Ruhig und sachlich bleiben.
- So tun, als wärt ihr nicht da. Wenn die Polizei an eurer Campertüre klopft und mit Taschenlampen in die Fenster leuchtet, könnt ihr so tun, als würdet ihr euch nicht im Camper befinden. In diesem Falle muss man sich unter der Bettdecke verstecken, ganz still sein und sich nicht bewegen. Ob das im Endeffekt zielführend ist, müsste man selber entscheiden. Die Polizei hat dies jedenfalls noch nie abgehalten, einen Strafzettel an der Windschutzscheibe zu hinterlassen.
Wie findet man einen Platz für Freistehen mit dem Wohnmobil um zu übernachten?
Hier gilt: Vorbereitung ist die halbe Miete. Wer sich im Vorhinein schon Gedanken über den gewünschten Stellplatz macht und sich diesbezüglich per App oder persönlich informiert, hat es am Ende wesentlich leichter. Jene, die ins Blaue fahren und ihr Glück dem Zufall überlassen, haben es oft schwerer.
- Stehen auf Privatgrund: Wie bereits erwähnt, gibt es Länder, in denen man auf Privatgrund legal übernachten kann. Natürlich braucht man das Einverständnis des Grundstücksbesitzers. Dieser Privatgrund kann im Grunde alles sein. Ein Bauernhof, ein Weingut, ein Parkplatz vor einem Einfamilienhaus oder auch eine Einfahrt.
- Apps. Ach, die guten “alten” Apps. “Park4Night” oder “Campercontact” sind zwei top Camping Stellplatz Apps. Diese zeigen euch, neben klassischen und offiziellen Campingplätzen, diverse Stellplätze zum Übernachten und Verweilen. Kommentare von anderen Reisenden, Bilder, Fakten des Platzes und vieles mehr geben Aufschluss über den Zustand des Platzes und was euch dort genau an Annehmlichkeiten erwartet. Die Plätze sind mit gewissen Zeichen versehen (etwa ein grüner Baum, der für einen Waldplatz, welcher meistens nicht legal ist, steht, oder ein blauer Wohnwagen, welcher für einen privaten Stellplatz steht), welche auf einen Blick aufweisen, um welche Art von Platz es sich handelt.
- Bei Freunden und Bekannten übernachten: Wenn ihr Glück habt und Bekannte oder Freunde habt, fragt doch dort mal nach, ob ihr es euch mit eurem Camper gemütlich machen könnt.
- Auf gekennzeichneten Stellplätzen übernachten.
Goldene Regeln zum frei stehen mit dem Wohnmobil
Die Tatsache, dass freies Stehen in manchen Gegenden bzw. Ländern erlaubt oder zumindest unter Einhaltung von gewissen Regeln geduldet ist, heißt nicht, dass man als Camper Reisender tun und lassen kann was man will. Auf einer Camperreise gilt es gewisse Regeln einzuhalten und.
Goldenen Regeln für Freistehen mit dem Wohnmobil
- Sauber bleiben, ergo keinen Müll hinterlassen. Nehmt euren Müll immer mit – immer! Diesen Punkt habe ich nicht umsonst ganz nach oben gereiht, denn Müll und Camping geht, leider, immer noch Hand in Hand. Als Faustregel gilt: Verlasst euren Stellplatz sauberer, als ihr ihn vorgefunden habt.
- Niemanden mit lauter Musik oder lautem Gelaber stören. Natürlich ist es reizvoll sich zügellos und frei zu fühlen. Das bringt eine Reise im Camper ja auch mit sich. Doch gerade wenn es ums Freistehen mit dem Wohnmobil geht, solltet ihr sehr auf eure Lautstärke achten. Dieser Punkt bringt mich auch direkt zum Nächsten.
