Der Kauf des Volkswagen T3 Bulli war eine völlig spontane und überhaupt nicht durchdachte Aktion… – so die lustigen „Reisehippies“ Janina und Markus. Aber wie so vieles hat sich alles immer zum Guten gewendet. Der Traum einen solchen „Hippiebus“ zu besitzen steckte schon ziemlich lange in den beiden.
Eckdaten zum Volkswagen T3:
- Hersteller: Volkswagen
- Modell:T3
- Baujahr: 1983
- Sitzplätze: 2
- Gesamtgewicht: 2,8t
- Kilometerstand: 340.000 km
- Hubraum: 1890
- Leistung: 87 PS
- Verbrauch auf 100km: ca. 11-12l
- Führerscheinklasse: B
- Höchstgeschwindigkeit: 110kmh
- Kraftstoff: Benzin
- Preis: 4.500 CHF
- Jährliche Reparaturkosten: 500 – 600 CHF
- Versicherung: Haftpflicht
- Kfz-Steuer: 800 CHF
Stellt euch doch mal kurz vor!
Wir, dass sind Janina (Deutsche) , Markus (Österreicher), Hund Gipsy (Rumänin) und unser T3 Herr Schrödinger (Schweizer).
Was hat euch dazu bewogen den Volkswagen T3 zu kaufen?
Jani: schon so lange habe ich von einem T3 geträumt und für mich stand fest, dass wenn wir uns irgendwann einmal einen Camper kaufen sollten und unseren Lieblingslebensstil verwirklichen, dann kann es nur ein Volkswagen T3 werden.
Ich hatte schon immer diese „naiv-romantische“ Vorstellung, dass es Liebe auf den ersten Blick sein muss und wir sofort merken, das ist unser Bus! Dem war aber leider überhaupt nicht so…
Lange haben wir nachgedacht und uns fast gegen Herrn Schrödinger entschieden.
Markus: Wie Janina schon sagte haben wir uns mal einfach so am Markt umgesehen, um einen geeigneten Camper zu finden und diesen erstmal für kleine Wochenendausflüge zu nutzen.
Dann sahen wir einen etwas in die Jahre gekommenen und super rostigen Volkswagen T3 in Bern. Gesehen, verworfen, wiedergefunden und dann nochmal angesehen.
Ja, es ist ein T3 ja es war einer mit Camperausbau. Okay den kaufen wir mal. Zuhause angekommen, angemeldet und dann stand er da.
Nach langem überlegen ob wir was anpassen sollen oder adaptieren flog kurzerhand alles raus und wurde neu gebaut, auf unsere Bedürfnisse.
Aus den Wochenendausflügen wurde der Van spontan unser Zuhause und begleitet uns seitdem quer durch Europa.
Welche Hürden bei der Anschaffung eures Campers waren schwierig zu meistern?
Schwierig oder warum wir uns fast gegen diesen Bulli entschieden, haben war ganz einfach sein Zustand.
Kurz gesagt sah er von innen wie von außen katastrophal aus! Vom ursprünglich weißen Lack war nur noch wenig zu erkennen.
Überall blühten schöne Roststellen. Der Innenausbau war zwar im Originalzustand, aber super runtergerrockt.
Zudem konnten wir uns mit diesem dunklen Spanplattenausbau nicht wirklich anfreunden. Fazit: Liebe auf den ersten Blick gibt es vielleicht nur im Märchen…..
Anfang Oktober waren wir dann für ein paar Wochen in Indonesien und haben beschlossen das Schicksal entscheiden zu lassen: sollte der Bulli nach unserem Urlaub noch da sein, gehört er uns…
Macht ihr alles am Bus selbst oder lasst ihr schrauben?
Markus: Meistens machen wir es selbst. Aber der Gute alte Schrödi war auch ein absoluter Glücksgriff in Sachen Anfälligkeit. Der Motor läuft und läuft und läuft.
Ein paar Kleinigkeiten wie einen defekten Kühlertermostat nach ca. 20.000 km mal selber wechseln oder den Motor entlüften am Strand von Teneriffa.
Ansonsten heißt es Öl und Wasser ständig im Auge behalten und immer gut zureden.
Jani: Bislang waren wir erst zweimal in der Werkstatt, einmal mit einer gebrochenen Feder in Schweden, wir haben dem Van eventuell ein wenig zu viel Offroad zugemutet, und das zweite Mal in Sevilla.
Dort wollte ich Markus vom Flughafen abholen, und bin gerade so noch ins Halteverbot reingerollt, danach sprang er einfach nicht mehr an. Starter defekt. Um die kleinen Wehwehchen kümmert sich zum Glück Markus rührend, dem Buch „wie mache ich´s mir selbst“ sei dank (ja das Buch heißt wirklich so ☺ )
Wie lange ist euer Camper schon in eurem Besitz bzw. wie lange seid ihr schon On The Road??
Herr Schrödinger gehört seit Oktober 2016 zur Familie und „die Reiseleine“ haben wir im Mai 2017 gezogen und sind seitdem unterwegs.
