Ford Transit 2007
Vom Hirngespinst zur Realität
Pläne ändern sich und Karten werden immer wieder neu gemischt. Das haben auch Laura und Christoph auf ihrer Panamericana Reise mit ihrem Ford Transit 2007 gemerkt. Den Mut und die Reiselust lassen sie sich aber nicht nehmen!
Eckdaten zum Ford Transit 2007:
- Hersteller: Ford
- Modell: Transit
- Baujahr: 2007
- Sitzplätze: Original: 6, Jetzt: 3
- Gesamtgewicht: 3,5 Tonnen
- Kilometerstand: 331.000 Km
- Hubraum: 2,4 Liter
- Leistung: 140 PS
- Verbrauch auf 100km: 11,5 Liter
- Führerscheinklasse: B
- Höchstgeschwindigkeit: 146 Km/h
- Kraftstoff: Diesel
- Preis: 6.000 €
- Jährliche Reparaturkosten: 1.000 €
- Versicherung: 320 €/Jahr (Wir sind aktuell nicht auf europäischen Straßen unterwegs, für uns kommen also ggf. noch Versicherungen in den Reiseländern hinzu)
- Kfz-Steuer: 385 €/Jahr
Halli Hallo! Wer seid ihr denn, wo kommt ihr her und warum habt ihr euch für eine Reise/ein Leben im Wohnmobil entschieden?
Hallo, wir sind Christoph, Laura und Molly, mit unserem Camper Dan the Van. Wir kommen aus Radebeul, einer Kleinstadt bei Dresden, unsere Hündin Molly ist in El Salvador zugestiegen. Unser Leben zu Hause war ganz klassisch: eine schöne Wohnung, frisch abgeschlossenes Studium, gute Jobs. An den Wochenenden mit Freunden unterwegs sein, am See, Campen oder Wandern gehen.
Als sich unsere Studien dem Ende neigten, dämmerte uns so langsam was uns danach erwarten würde: Die Arbeitswelt! Wir fühlen uns noch nicht bereit dafür. Ich, Laura tue mich schwer damit einen Job zu finden, in den ich passe, der Wunsch nach Langzeitreisen wächst schon lange in mir. Christoph ist zwar zufrieden mit seinem Job, sehnt sich aber auch nach Veränderung, möchte Reisen und aus seiner Komfortzone ausbrechen. Nachdem Christoph aus dem Kinofilm Expedition Happiness nach Hause kommt, schlägt er vor einen Camper umzubauen und die Panamericana zu bereisen. Er ist weniger der Träumer, packt die Dinge lieber an. Und so kam es, das dieses Hirngespinst ungefähr ein Jahr später Realität wurde.
Wie kam es, dass ihr genau diesen Ford Transit 2007 gewählt habt?
Unser Camper, Dan the Van kam im Juni 2018 zu uns. Bereits seit mehreren Wochen haben wir Gebrauchtwagenportale durchstöbert. Haben uns bei einigen Händlern und Privatpersonen umgeschaut. Der richtige Van war für uns noch nicht dabei. Zugegeben, wir hatten wenig Ahnung. Wonach sollten wir schauen? Welche Kriterien sind wichtig?
Wir wussten, der Camper soll Stehhöhe haben, möglichst groß und günstig sein, der Zustand nicht allzu schlecht. Unser Budget für Autokauf und Umbau war sehr knapp, alles ist für ein Jahr auf Reisen ausgelegt. Ob Dann am Ende unserer Reise mit uns zurück nach Europa kommt, wissen wir bis heute nicht. Als wir bei einem kleinen Autohändler unseren Dan besichtigt haben, sprach einfach nichts gegen ihn. Preis und Zustand waren okay, der Händler Kompromissbereit, die Maße für unsere Zwecke optimal.
In welchem Zustand war euer Fahrzeug als ihr es gekauft habt?
Dan war in rostigem Zustand. Mit 317.000 gefahrenen Kilometern als Handwerkerauto ist er zugegeben, nicht mehr der Jüngste. TÜV hätte er zum damaligen Zeitpunkt keinen mehr bekommen. Unsere erste Herausforderung war also die Wiederherstellung der Verkehrstauglichkeit.
Als ihr mit dem Ausbau begonnen habt, was waren denn eure größten Herausforderungen diesbezüglich?
Die erste Herausforderung war es einen geeigneten Platz zu finden, an dem wir bauen und unseren Van abstellen konnten. Christoph hatte dann die Möglichkeit auf dem Nachbargrundstück seiner Eltern zu werkeln. Als der Ausbau begann konnten wir schwer festlegen was wirklich notwendig sein würde. Brauchen wir eine Toilette im Camper? Dusche eher Indoor oder Outdoor? Welche Maße sollen Bett und Küche bekommen? Da wir vorher keine Camper- oder Wohnmobil-Erfahrung hatten war es für uns schwer zu entscheiden was wir wirklich brauchen würden.