- Unauffällig verhalten. Seid euch bewusst, dass Campingstühle, Lagerfeuer oder eine Wäscheleine voller Kleidungsstücke nur dann geduldet wird, wenn man auf einem offiziellen Campingplatz übernachtet. Freies Stehen bedeutet nichts weiter, als unerlaubt zu campen. Verhaltet euch daher lieber unauffällig.
- Achtet auf Naturschutzgebiete. Solltet ihr in Betracht ziehen innerhalb eines Naturschutzgebietes zu parken und dort zu übernachten, seid gewarnt! Wenn ihr erwischt werdet, zieht das saftige Geldstrafen nach sich, denn auf Naturschutzgebieten ist Campen verboten.
- Macht nichts kaputt. Ich denke, dieser Punkt versteht sich von selbst. Achtet immer auf eure Umgebung und verhaltet euch respektvoll.
- Denkt an Tiere, deren Heimat jenes Flecken Erde ist, auf der ihr gerade mit eurem Wohnmobil steht und übernachtet.
Dies sind Grundprinzipien, an die man sich ohnehin zu jeder Tages- und Nachtzeit halten sollte.
Freistehen mit dem Wohnmobil: 5 Tipps für mehr Sicherheit und Wohlbefinden
- Immer abfahrbereit sein: Egal, wo ihr euch aufhält bzw. parkt, seid immer abfahrbereit. Habt euren Schlüssel bei der Hand und räumt euer Cockpit auf, sodass alles bereit ist, um schnell und problemlos losfahren zu können. Insbesondere, wenn ihr euch die Ausrede der “Wiederherstellung zur Fahrtüchtigkeit” zu Gebrauch machen wollt. Dazu im nächsten Absatz aber mehr!
- Immer mit der Nase voran: Parkt euer Wohnmobil immer mit der Frontseite Richtung Ausfahrt. So kann man leichter das Feld räumen und muss nicht erst mitten in der Nacht komplizierte Umkehrmanöver starten.
- Immer aufs Bauchgefühl hören: Wie in jeder anderen Lebenslage auch, hilft es auch beim Campen mit dem Wohnmobil, immer auf sein Bauchgefühl zu hören. Wenn euch der Platz, auf dem ihr mit dem Camper übernachten könntet, gefällt, er aber ein komisches Gefühl im Bauch auslöst, ist es wahrscheinlich besser, wenn ihr einen anderen Platz ansteuert.
- Immer unauffällig campen: Bestenfalls habt ihr einen sogenannten “Stealth Camper”, also einen, der von außen überhaupt nicht nach Wohnmobil aussieht. Wenn euer rollendes Zuhause aber nach einem solchen aussieht, klappt eure Stühle ein, rollt das Sonnensegel ein und räumt alles weg, was nach Campen aussieht.
- Immer mit Abstand parken. Parkt euer Wohnmobil nicht direkt neben andere Camper. Erfahrungsgemäß möchte so gut wie jeder Camperreisende seine Ruhe und sucht explizit nach Plätzen, auf denen sich keine anderen Menschen aufhalten. Sollte auf eurem gewünschten Stellplatz bereits ein Wohnmobil stehen, parkt euch doch etwas weiter weg, sodass jeder von euch noch genug Ruhe finden kann.
Fazit zu Freistehen mit dem Wohnmobil
Man kann keine allgemein gültigen Regelungen festmachen. Frei stehen ist in vielen Ländern gänzlich verboten, in manch anderen gelten regionale Unterschiede und manche EU Länder dulden freies Stehen mit dem Wohnmobil. Holt euch Informationen über Regelungen für euer Urlaubsland ein. Tourismusverbände, Apps oder der Klassiker ADAC helfen diesbezüglich, um nützliche Informationen zu sammeln. Doch egal mit welchen örtlichen Regeln man es zu tun bekommt, eines sollte klar sein: Achtsam mit Mensch und Umwelt umgehen! Wir haben auch nochmal unsere Erfahrungen in diesem Buch niedergeschrieben!
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