Wie lange habt ihr an eurem Volkswagen T3 gearbeitet, bis ihr losgefahren seid?
Tja… Plan war noch so 2-3 Jahre in Zürich zu arbeiten, GANZ IN RUHE den Schrödi nach unseren Wünschen um- ausbauen und restaurieren und dann so langsam losfahren.
Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Im Februar 2017 hatten wir so gar keinen Bock mehr, haben gekündigt uns abgemeldet und dann war es purer Stress den Schrödi fit zu bekommen.
Im Endeffekt ging jeder freier Tag, jede freie Minute nach Feierabend drauf um alles fertigzubekommen. Den alten Innenausbau komplett zerlegt und zu Brennholz verarbeitet.
Den neuen Innenausbau geplant und gebaut (Achtung Schwierigkeit: im T3 gibt es keine rechten Winkel, was uns nicht zu selten in den Wahnsinn getrieben hat).
Boden raus, Laminat rein, alte Stromleitungen raus, neue rein, den alten weißen Lack abgeschliffen, die Karosserie entrostet und grundiert.
Dann wurde er von uns beiden neu lackiert. Wir haben uns für die Rollmethode und einen seidenmatten Lack entschieden. Das Ergebnis lässt sich überraschenderweise durchaus sehen.
Wir haben den Himmel innen mit hellem Kunstleder beklebt, am Heck haben wir eine große Alukiste Marke Eigenbau befestigt. Die Kiste ist an Stahlträgern hinten an der Stoßstange geschraubt und hat enorm viel Platz.
Wir haben die Fahrrradträger montiert und eine Duschvorrichtung gebaut. Diese ist außen fest installiert und lässt sich bei Bedarf runterklappen.
Fahrer- und Beifahrersitz wurden rausgeschmissen und durch neuere ersetzt.
Küchenarbeitsplatte zugeschnitten und montiert, sodass wir dann endlich alle Leitungen im Küchenbereich fest verlegen konnten.
Vorhänge, Fliegengitter und Matratzenüberzüge genäht.
Wir haben alle Dichtungen an den Fenstern getauscht und einige Lampen ausgewechselt. Schrödi bekam neue Reifen mit super Profil und Chromradkappen.
Mein Papa hat uns noch einen tollen Tisch aus dem Stamm einer Birke gezaubert. Der Tisch ist hinter dem Beifahrersitz montiert und wir nutzen ihn als Arbeitstisch usw.
Wir haben eine ultimative Surfbretthalterung gebaut. Zwei flexible Solarpanels wurden am Dach montiert. Markus hat die vierte (!!) Batterie verbaut und ein neues, geräumiges Handschuhfach aus Alu gebaut.
Dann haben wir in die Türen noch die Lautsprecher rein geschnitten.
Wieso reist ihr mit dem eigenen Fahrzeug und nehmt nicht einfach den Flieger?
Wir waren „früher“ total viel mit dem Flieger unterwegs. Sei es mit dem Jeep durch die Karibik, mit dem Motorrad die kanarischen Inseln erkunden, mit dem Roller durch Asien oder mal eben ein Wochenende nach Portugal oder Spanien zum surfen…
Fliegen ist so einfach und schnelllebig. Obwohl man schnell am Ziel ist, kommt man nie wirklich an.
Das ist schade, denn der Weg, um den es ja eigentlich geht kommt für uns zu kurz. ZACK, bist du da und musst zusehen, dass du im fremden Land so schnell wie möglich klar kommst.
Wir haben für uns festgestellt, dass wir diese Art von reisen mit dem Bus, das Langsame, total genießen.
Es geht in erster Linie nicht um ein Ziel, sondern um das bewusste Aufnehmen der Landschaft, der Leute. Das Entdecken von Orten.
Welche Länder habt ihr bereist und was waren eure Favoriten?
In der Kurzversion sind wir gestartet in der Schweiz, hoch bis zum Nordkap in Norwegen und dann die ganze Atlantikküste runter bis zu den kanarischen Inseln zum „überwintern“.
Auf dem Weg zurück sind wir noch durch Italien, Österreich, Slowenien, Kroatien, Tschechien bis nach Holland. Das sind bis jetzt insgesamt 20 Länder.
Die Frage „was hat euch am besten gefallen“ ist unmöglich zu beantworten. Wir haben sie schon so oft gehört, aber es fällt uns einfach keine treffende Antwort ein.
Uns fallen tolle Momente und Situationen ein, die sich wahrscheinlich auf ewig in uns manifestiert haben .
Zum Beispiel das Erleben der Mitternachtssonne im tiefsten Schweden, was für uns Mitteleuropäer einfach unvorstellbar ist.
Oder das Erblicken eines Elches in freier Natur. Das Entdecken von Orten die so schön sind, dass man nicht glauben kann so ein Glück zu haben, hier übernachten zu dürfen, mitten in der Wildnis.
Das Kennenlernen von Menschen, Fremde die zu Freunden werden.
Oder in Frankreich an einem einsamen Strand zu stehen (ja die gibt’s auch tatsächlich noch in Frankreich) und ein Fremder kommt vorbei und schenkt uns ein ganzes Frühstück, einfach so.
