Lifepo4 Batterie im Wohnmobil
Lithium-Ionen-Akku mit 12V
LiFePo4 Akkus für Wohnmobile sind zurzeit in aller Munde und sollen endlich das Batterieproblem in unseren Campern lösen. Viele Ladezyklen, wenig Gewicht und eine Entnahme von nahezu 100 % sollen möglich sein. Dagegen stehen, auf den ersten Blick, nur die hohen Anschaffungskosten.
Ich habe mich nun mit dem Thema beschäftigt und die Wundertechnik unter die Lupe genommen. Ist der hohe Anschaffungspreis tatsächlich der einzige Nachteil oder bringen die LiFePo4 Batterien noch weitere Nachteile mit sich? Es hört sich alles vielversprechend an – ist es das auch?
Wie funktioniert eine Lithium Batterie im Wohnmobil überhaupt
Hier könnten wir nun tief in den Bereich der Chemie eintauchen, was aber zu kompliziert wäre. Daher will ich das mal total einfach erklären. Ein LiFePo4 Akku funktioniert im Prinzip wie ein Tank, den du beliebig füllen und auch entleeren kannst. Du kannst nahezu alles entnehmen und dann wieder auffüllen – wann immer du magst. Das ist ein riesen Vorteil dieser Technik.
Was Du darüber wissen solltest
Da du nahezu die gesamte gespeicherte Energie verwenden kannst, musst du nicht mehr so große Batterien mit dir herumfahren. Du sparst Gewicht – und das nicht wenig.
Statt einer großen Gel-, oder AGM Batterie genügt eine kleine LiFePo4 Batterie. Da die Energiedichte bei LiFePo4 auch höher ist, bringen diese Batterien von sich aus schon weniger Gewicht mit sich.
LiFePo4 haben eine Energiedichte von ca. 100 Wh/kg oder bei 12V – 8,3 Ah/kg.
Bleibatterien, wie es Gel-, oder AGM Batterien sind, haben eine Energiedichte von ca. 30 Wh/kg was bei einer 12 V Batterie 2,5 Ah/kg sind.
Im gleichen Maß wie die Batterie eine Gewichtsersparnis mit sich bringt, kann man entsprechend seine Solaranlage kleiner auslegen, da wieder weniger geladen werden muss. Dies bringt wieder eine Einsparung beim Gewicht sowie im Geldbeutel mit sich.
Es ist klar, dass man eine komplett leere Batterie mit einer kleineren Solaranlage an einem Tag nicht voll bekommt, aber dies ist bei einer LiFePo4 Batterie auch nicht weiter schlimm. Hast du ein paar Tage schönes Wetter, füllt sich die Batterie wie von selbst.
Leider reagiert eine LiFePO4 Batterie viel empfindlicher auf kalte Temperaturen. Du kennst es von deinem Handy oder von deinem Laptop, wo schon lange Lithium Batterien verbaut werden. Trägst du beides in der Kälte herum, halbiert sich der Ladezustand des Akkus mal ganz schnell.
Auch beim Laden in der Kälte tun sich die Akkus schwer. Es werden von verschiedenen Herstellern verschiedene Daten angegeben – achte beim Kauf darauf. Wenn du deine Lithium Batterie bei 0 °C nicht mehr laden kannst, wäre das nicht so toll. Es gibt Hersteller, die geben als Tiefstwert für die Ladung 0 °C an, andere wiederum – 45 °C.
Eine Nutzung von LiFePo4 Batterien bis + 10 °C ist praktische problemlos. Darunter werden hohe Stromentnahmen eher problematisch.
Auch sollte man Über- und Tiefenentladungen vermeiden. Beides kann zum Totalausfall der LiFePO4 Batterie führen. Deswegen ist ein Batterie Management System (BMS) nötig. Dies sorgt dafür, dass die einzelnen Zellen innerhalb einer Batterie gleich geladen werden, da diese ebenfalls sehr empfindlich auf unregelmäßige Beladung reagieren.
