Schulbus-Selbstausbau als Wohnmobil
Der GMC Vandura von „We travel by bus“
Einen Schulbus als Wohnmobil ausbauen? Diese Idee ist seit „Expedition Happiness“ nicht mehr unbedingt neu, aber für das Reisen doch ein wenig zu groß und umständlich. Eine viel bessere Lösung haben Kai und Julie gewählt.
Seit einer Weile verfolge ich „We travel by bus“, da ich ihren kleinen GMC Schulbus als einen sehr stillvollen Reisebegleiter empfinde.
Eckdaten zum Fahrzeug:
- Hersteller: GMC
- Modell: Vandura
- Baujahr: 1993
- Sitzplätze: 2
- Gesamtgewicht: 3,9T
- Kilometerstand: 320.000
- Hubraum: 6.2L
- Leistung: 165ps
- Verbrauch auf 100km: 15.5L
- Führerscheinklasse: Alte Klasse 3
- Höchstgeschwindigkeit: 150km/h
- Kraftstoff: Diesel
- Preis: 15.500.-
- Jährliche Reparaturkosten: unbekannt
- Versicherung: 650.-
- Kfz-Steuer: 200.-
Das Thema Schulbus ist ja nicht erst seit Expedition Happiness ein Traum von vielen. Wie bist du auf deinen Bus gekommen?
Wir haben uns schon eine ganze Weile nach dem passenden Fahrzeug für uns umgesehen. Sprinter, VW Bus etc. kamen für uns nie wirklich in Frage. Einen Mercedes 309 hätten wir fast gekauft, doch der wurde uns vor der Nase weggeschnappt. Das Schulbus Konzept fand ich schon immer faszinierend.
Ich habe zwei Jahre in Amerika gelebt und bin damals in den Dingern tatsächlich zur Schule gefahren, kannte allerdings auch nur diese Riesen- Versionen á la „Happiness“. Ich wusste gar nicht, dass es die auch in klein gibt.
Wir haben unseren GMC Vandura morgens in Berlin, auf dem Weg ins Café, auf der Strasse entdeckt. Gerade frisch eingetroffen aus den USA stand er auch tatsächlich zum Verkauf.
Nach dem Erlebnis mit dem Düdo haben wir dann ziemlich direkt zugeschlagen und das Ding gekauft.
Welche Hürden bei der Anschaffung deines Schulbuses waren schwierig zu meistern?
Die größte Hürde waren leider die Autoverkäufer, von denen wir den Bus gekauft haben. Meine Freundin und ich sind nicht die großen Autospezialisten und haben beim Kauf gegenüber dem Händler leider viel Vertrauen bewiesen.
Nach dem Kauf haben wir dann festgestellt, dass der Rahmen trotz neuem TÜV, zwei riesige Rostlöcher hatte.
Wir hatten schon mit dem Entkernen angefangen, als wir das festgestellt haben und standen nun vor der Wahl: Behalten, oder dem Händler das Ding wieder auf den Hof stellen.
Wir hatten uns aber schon in den Bus verliebt und wollten ihn unbedingt behalten. Die Löcher wurden dann TÜV-gerecht geschweißt und abgenommen. Diesen Fehler würde ich beim nächsten mal auf jeden Fall nicht mehr machen.
Also nie dem netten Autohändler vertrauen!
Machst du alles an deinem Schulbus selbst oder lässt du eher schrauben?
Wir machen alles selbst. Ich habe vor vielen Jahren öfter an Motorrädern geschraubt und hatte somit etwas „Vorbildung“.
Julie ist in´s kalte Wasser gesprungen. Den Rest haben wir Youtube und einer tollen Van Community zu verdanken.
Du hast dir am Anfang deines Ausbaus sicherlich einen Plan gemacht, wie bist du vorgegangen?
Da es uns bei dem ganzen Busprojekt auch um Minimalismus und Downsizing geht, wollten wir auch die Ausstattung/Ausbau relativ minimal halten.
Wir haben uns die Frage gestellt, was uns wichtig ist, wenn wir unterwegs sind und uns dann daran orientiert.
Wir schlafen beide gerne gut und lieben gutes Essen. Daraus ist dann ein festes Doppelbett und eine große Küche mit fließendem Wasser und 35L Kompressor Kühlbox geworden.
Da wir beide so viel wie möglich klettern, brauchen wir auch eine Menge Stauraum für Equipment etc.
Wichtig war für uns auch, dass wir autark sind und auch länger frei stehen können. Somit war uns eine Solaranlage extrem wichtig und ausreichend Wasser. Wir haben jetzt 4x 25L Frischwasser- Kanister, die wir jeweils unter der Spüle austauschen. Das funktioniert super.
Unser Sonnendeck bietet zusätzlichen Platz für Surfbretter, Feuerschale, Brennholz, Werkzeug oder auch als Plattform zum Frühstücken oder Fotografieren.
Wie lange hast du an deinem Schulbus als Wohnmobil gearbeitet, bis du losgefahren bist?
Bislang haben wir ca. 800 Stunden an unserem GMC Vandura Shortbus gearbeitet und sind natürlich noch lange nicht fertig. Aktuell warten wir auf unseren Holzofen und werden dann den Innenausbau hoffentlich bald beenden.
