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Carnet de Passage – was ist das?

Carnet de Passage – was ist das?



Viele fragen sich, um was es sich bei einem Carnet de Passage handelt? Dieser Beitrag soll dir dabei helfen, einen ersten Einblick in das Thema zu bekommen.

Wer schon einmal mit dem Auto außerhalb von Europa unterwegs war, kann ein Lied von nervigen Visa-Angelegenheiten singen.


Aber es gibt neben Visas noch weitere Stolperfallen bei der Reise mit dem Auto durch die Welt.

Daher befassen wir uns heute mit dem “Carnet de Passage”. Denn wer dieses Dokument nicht dabei hat, wird an einigen Ländergrenzen dieser Welt nicht weiterkommen.




Carnet de Passage: Was ist das?


Steffi von “lebusblanc” hat mir dazu geschrieben und wollte einige Infos von mir haben. Das wollten die Beiden in ihrem Leserbrief wissen:

“Hallo Paul, begeistert verfolgen wir den Verlauf eurer Reise. Wir haben gesehen, dass ihr auch im Iran wart. Musstet ihr für die Einreise mit dem Auto eine Kaution hinterlegen? Wir haben mit dem ADAC wegen des Carnets de Passage gesprochen und sie sagen, dass die Kaution je nach Wert des Autos ca. 10T€ betragen kann. Wie waren eure Erfahrungen damit?

Liebe Grüße aus Köln und weiter viel Spaß auf eurer Tour!

Steffi & Dominik”

Da Steffi und Domink nicht die einzigen Leser sind, die mir dazu in der letzten Zeit geschrieben haben, stelle ich euch hier unseren Verlauf mit allen Infos zur Verfügung.

Carnet de Passage: Die Erklärung!


Steffi: Ihr seid gerade in Zentralasien unterwegs, eine unglaublich schöne Region in die wir uns auch bald aufmachen wollen. Bei unseren Vorbereitungen auf die Reise haben wir schnell gemerkt, dass sich bei den meisten Ländern die Einreise mit dem Auto relativ unkompliziert gestaltet.

Der Iran bildet da eine kleine Ausnahme. Hier ist die Besorgung eines „Carnet de Passage“ notwendig. Kannst du kurz beschreiben, um was genau es sich handelt?

Paul: Iran, Pakistan, Indien und einige afrikanische Länder verlangen bei der Einreise einen Carnet de Passage.

Das ist eine Art “Auto-Reisepass”.

Der Carnet de Passage ist ein Dokument, welches dir von einer Firma (Partei A) ausgestellt wird. Partei A hat einen Vertrag mit dem Land (Partei B) in das du einreist.

Partei A bekommt von dir Geld als Sicherheit. In meinem Fall waren es 5000€ für die Ausstellung des Carnet de Passage plus etwa 200€ Bearbeitungsgebühren.

Die 5000€ bekommst du nach der Ausreise und Abgabe des abgestempelten Carnet de Passage wieder.

Vor vielen Jahren schien es ein Problem zu sein, dass Reisende und auch Inländer Autos im Ausland gekauft und dann zum Beispiel im Iran verschrottet oder verkauft haben. Das schadet der heimischen Autoindustrie.

Der Carnet de Passage ist ein Rückversicherung des Landes in das du einreist. Solltest du ohne Auto wieder ausreisen, greift der Carnet de Passage und Partei A zahlt Partei B die eingelagerte Versicherung aus.

Steffi: Und In welchen Ländern benötigt man einen Carnet de Passage?


Paul: Laut meiner Erkenntnis handelt es sich um folgende Länder geordnet nach Kontinenten. Da sich die Bestimmungen aber immer mal ändern können, gerne nochmal bei der Ausgabe des Carnet de Passage nachfragen und auf dem Dokument vergewissern.



Europa:
Kein Carnet de Passage benötigt.

Amerika:
Kein Carnet de Passage benötigt im Norden.
Im Süden laut ADAC: Venezuela, Bolivien, Ecuador, Peru (kann häufig vorkommen das der Zoll nichts sehen will).

