Reisen mit Kind im Wohnmobil um die Welt
Tipps wohin und wie es gehen kann!
Reisen mit Kind? Die meisten Eltern trauen sich eine große Reise mit Kindern nur selten zu. Dabei muss es nicht schwierig sein.
Masha, Anna und Dimi – sie kommt aus Russland er aus Kasachstan. Masha mit ihren 6 Monaten kann man schon fast als Weltenbürger bezeichnen. Alle Drei reisen zusammen bis in den Süden der Türkei – in einem kleinen Toyota Bus.
Ausbauen war nicht die Priorität der Dreien – Reisen war angesagt und mit der kleinen Tochter viel Zeit verbringen, sowie Neues erleben und Menschen kennen lernen.
So geht es hier weniger um einen tollen alten Toyota, sondern mehr um eine tolle, spannende Reise eines interessanten Gespanns. In Katskhi (Georgien) haben sie sich die Zeit genommen, mir ein paar Fragen zu beantworten – es lohnt sich.
Was hat sich durch das Reisen mit Kind geändert, seit Masha mit an Bord ist?
Kurzum – wir geraten öfter aneinander.
Vorher sind wir mehr im Stil eines Backpackers gereist – ohne eigenes Auto. Wir haben die Möglichkeiten des öffentlichen Verkehrsnetzes intensiv genutzt und unser Netzwerk aus Freunden abgerufen, die überall leben.
Wir haben bis dahin kein eigenes Auto gebraucht, um auch die extrem Weiten strecken zurück zu legen – in Russland ist das öffentliche Verkehrsnetz sehr gut ausgebaut und das Eisenbahnnetz zum Beispiel sehr günstig.
Zwar bist du mit einem Auto freier unterwegs, aber es bringt andere Einschnitte mit sich. Außerdem sollte man mit einem Baby auf Reise nichts mehr planen – nur noch kleine Schritte und Ziele setzen.
Haut es nicht hin, wie man es gerne hätte, sollte man allzeit einen Plan B aus der Tasche zaubern können.
Ihr seid beide Bergführer und liebt es, die damit verbundenen Sportarten zu leben. Du hast mir erzählt, dass ihr auch weiterhin so weiterleben wollt – gibt es denn keine Probleme bei Reisen mit Kind?
Wir versuchen so viel Zeit wie möglich mit unserer Tochter zu verbringen und unsere Jobs helfen dabei, dass wir unsere Zeit auch sehr individuell einteilen können.
Auch beim Sport nehmen wir die Kleine mit. Wo wir hingehen, soll sie mitkommen und ein Leben in der freien Natur genießen. Natürlich ist uns bewusst, dass wir nun nicht mehr so wie vorher agieren können und sowohl in der Schwierigkeit als auch was das Risiko anbelangt, einige viele Gänge zurückschalten müssen.
Das ist aber in Ordnung für uns, solange wir alles zu dritt machen können. Es werden nur noch leichte Skitouren unternommen. Zum Klettern suchen wir uns Mitstreiter, so kann man sich abwechseln.
Einzig das Wandern ist etwas, wo wir am wenigsten Einschnitte hinnehmen müssen, was wir sehr genießen.
Ich persönlich finde es toll, dass ihr versucht, alles unter einen Hut zu bekommen. Ich kann mir aber vorstellen, dass das nicht bei allen Anklang findet?
Nein leider gar nicht. Hier im zentralasiatischen Raum wird vorwiegend noch sehr traditionell gedacht und so eckt man als Bergführerin schon ohnehin an – versucht man dann noch seine sechsmonatige Tochter einzubinden, findet man genügend Leute, die aufschreien.
In solchen Situationen bin ich über Dimi froh, der zu 100% hinter mir steht. Er ist bei der Erziehung ein genauso wichtiger Teil wie ich und so vertritt er auch unseren Lifestyle. Wir machen eben alles zusammen.
Er passt sehr gut auf die Kleine auf – manchmal denke ich, er macht es besser als ich.