Viele Abende haben wir gefachsimpelt, YT Tutorials angeschaut, die Funktionsweise von Trockentrenntoiletten diskutiert und Pläne gezeichnet. Im Endeffekt haben wir vieles einfach ausprobiert, Provisorien gebaut, die teilweise geblieben sind.
Habt ihr eure Einrichtung selbst gebaut oder habt ihr teilweise auch schrauben lassen?
In unserem Dan ist wirklich alles ‚Marke Eigenbau‘. Von der Toilette, über den Wassertank, bis hin zu Küche und Bett. Nicht alles ist ganz sauber verbaut und sicher haben wir die ein oder andere ‚Schmuddelecke‘ aber wir sind stolz auf unseren ersten ganz eigenen Ausbau.
Wie lange habt ihr denn an eurem Bus gearbeitet bis er endgültig reisefertig war?
Zwischen Bus-Kauf und Reisestart lag etwas mehr als ein Jahr. In dieser Zeit haben wir die Reise geplant und den Bus ausgebaut. Geschraubt wurde allerdings vornehmlich an Wochenenden und bei schönem Wetter. So kann man sagen, dass wir ca. ein halbes Jahr an Dan geschraubt haben. Anschließend blieb nur noch Zeit für eine kurze Testfahrt, bevor er im Container Richtung Panama schipperte.
Der eine oder andere Camper gefällt euch sicher auch. Was wäre denn eure zweite – oder sogar dritte Wahl?
Christoph liebäugelt mit größeren Gefährten. Zum damaligen Zeitpunkt haben unser Budget und der Zweck des Vans die Auswahl ziemlich eingeschränkt. Sollten wir das Projekt Camper Ausbau nochmal in Angriff nehmen (das werden wir sicher), dann wünscht Christoph sich ein Exmo.
Habt ihr denn einen Plan wie lange ihr mit eurem Camper reisen möchtet?
Ursprünglich war unsere Reise von Panama nach Kanada mit einem Jahr geplant. Bereits bevor Corona all unsere Pläne über den Haufen warf haben wir beschlossen die Reise zu verlängern, vielleicht noch ein paar Monate dran zu hängen. Als wir vor ca. 8 Monaten im Lockdown in El Salvador strandeten, wurden die Karten nochmal neu gemischt. Es gibt für uns noch kein klar definiertes Ende dieser Reise. Wir möchten noch ein bisschen unterwegs sein, solange es die aktuelle Situation und unser Budget erlauben.
Welche Länder habt ihr schon bereist und welche stehen noch aus?
Unsere Reise im Ford Transit 2007 startete im Oktober 2019 in Panama. Über Costa Rica, Nicaragua und Honduras ging es für uns nach El Salvador. Hier sind wir nun bereits seit über 8 Monaten. Long Story short, neben Grenzschließungen und Lockdown haben wir hier vor allem unfassbar hilfsbereite und gastfreundliche Menschen kennengelernt, haben das Land erkundet, einen Hund gekauft, hatten einen positiven Corona Test und mehrere Autopannen. Wir hoffen bald unsere Weiterreise über Guatemala nach Mexiko antreten zu können.
Das Leben ist kein Ponyhof. Was nervt euch denn alles so am Reisen und Leben im Wohnmobil?
Für mich ist vor allem die mangelnde Privatsphäre manchmal wirklich anstrengend. Nicht nur das wir beide immer und auf engstem Raum zusammen leben, meist spielt sich unser Alltag draußen ab. Im freien kochen, essen, unterwegs sein. Dabei macht man viele Bekanntschaften, ist neugierigen Blicken ausgesetzt. Häufig, aber nicht immer bin ich dazu bereit.
Manchmal kann auch die Stellplatzsuche hier in Mittelamerika zur Zerreißprobe werden. Wir nutzen vornehmlich die App iOverlander um sichere Plätze zu finden, trotzdem ist dies nicht überall einfach. Mancher Stellplatz fühlt sich für uns nicht gut an oder wir können ihn (mangels 4 x 4) nicht erreichen. Ähnlich verhält es sich mit der Routenplanung.
Es gibt natürlich viele Ort die wir gern sehen möchten, doch anders als in Europa, führen häufig kaum oder nur sehr schlechte Straßen zu einigen Zielen. Hier heißt es ständig abwägen, sich informieren und vielleicht auch das ein oder andere Reiseziel canceln. So haben wir beispielsweise eines der Top Reiseziele Panamas, die San Blas Inseln, nicht angesteuert. Zum Bootsanleger führen nur Waldwege und dann stellt sich natürlich noch die Frage, wohin mit dem Auto? Der Vorteil sein Schneckenhaus immer dabei zu haben kann also durchaus mal zum Nachteil werden.
Wieso ist eurer Meinung nach eine Reise mit dem Camper, trotz negativen Aspekten, so viel aufregender und schöner als mit dem Flieger oder mit dem Zug?