Zum Glück ist dieses System in den meisten Batterien integriert, sodass man sich wenig Gedanken darüber machen muss.
Alles hat Vor- und Nachteile auch die LiFePo4 im Wohnmobil
LiFePo4 Akkus sind ein weiterer und guter Fortschritt in der Akkutechnik, werden aber auch nur einen Evolutionsschritt auf der Suche nach dem perfektem Speichermedium bleiben. Hier zeige ich dir alles nochmals im Überblick.
Was für LiFePo Akkus spricht im Wohnmobil
- Durch die höhere Energiedichte und die geringere Kapazität sparst du rund 50 % Gewicht im Gegensatz zu einem normalen Blei Akku ein.
- Außerdem sparst du dir wertvollen Platz LiFePo4 haben eine ca. 5 mal höhere Zyklenfestigkeit, was eine längere Lebensdauer des Akkus bedeutet.
- Sehr hoher Wirkungsgrad – es können fast die gesamten 100 % der geladenen Energie entnommen werdenEine LiFePo4 Batterie ist sehr gut mit einer Solaranlage zu versorgen, da nicht permanent gewisse Ströme oder Spannungen benötigt werden und die Batterie auch nicht vollgeladen werden muss.
- LiFePo4 haben eine hohe Leistungsdichte, was bedeutet, dass du auch über einen langen Zeitraum viel Energie entziehen kannst, wenn du zum Beispiel einen großen Wechselrichter damit betreiben willst.
- Anders als bei den meisten anderen Batterietypen, sind LiFePo4 Akkus eigensicher – laut Hersteller gilt eine Brandgefahr als unmöglich.
- Wenn man die Batterien richtig lagert, weisen sie nur eine minimale Selbstentladungen auf. Durch einen längeren Lebenszyklus sind die Batterien umweltverträglicher und somit kannst du sie gewissenhafter Nutzen.
- Spezielle Ladekurven und Programme sind inzwischen in jedem Ladegerät auch für LiFePo4 Akkus gespeichert. Ist dies nicht der Fall, sind die Batterien so flexibel, dass sie auch mit einer normalen Blei-Säure Konfiguration geladen werden können.
Nachteile von LifePo4 im Wohnmobil
- Die Anschaffungspreise sind noch ca. 5 mal höher als bei einer AGM oder Gel Batterie mit gleicher Kapazität
LiFePo4 reagieren empfindlich auf Überladung sowie Tiefenentladung – dies kann bis zum Totalausfall der Batterie führen. - Ein Batteriemanagement System ist absolute Pflicht und kostet zusätzlich Geld, wenn es nicht schon in der Batterie verbaut ist, wie bei den meisten Herstellern.
- Bei einem Zellverbund, wie es in einer normalen 12 V Batterie der Fall ist, benötigst du ein Balancer System. Es ist aber in allen fertigen Batterien bereits verbaut.
- Eine Bestimmung des Ladezustands ist aufgrund des flachen Spannungsverlaufs sehr schwer – hier solltest du zu einem Batteriecomputer greifen, wenn dir die Ladestände wichtig sind, für welche du wiederum löhnen musst
LiFePo4 Akkus reagieren sehr empfindlich auf Temperaturschwankungen.Manche Hersteller geben an, dass man unter Null Grad die Batterien nicht mehr laden darf. Auch verlieren diese Batterien in der Kälte erheblich an Kapazität
Der Vergleich von Lithium Ionen Akkus und anderen Batterie Arten
Ich will hier mal ein Vergleich wagen, der zum Nachdenken anregen soll. Es ist klar, dass die LiFePo4 Akkus viele Vorteile gegenüber einer konventionellen Batterie mit sich bringen und dies bei gleichem Preis bezogen auf den nutzbaren Zeitraum (5 – Fache Kosten dafür 5 mal soviel Ladezyklen).