Manchmal bekommen wir harsche Kritik und dürfen uns diverse Vorurteile und Belehrungen anhören. Andererseits bekommt man auch Positives zu hören von Müttern und Sportlern auf der ganzen Welt.
Hast du dein sportliches Programm auch während der ganzen Schwangerschaft durchgezogen?
Nein – ich habe lange mit meinem Programm weitergemacht und dabei versucht, bestmöglich auf alles zu achten, was anfänglich auch super ging.
Am Ende blieb mir dann noch Yoga, was mir aber gereicht hat, um sportlich zu bleiben.
Zum Glück ging die Schwangerschaft über den Sommer, so musste ich meine größte Leidenschaft nicht missen – das Skitouren.
Hattet Ihr das Reisen mit Kind schon während der Schwangerschaft geplant?
Wir hatten so unsere Vorstellungen, aber das Gewissen hat man erst, wenn der kleine Knopf da ist. Man weiß ja nie, ob das Kind komplett gesund zur Welt kommt, oder ob es während oder nach der Geburt irgendwelche Komplikationen gibt und man danach aufwendige Behandlungen in Anspruch nehmen muss.
Wir hatten mit unserer Masha großes Glück und die Kleine ist kerngesund.
Auch wollten wir nicht sofort los. Wir haben den Winter in Sochi verbracht und konnten so auch noch ein wenig unseren Jobs nachgehen. Im Frühling ist Masha sechs Monate alt geworden und die Zeit hat gepasst – wir sind endlich los.
Ihr habt euch auch bewusst gegen einen Ausbau eures Busses entschieden – warum?
Wie ich schon erwähnt hatte, haben wir ein sehr großes Netzwerk an Freunden, welche verstreut auf der Welt leben.
Dies nutzen wir hauptsächlich um unterzukommen, Wäsche zu waschen oder auch mal eine heiße Dusche zu genießen.
Natürlich bleibt die eine oder andere Nacht in einem Hostel, Hotel oder auch mal im Zelt auch nicht aus.
Für mich bedeutet dies auch Sicherheit. So habe ich immer Kontakt zu ortskundigen Menschen, falls mal etwas ernsthaftes passieren sollte.
Außerdem kommen wir dann immer an aktuelle Infos, die in den Bergen unablässlig sind. So können wir gut planen, ob wir bestimmte Aktionen erst gar nicht angehen.
Auch ist es schön, all seine Freunde zu sehen und man bleibt in Kontakt – die kleine Masha verzaubert natürlich all unsere Gastgeber.
Wie lange seid ihr unterwegs und wie finanziert ihr das Reisen mit Kind?
Wir leben momentan von Erspartem – haben uns ein finanzielles Polster aufgebaut. Ausreizen wollen wir es aber nicht.
Drei Monate wollen wir dieses mal reisen. Auch ist uns klar, dass wir günstiger Reisen könnten und mehr unseren Hobbys folgen könnten, wenn wir es anderes anstellen würden.
Aber mit dem Bus haben wir eine Freiheit, die wir genießen. Außerdem ist es für uns drei ein tolles Abenteuer – und es wird nicht das Letzte sein.
Als freischaffende Bergführer haben wie die Chance, uns immer mal wieder drei Monate frei zu halten – das werden wir auch wieder machen.
Wo soll es als nächsten hingehen mit eurem Bus? Plaudere mal ein bisschen aus dem Nähkästchen!
Gerade steht Georgien, Armenien und der Süden der Türkei auf dem Plan. Wir wollen ein wenig Skitouren, viel klettern und vor allem die Zeit zu dritt genießen.
Kommenden Herbst/Winter steht dann der Aralsee und die kasachische Seite des Altai auf unserer Wunschliste. Ob wir das angehen können, wird sich zeigen, vielleicht ist bis dahin schon wieder alles anders und wir haben wieder alles umgeworfen.
Spontan sein ist mit einem Kind wohl die beste Planung!
An diesem Beispiel kann man mal wieder sehen, es braucht nicht viel um zu Reisen. Auch mit einem Kind ist das individuelle Reisen mit einem Kind möglich.