Hyundai Terracan – Nach Innenausbau mit Dachzelt auf Weltreise
Deedrah und Valentin fahren ein für größere Reisen eher ungewöhnliches Auto – den Hyundai Terracan. Eine absolute Rarität. Zufällig haben wir die beiden an den Nomad Games in Kirgistan getroffen.
Als uns dann die Zwei noch erzählt haben, dass sie im November in Vladivostok sein wollen und dabei geplant haben, die Nächte im Dachzelt zu verbringen, waren wir sofort Feuer und Flamme und wollten mehr über sie, ihr Fahrzeug und ihre nicht ganz alltägliche Reiseroute erfahren.
Eckdaten zum Hyundai Terracan:
- Hersteller: Hyundai
- Modell: Terracan
- Baujahr: 2005
- Sitzplätze: 2
- Gesamtgewicht: 3.100 kg
- Kilometerstand: 200.000 km
- Hubraum: 2,9 l
- Leistung: 163 PS
- Verbrauch auf 100 km: 11,5 l/100 km
- Führerscheinklasse: B
- Höchstgeschwindigkeit: Reisegeschwindigkeit ist 90 km/h
- Kraftstoff: Diesel
- Preis: Auto 6.500 CHF und Ausbau ca. 30.000 CHF
- Versicherung: ca. 1000 CHF
- Kfz-Steuer: 400 CHF
Ihr habt euch für ein relativ neues Fahrzeug entschieden – Warum?
Den Hyundai Terracan hat Valentin schon gekauft, bevor wir den Plan unserer Reise hatten. Da es Valentin zum Offroaden benutzte, hat er es schon vor der Reise entsprechend umgebaut. Die Idee, das Auto in einen Camper zu verwandeln, kam erst während unserer Reiseplanung auf.
Hattet ihr nicht Angst, dass ihr auf der Reise mit schlechtem Diesel oder der Elektrik auch mal Probleme haben könntet?
Die Elektrik ist beim Hyundai Terracan kein Problemkind. Funktioniert es trotzdem einmal nicht wie gewünscht, ist Valentin als gelernter Elektriker der richtige Mann. Zudem findet man im Internet in den entsprechenden Foren Hilfe.
Als wir in Usbekistan in einer Oase standen, ging der Spannungswandler der Lichtmaschine kaputt und die Batterien wurden nicht mehr geladen.
Damit wir überhaupt weiterfahren konnten, haben wir dann unsere portablen Solarzellen auf das Dach geschnallt und an die Batterien angeschlossen.
Wir konnten zwar nur tagsüber fahren und durften weder Licht, noch Klimaanlage noch das Radio laufen lassen, doch wir haben es bis ins 500 km weit entfernte Tashkent geschafft.
Wie war die Suche nach dem passenden Fahrgestell? Welche Hürden gab es bei der Anschaffung zu meistern?
Als ich mich für den Kauf eines Hyundai Terracan entschieden habe, schaute ich ein paar Modelle an und nach zwei Monaten fand ich unser jetziges Auto.
Dies habe ich einem Bauer abgekauft, was man am Anfang dem angenehmen Stallgeruch im Innern des Fahrzeugs entnehmen konnte.
Ihr habt am Fahrzeug noch einiges geändert – Was genau? Und seid ihr zufrieden damit? Habt ihr alles selber gemacht?
Folgendes haben wir in Eigenregie geändert, bzw. noch nachgerüstet:
- Hecksperre
- Frontsperre
- Unterfahrschutz
- Fahrwerk mit zusätzlicher Luftfederung
- Zusatztank (insgesamt 145 l Tankvolumen)
- Front- und Heckstoßstange mit Winde und Radhalter
- Kompressor
- Freilaufnaben
- Doppelbatteriesystem
- Entsprechende Bereifung
- Zusätzlicher Dieselfilter
- Hochgelegte Luftansaugung
- Dachgepäckträgerleisten vom T5 auf das Dach montiert
Den Innenausbau unseres Autos haben wir bis zum jetzigen Stand vier Mal geändert, weshalb Valentin einige Löcher auch wieder zuspachteln musste.
Der erste Ausbau war sehr spartanisch und nur für kleinere Trips geeignet. Beim zweiten Ausbau wollten wir weiterhin die Rücksitzbank nutzen. Dies sagte uns längerfristig aber nicht zu.
So kam es zur dritten Version; wir bauten die Rücksitzbank aus und eine riesige Box mit viel Stauraum ein – leider war sie sehr schwer, da wir dicke Multiplexplatten verwendet hatten. Für unsere jetzige Reise war es uns wichtig, dass wir für den Fall der Fälle eine Schlafgelegenheit im Innern des Fahrzeugs haben.
Zwei Wochen vor der Abfahrt rissen wir nochmals alles raus und bauten unsere jetzigen Staukästen, welche zu einem Zusatzbett umfunktioniert werden können, ein.
Weiter haben wir auch eine Standheizung, welche die warme Luft in unser Dachzelt, wo wir im Normalfall schlafen, blasen kann. Eine neue Kühlbox mit kleineren Außenmaßen als die alte, kam auch noch auf den letzten Drücker hinzu.
Obwohl unser Auto verglichen mit anderen Reisemobilen klein ist, haben wir auch eine Markise und allerlei an Werkzeug und anderen Sachen dabei.