Mittlerer Osten: und Asien:
Sri Lanka, Singapur, Katar, Pakistan, Nepal, Kuwait, Japan (Sonderregeln), Iran, Indien, Bangladesh, Bahrain, Oman, Irak, Vereinte Arabische Emirate

Afrika:
In Afrika gibt es oft Ausnahmeregeln, sodass du auch ohne Carnet reisen kannst. Das sind die offiziellen Länder: Libyen, Ägypten, Sudan, Senegal, Mali, Niger,Tschad, Guinea-Bissau, Äthiopien, Südsudan, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Ghana, Togo, Benin, Nigeria, Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Gabun, Kongo, Uganda, Kenia, Runanda, Burundi, Tansania, Malawi, Sambia, Simbabwe, Mosambik, Namibia, Botswana, Swasiland,Lesotho, Südafrika.

Ozeanien:
Australien und Neuseeland, Malaysia, Indonesien

Die Gesetzeslage in den einzelnen Ländern kann sich immer wieder ändern, daher bitte bei einzelnen Ländern hier nachschauen.

Steffi: Das Carnet de Passage wird von verschiedenen Institutionen ausgestellt. An wen habt ihr euch gewandt und welche Erfahrungen habt ihr so dabei gemacht?

Paul: In Deutschland kümmert sich hauptsächlich der ADAC um einen Carnet de Passage. Die Ausstellung ist keine große Sache.

Du musst lediglich deine Autopapiere beim ADAC vorzeigen und das Geld hinterlegen. Nach einigen Tagen wird dir der Carnet de Passage zugeschickt.

Wir hatten sogar den Fall, dass unser Carnet de Passage von meiner Familie in ein Hotel in Samarkand, Usbekistan geschickt wurde.

Steffi: Um das Dokument zu erhalten wird ja häufig eine Gebühr verlangt und zusätzlich muss eine Kaution hinterlegt werden. Dabei haben wir gehört, dass man hier bisweilen recht tief in die Tasche greifen muss. Wonach genau bemisst sich denn die Höhe der Kaution?

Paul: Die Kosten liegen bei 210€ als Mitglied des ADAC. Ohne Mitgliedschaft sind es 310€.

Wie hoch die Einlage für dein Fahrzeug ist, bemisst sich nach deinem aktuellen Zeitwert des Mobils:



Versuche also den Wert deines Fahrzeuges so niedrig wie möglich anzugeben. Bei mir hat das ohne Probleme geklappt.

5.000€ sind eine Menge Geld, aber du bekommst es wieder. In meinem Fall hat mir die Familie ein Darlehen gegeben.

Der ADAC prüft normalerweise nicht die Angabe des Fahrzeugwertes und auch der Zoll macht nach meinem bisherigen Kenntnisstand keine Probleme.

Welche Unterlagen benötige ich für meinen Carnet de Passage?!


Sende diese Unterlagen an den ADAC!

  • Das unterschriebene Antragsformular
  • Kopie deines Personalausweises oder deines Passes
  • Kopie des Fahrzeugscheins
  • Bestätigung der Einzahlung deiner Kaution
  • ADAC Mitgliedsnummer (falls vorhanden)

Dominik: Das ist natürlich prima, wenn man diese Möglichkeit hat. Bei uns klappt das wahrscheinlich auch. Falls man dieses Glück nicht hat, kann man nicht auch eine Bankbürgschaft erhalten?

Paul: Die Zahlung an den ADAC kann entweder per Bürgschaft einer Bank oder per Überweisung getätigt werden – laut Formular.

Allerdings höre ich von anderen Reisenden, dass Banken eine Bürgschaft für die Kaution nicht mehr übernehmen, außer sie liegen bei etwa 100.000€.

In der Vergangenheit haben viele Antragsteller davon gebrauch gemacht. Das Angebot ist auch verlockend und funktioniert wie eine Versicherung. Sollte eine Bank diesen Service noch anbieten, bitte unten ein Kommentar schreiben, andere könnten davon profitieren.