Einen anderen Tag lernten wir einen steinalten Mann kennen und dieser schenkte uns seinen selbst gefunden Bergkristall, den er sein Leben lang schon mit sich rum trägt, damit wir weiterhin eine sichere Fahrt haben.
In solchen Momenten sind wir so unglaublich dankbar, dass wir das alles erleben dürfen.
Gab es Länder, in denen ihr als Camper-Reisende nicht so gut empfangen worden seid?
Genervt hat uns die Hauptsaison in Holland, Wildstehen ist fast unmöglich und alle Campingplätze, ja sogar normale Parkplätze sind unverschämt teuer.
Was war die längste Strecke, die ihr bisher am Stück gefahren seid mit eurem Volkswagen T3? Was war die Schönste?
Die längste Strecke war sicher von den Lofoten bis nach Göteborg innerhalb von 3 Tagen, das waren rund 1700km. Grund: so schön die Landschaft in Skandinavien auch ist, du kommst einfach nicht vorwärts.
Es ist ein stetiges „in den Fjord rein – in den Fjord raus Gefahre“. Es hat so viel geregnet und irgendwann hat’s uns gereicht und wir sind einfach gefahren, gefahren, gefahren.
Im Grossen und Ganzen waren alle Strecken wunderschön, einzigartig und lohnenswert.
Dadurch das wir immer (ausgenommen die Monsterstrecke Lofoten – Göteborg) ohne Autobahn fahren, ist jede Strecke was fürs Auge.
Andere Frage: Welche Strecke war die schlimmste? Definitiv auf Teneriffa der Weg zur Masca Schlucht, sowohl wir, als auch Herr Schrödinger ist an seine Grenzen gekommen. Kleiner Tipp am Rande: macht’s nicht, niemals!
Wo übernachtet ihr, wenn ihr mit eurem Volkswagen T3 unterwegs seid? Campingplatz? Wildcampen?
Zu 99% übernachten wir wild und suchen uns die Orte über Google Maps oder finden sie spontan und bleiben stehen.
Die 1% sind lediglich die Waschtage, einmal in 6-8 Wochen, wenn wir keine Selfservice Laundry finden.
Gibt es Dinge, die euch an eurem Camper nerven? Oder generell am Vanlife?
Dafür, dass wir absolut keine handwerklichen Vorkenntnisse besitzen und einfach angefangen sind zu bauen, ohne groß zu planen, ist uns der Innenausbau unserer Meinung nach ziemlich gut gelungen.
Wir fühlen uns total wohl. Lediglich einige Sachen haben wir mit der Zeit umsortiert und vieles aussortiert (wir hatten viel zu viel mit.
Manchmal vermissen wir eine laaaaange heiße Dusche. Die Außendusche ist zwar Gold wert, aber an kalten, windigen Tagen auch eine Überwindung.
Einzige positive Eigenschaft ist das wir sooo viel weniger Wasser benötigen.
Nicht alles ist perfekt, was könnte man an eurem Camper besser machen?
Eine Zeit lang haben wir mit dem Gedanken gespielt, unser Bett im Hochdach zu platzieren, da wir den Kampf mit dem Sand und dem Dreck von der Gipsy im Bett irgendwann leid waren.
Allerdings würde Janina wahrscheinlich regelmäßig klaustrophobische Anfälle bekommen, deswegen schlafen wir immer noch unten.
Der eine oder andere Camper gefällt euch sicher auch. Was wäre eure zweite Wahl?
Wenn wir noch mal bei 0 anfangen würden, dann richtig. Unsere Wahl wäre ein Van mit Platz, mehr Platz!
Liebäugeln tun wir schon lange mit den alten Mercedes Bussen, dann müssten wir allerdings den Führerschein für 7,5t machen.
Und irgendwie bringen wir es nicht übers Herz, unseren geliebten Schrödi einfach auszutauschen.
Nervig ist der Platzmangel auch nur, wenn das Wetter schlecht ist und es unablässig regnet.
Alles ist klamm, der Hund stinkt, nichts wird so richtig trocken und es ist einfach ungemütlich, aber es kommen ja auch wieder bessere Tage.
Arbeitet ihr auch von unterwegs aus?
Wir mussten eine Entscheidung treffen: entweder weiter reisen und jeden Gelegenheitsjob annehmen der zu kriegen ist, oder ein paar Monate die Zähne zusammenbeißen und wieder in die Schweiz zurück…..
Wo soll es als Nächstes hingehen mit eurem Volkswagen T3? Plaudert doch ein bisschen aus dem Nähkästchen!
Tja und deswegen geht es jetzt als nächstes erst mal kurz zurück in die Schweiz, für die Wintersaison und dann weiter, der Sonne folgen, zurück in den Süden.
Die „happy Reisehippies“, wie sich Jani und Markus auch selbst gern nennen, berichten auf ihrem Blog Worldwidewohnzimmer von ihren Reisen mit dem Volkswagen T3 „Schrödi“ und du kannst ihnen auch auf Instagram folgen unter Reiseleine.