Erledigt ihr die Arbeiten an eurem Hyundai Terracan auf der Reise selbst?
Valentin hat das komplette Auto selbst umgebaut und er kennt jede Schraube auswendig. Gehen wir trotzdem mal in eine Werkstatt, kennt er sich in den meisten Fällen besser aus als die Mechaniker und hilft deshalb auch fast immer mit.
Wann kam bei euch das erste Mal die Idee auf, so lange reisen zu gehen? Und war dann auch gleich klar, dass ihr mit dem Hyundai Terracan losfährt?
Deedrah: Mein Traum war es schon seit längerem, eine grössere Reise in Australien zu machen. Vor einigen Jahren kam dann Valentin in mein Leben und ich habe ihm davon erzählt.
Je länger er darüber nachdachte, desto besser gefiel ihm die Idee. Das Wichtigste war aber für ihn, dass sein Auto auf die Reise mitkommen konnte.
So war die Idee geboren, über den Landweg nach Australien zu fahren und dafür auch eine längere Zeit einzuplanen, damit es sich lohnt, zu Hause den Job zu kündigen und alles aufzugeben.
Wie lange seid ihr schon unterwegs und wie lange habt ihr insgesamt Zeit für eure Reise?
Wir sind vor 5 Monaten gestartet und bis und mit Australien haben wir für zwei Jahre Zeit eingerechnet. Für uns kommt es auch in Frage, unterwegs zu arbeiten, weshalb es zur Zeit so ausschaut, als dass die Reise noch länger dauern wird und wir freuen uns schon auf weitere Abenteuer.
Wieso sollte die Reise gen Osten gehen?
Australien war unser erstes Ziel und dazu ist der Weg in den Osten der einfachste. Wir haben auch genügend Zeit im Gepäck und können so unterwegs die verschiedenen Länder und Kulturen Asiens auskundschaften.
Ihr habt mir erzählt, dass es so spät im Jahr (also im Oktober) noch in die Mongolei gehen soll, anschließend sogar bis zur russischen Pazifikküste und dann weiter nach Australien. Habt ihr keine Angst vor dem sibirischen Winter und der Kälte?
Wir hoffen, dass es nicht so kalt wird, bis wir im November von Wladiwostok aus verschiffen. Unser Dachzelt können wir mit der Standheizung erwärmen und zudem haben wir in Kirgistan noch zwei Schaffelle gekauft.
Wir sehen dem ganzen Abenteuer zur Zeit ziemlich entspannt entgegen. Und als letzte Option gönnen wir uns einfach ein beheiztes Gästehaus, wenn es wegen der Kälte nicht mehr angenehm ist, in unserem Auto zu schlafen.
Arbeitet ihr unterwegs oder habt ihr gespart?
Wir haben auf diese Reise gespart und mit unserem geplanten Budget werden wir voraussichtlich gut zwei Jahre inklusive der Verschiffungen über die Runden kommen.
Wir sind auch nicht abgeneigt, unterwegs zu arbeiten, wenn wir etwas finden werden, was uns Spaß macht. Wenn wir damit unsere Reise verlängern können, machen wir dies gerne.
Welchen Song hört ihr auf eurer Reise am liebsten?
Wir haben eine Playlist, die einfach durchläuft. Wenn wir wissen, dass es mal ein langer Fahrtag wird, verkürzen wir ihn gerne mit Hörbüchern. Zur Zeit hat uns die Serie von Codex Alera in ihren Bann gezogen.
Welches Land, wo ihr bisher auf der Reise durchgefahren seid, würdet ihr gerne nochmals besuchen?
Valentin: Georgien
Deedrah: Kirgistan
Was vermisst ihr am meisten, seit ihr unterwegs seid?
Valentin: Schweizer Käse
Deedrah: seit Georgien – gutes Essen
Gibt es schon Pläne für danach?
Wir haben noch keine konkreten Pläne, jedoch schwirren einige Ideen in unseren Köpfen herum. Eine Idee ist zum Beispiel, unser Auto nach Südamerika zu verschiffen.
Würde das Geld nicht reichen, könnten wir uns auch vorstellen, wieder für einige Monate in die Schweiz zurück zu kehren, um zu arbeiten.
Zudem haben wir auch geplant, unterwegs für Kost und Logis zu arbeiten, wodurch unser Budget nicht strapaziert wird und wir trotzdem Land und Leute kennen lernen können.
Wo soll es als nächstes hingehen mit eurem Camper? Plaudert mal ein bisschen aus dem Nähkästchen?
Wir werden nun nach Almaty fahren, wo wir einige Reparaturen am Auto erledigen wollen und zudem werden wir dort auch unser Visa für die Mongolei besorgen.
Danach geht es über Russland in die Mongolei und anschließend zum Verschiffen zurück nach Russland, wo wir bis ganz in den Osten nach Wladiwostok fahren werden.
Erst einmal ein großes Dankeschön, dass ihr euch Zeit genommen habt für das Interview und alle an eurer Reise teilhaben lässt. Möchtest du noch mehr zum Umbau am Terracan erfahren oder einfach gerne den Zweien auf ihrer Reise folgen, kannst du dies auf ihrem Blog tun.
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