Dominik: Nun hat man das Dokument endlich bekommen, aber was passiert auf der Reise damit? Wird es irgendwo kontrolliert? Muss ich es beispielsweise stets bei mir führen wie einen Reisepass?

Paul: Es ist genau ,wie du wahrscheinlich vermutest. Das Carnet gilt als amtliche Urkunde und ist Eigentum des ADAC. Du, als Inhaber, solltest es daher sorgfältig aufbewahren und immer mit dir führen.

Wie wende ich den Carnet de Passage an?


Wenn du in ein Land einreist:
Zuerst stempelst du deinen Reisepass ab und kümmerst dich darum, dass du zum Custom Control kommst. Dort wird dein Carnet de Passage geprüft und abgestempelt. Achte bei der Einreise darauf, dass auf einer Seite alle drei Abschnitte gestempelt sind und der unterste Teil der Seite vom Custom Control einbehalten wird.

Wenn du ein Land verlässt:
Die selbe Seite deins Carnets wird wieder geprüft. Er stempelt die übriggebliebenen zwei Abschnitte mit einem Ausreisestempel ab. Den zweiten Abschnitt behält er für sich. So hast du nur noch den oberen Abschnitt mit Ein- und Ausreisestempel im Carnet. Von deiner Seite bleibt dann nur dieser kleine Abschnitt oben übrig.



Es ist wichtig, dass du bei der Ausreise auch einen Stempel bekommst. Prüfe genau nach, ob alles 100% so bearbeitet wurde, wie vorgeschrieben. Den Stempel brauchst du als Nachweis für den ADAC, um später dein Geld zurückbekommen.

Steffi: Die Kaution erhält man zurück, sobald das Auto wieder ausgeführt wurde. Was passiert aber, wenn einen richtig das Pech erwischt und der Wagen unterwegs derart kaputt geht, dass man ihn nicht mehr fahren kann? Wir glauben ja prinzipiell an das Gute im Menschen, aber was würde im Falle eines Diebstahls des Autos passieren?

Paul: Es gibt Fälle, in denen man das Geld nicht wieder sieht. Das kommt aber nur vor, wenn du das Auto wirklich in deinem Reiseland lässt. Selbst im Verschrottungsfalle kannst du nochmal mit dem ADAC reden. Ich habe von Fällen gehört, in denen das geklappt hat.

Auch wenn du das Dokument verlieren solltest, wirst du das Geld früher oder später wiederbekommen.

Der ADAC ist verpflichtet dir das Geld wieder auszuzahlen, wenn kein Land in einer gewissen Frist (in der Regel 2 Jahre) dieses Geld beansprucht.

Es bedeutet lediglich, dass du länger auf die Rückzahlung warten musst, bis die Frist verjährt ist.

Sollte das Auto geklaut werden, ist meines Wissens nach das Geld weg, wenn die Versicherung die Kosten vom Diebstahl nicht übernimmt.

Ich rate sowieso immer dazu, mit einem alten Fahrzeug zu reisen. Diese Modelle sind einfacher zu reparieren, meist von jedem Dorfschmied, günstiger im Unterhalt und Anschaffung und vor allem nicht so attraktiv für Diebstähle oder ähnliches.

Steffi & Dominik: Ganz herzlichen Dank, dass du uns zu dem Interview eingeladen hast. Deine Offenheit und Hilfsbereitschaft haben uns bei diesem kniffligen Thema wirklich weitergeholfen! Dir ebenfalls weiterhin eine tolle Zeit auf eurer Route.

Paul: Ich hoffe, ich konnte mit meinen Erfahrungen und Einschätzungen weiterhelfen und wünsche euch eine aufregende Fahrt in das Ungewisse.

Wer die Unterlagen benötigt, kann sie sich von der ADAC Touring GmbH in München zuschicken lassen. Du kannst dir den Antrag auch hier downloaden.

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