Wieso reist du mit dem eigenen Fahrzeug und nimmst nicht einfach den Flieger?
Es macht wahnsinnig viel Spaß so „langsam“ zu reisen. Du nimmst deine Umgebung ganz anders wahr und der Spruch „Der Weg ist das Ziel“ hat für uns beide durch den Bus sehr an Bedeutung gewonnen.
Im eigenen „Tinyhouse“ zu leben und zu reisen macht auch einfach viel mehr Spaß als in irgendeinem anonymen Hotel oder Apartment zu sitzen.
Welche Länder hast du bereist und was waren deine Favoriten?
Da wir ja quasi gerade erst fertig geworden sind und noch reguläre Jobs haben, haben wir es bisher nur nach Österreich und Italien geschafft. Spanien und Korsika stehen definitiv als nächstes auf dem Zettel.
Wie viele Kilometer fährst du auf deinen Reisen am Tag mit deinem umbebauten Schulbus?
Wenn wir Autobahn fahren haben wir festgestellt, dass uns maximal 300-400km pro Tag völlig ausreichen. Danach wird es stressig und macht auch keinen Spaß mehr.
Wo übernachtest du, wenn du mit deinem umgebauten Schulbus unterwegs bist?
Wir stehen am liebsten frei. Julie ist ein absolutes Google Maps Genie und hat das Talent, die tollsten Plätze aufzuspüren und wir hatten noch nie Probleme damit.
Du bist jetzt erstmal fertig mit deinem Umbau, würdest du rückblickend Dinge anders lösen?
Wir sind nach dem ersten groben Ausbau erstmal losgefahren, um wirklich zu sehen, was wir tatsächlich brauchen, am meisten benutzen und wo das am besten Platz findet.
Das war eine sehr gute Entscheidung, denn wir konnten nochmal so einiges ummodeln. Witzigerweise war die Schubladen- Aufteilung ein großes Thema. Ich denke, dass wir jetzt auf einem ganz guten Weg sind.
Der eine oder andere Camper gefällt dir sicher auch, wenn du ihn siehst. Was wäre deine zweite Wahl?
Unsere zweite Wahl wäre auf jeden Fall ein Düdo O 309. Der ist toll wegen der ganzen Fenster. Die haben wir in unserem Bus jetzt ja auch. Ich glaube mit den Ersatzteilen hat man es auch etwas einfacher als bei unserem GMC Vandura Shortbus.
Das Filmbusiness ist deine Profession. Willst du das Thema für dich nutzen und planst du Reisefilme?
Geplant habe ich das momentan nicht. Unterwegs mache ich am liebsten Fotos und kümmere mich um unseren Instagram Account. Fotos sind zur Filmerei ein toller Counterpart und ich genieße auch hier wieder den Minimalismus. Zu filmen bedeutet immer gleich ne Menge mehr an Equipment.
Reizvoll ist das Thema Youtube aber schon für mich. Es sind dort unheimlich viele talentierte Leute unterwegs, die tolle Filme machen. Ich schließe nichts für mich aus.
Wo soll es als nächstes hingehen mit deinem Camper? Plaudere doch ein bisschen aus dem Nähkästchen!
Der Plan ist es, nächstes Jahr soviel Zeit wie möglich in unserem Bus zu verbringen. Spanien und Korsika stehen auf jeden Fall auf dem Zettel. Da wir ja bis dahin hoffentlich auch unseren Holzofen eingebaut haben werden, liebäugeln wir mit Norwegen und den Lofoten. Die Welt ist so groß, da fällt die Entscheidung schwer.
Der eine oder andere Camper gefällt dir sicher auch, wenn du ihn siehst. Was wäre deine zweite Wahl?
Das ist eine schwierige Frage. Ich habe mir ja im Vorfeld genau überlegt, was ich will. Ich denke, aber ein bisschen mehr Wohnraum wäre schon ganz nett. Da kommen wir dann aber direkt in die LKW Liga (wenn es Offroad tauglich bleiben soll) mit Koffer…
Ich habe auf meiner Reise bisher so viele tolle Individualumbauten gesehen…
Ok, um dann jetzt mal einen zu nennen. So einen Unimog mit selbst ausgebautem Koffer drauf, das wäre vielleicht mal eine Alternative.
Aber ne, es bleibt erst mal bei meinem T3 Syncro.
Klasse Schulbus Kai und Julie! Eine Menge Leute beneiden euch sicher um euer gelbes Reisemobil. Reparaturen bleiben uns allen nicht erspart und ich finde ihr habt eines der schönsten Fahrzeuge, die ich aus Deutschland kenne.
Wer den Beiden auf Reisen folgen will, der schaut mal bei Instagram vorbei!
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Weitere Artikel von Reisenden und Wohnmobilausbauten findest du in der Rubrik Stories.
1) Das Modell, welches sich Kai und Julie auch vorstellen können, ist der Mercedes von Home is my Carstle. Dieser hat allerdings einen Kofferausbau.
2) Die Geschichte zu „Van I come around“ und seinem Volkswagen T2 kannst du hier sehen.
3) Den ehemaligen Krankentransporter von Kofferkumpel findest du hier.
4) Du hast Interesse an einem Bulli 4×4? Dann ließ dir den Artikel zum VW T3 Syncro durch.
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