In meinem Vergleich werde ich einen 100 AH Lithium Ionen Akku einem 210 AH Gel Akku gegenüberstellen. Hält man sich an die Vorgabe, dass man einer Batterie im Idealfall nicht mehr als 40% der Gesamtkapazität entnehmen sollte, kann man diese Batterien durchaus von der zu nutzenden Kapazität vergleichen.
Eine Gel Batterie namhafter Hersteller in dieser Größenordnung kostet um die 500 €. Bei einem LiFePO4 Akku zahlt man ca. 1300 € – also ca. das Zweieinhalbfache, wie man es auch oft im Netz liest.
Die Nutzungsdauer – wohl der wichtigste Faktor einer Batterie und hier spreche ich aus Erfahrung. Seit 4 Jahren fahre ich nun schon Gel Batterien mit mir rum und lebe seit mehr als zwei Jahren in meinem Reisemobil. Meine Akkus sind noch wie am ersten Tag und werden meiner Meinung nach nochmals 3-5 Jahre drin bleiben.
Rechnet man das mit der 5 fachen Lebensdauer hoch, müsste ein LiFePo4 Akku ca. 40 Jahr halten, was natürlich super wäre. Folgt man den Fakten sind die LiFePo Batterien gleich teuer wie konventionelle Batterien – nur bekommt man noch vieles wie die Gewichtsersparnis oben drauf.
Was wohl keiner zahlen kann, ist die Zeit durch den entfallenen Umbau und die Nerven, die man sich spart. Ausserdem tut man der Umwelt was gutes – wohl das wertvollste daran.
Von was ich abraten kann bei LiFePo4 im Wohnmobil
Hast du vor, dir eine LiFePo4 Akku zuzulegen, gibt es inzwischen viele Anbieter die Komplettsysteme anbieten. Akku kaufen, den Alten raus den Neuen rein und fertig. Natürlich findet man im Netz auch sogenannte Selbstbau-Kits die einem erst mal viel günstiger erscheinen.
Kauft man aber dann das ganze Zubehör, also ein Management System, die Balancer, die Verbinder und was noch alles dazu gehört dazu, spart man nicht mehr so viel Geld, wie es augenscheinlich mal war.
Das Risiko etwas falsch zu machen bei einer solchen Investition, wäre mir doch zu hoch.
Bist du kein Bastler und auch nicht absolut vertraut mit dieser Materie, dann lass die Finger von solchen Kits und greif zu einer fertigen LiFePo4 Batterie.
Meine Empfehlung für LifePo4
LiFePo4 Akkus sind eine tolle Sache und bringen viele Vorteile mit sich. Die Hürde der Anschaffung ist noch gewaltig, da die Preise hoch sind und die Hemmschwelle, so viel Geld auf einmal liegenzulassen, entsprechend hoch ist.
Aber lass die Zeit für dich arbeiten – es ist schon ein deutlicher Trend zu sehen, dass auch diese Technik erschwinglicher wird und somit bald für jedermann bezahlbar ist.
Momentan kann ich die Billighersteller noch nicht empfehlen. Kauf lieber einmal richtig und sei glücklich damit – Nachteile wie eine Ladefähigkeit bis nur 0 °C sind in meinen Augen ein großes Manko, gerade wenn du deinen Camper nicht dauerhaft nutzt und heizt.
So kann ich dir zu folgendem raten – hast du vor, dauerhaft in deinem Camper zu leben, ist eine LiFePo4 Batterie eine sinnvolle Anschaffung, die dir viel Nerven und Zeit spart – wohl dein wertvollstes Gut.
Nutzt du deinen Camper nicht dauerhaft, kann ich weiterhin eine AGM oder Gel Batterie als Versorgungsbatterie empfehlen. Warte bis die Preisspanne nicht mehr so gewaltig ist, dann lohnt es sich eher.
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