Für uns bedeutet das Leben im Camper vor allem Freiheit. Die Freiheit selbst zu bestimmen wohin die Reise geht, jeden Tag neu zu entscheiden was wir sehen und erleben möchten. Zu bleiben wo es uns gefällt und schnell zu verduften wenn es uns nicht gefällt. Wir reisen schon lange recht flexibel, Ferienwohnung statt Hotel und Mietroller statt Touri-Tour. Das Leben im Van macht das Ganze noch besser, freier, schöner. Egal wie chaotisch ein Tag auch war, am Abend kommen wir nach Hause, in unseren Bus, in unser Bett. Und nichts ist schöner als die Möglichkeit zu haben den Van zum Strandhaus zu machen. Wellenrauschen Tag und Nacht.
Wie finanziert ihr euch den Ford Transit 2007, den Umbau und die Reise eigentlich?
Als der Entschluss zu dieser Reise gefasst war habe ich – klassisch BWL Studentin – erst mal einen Budgetplan erstellt. Wir haben aufgestellt wie viel Geld ungefähr nötig wäre um unsere Reise zu realisieren. Dann wurde gespart was das Zeug hält – ja, ich habe auch einen Sparplan erstellt. Wir haben unsere Wohnung gekündigt und sind in mein Elternhaus gezogen, haben Versicherungen und Verträge gekündigt, Nebenjobs und Überstunden gemacht. Die Zeit haben wir genutzt um die Reise zu planen und den Bus auszubauen. Außerdem war es die perfekte Vorbereitung auf ein Leben im Van, denn wir haben uns schon vorher eingeschränkt. Haben aussortiert und uns verkleinert, überlegt was wirklich wichtig ist. Denn in unserem Schneckenhaus ist kein Platz für Schickschnack. Als mein errechnetes Budget ungefähr erreicht war ging die Reise los.
Welche 3 Camping Gadgets dürfen in eurem Fahrzeug auf keinen Fall fehlen?
Unser Coleman Benzin Kocher – einfach der zuverlässigste Begleiter, Omnia Backofen und die iOverlander App, ohne die wir häufig keinen Schlafplatz gefunden hätten.
Zu guter letzt würden wir uns über eine kleine Erfahrungsgeschichte von euch freuen, die anderen Camper Reisenden Mut machen könnte. Falls ihr keine auf Lager habt – verratet uns doch, was ihr euch in der Zukunft in Sachen Wohnmobil so vorstellt.
Unsere aktuelle Lage ist sicher alles andere als das, was wir uns vor Reiseantritt gewünscht oder vorgestellt haben. Sicher geht es in diesem Jahr vielen Reisenden ähnlich. Pläne wurden umgeworfen, neu gefasst, vertagt. Und doch können wir aus unserer Situation vieles lernen und hoffentlich weitergeben, nämlich das es immer weiter geht. Das sich – auch wenn es nach Kalenderspruch klingt – Türen öffnen, wenn sich andere schließen.
Am Tag unserer geplanten Ausreise aus El Salvador nach Guatemala wurden die Grenzen geschlossen. Das erste Mal in unserem Leben standen wir vor einer geschlossenen Grenze, kamen nicht weiter. Uns half der Besitzer einer Farm, der uns ganz viel Zuversicht und einen kostenfreien Stellplatz auf unbestimmte Zeit schenkte. Wir wurden zu Dauercampern, für 8 Monate. Nie hätten wir für möglich gehalten, so lange zu bleiben und doch waren wir immer wieder froh über unseren Sicheren Hafen. Der Lockdown endete, die Grenzen wurden geöffnet, wir konnten weiter.
Seither verfolgt uns Rückschlag um Rückschlag. Ein positiver Corona Test, mit zum Glück symptomfreiem Verlauf folgt auf eine Autopanne. Noch scherzen wir, dass wir El Salvador wohl nie verlassen werden. Doch wir schaffen es, haben alle Papiere zusammen, ein negatives Testergebnis in der Hand und fahren zur Grenze. Die Ausreise ist bereits geregelt, wir müssen nur noch eine Brücke passieren um Guatemala zu erreichen. Genau in diesem Moment beginnt unser Motor zu gluckern, das Auto nimmt kein Gas mehr an. Weiterreise beendet.
Ich würde diesen Moment als richtigen Tiefpunkt unserer Reise bezeichnen. So viele Bemühungen, eine so lange Wartezeit, unser Ausharren und die Geduld, die wir all die Monate aufgebracht haben waren jetzt verbraucht. Und doch passieren wieder Dinge die uns beeindrucken. Wir bekommen Hilfe, werden in die nächste Werkstatt abgeschleppt. Eine Familie, die wir kurze Zeitvorher kennengelernt haben nimmt uns bei sich auf. Einfach so, aus reiner Nächstenliebe und ein bisschen Neugier auf die komischen Deutschen, die hier durchs Land fahren. Hier sind wir also, noch immer in El Salvador, im Haus einer Familie, die uns gerade in allen Belangen unterstützt und das ganz ohne Erwartungen oder Vorbehalte.
So traurig wir auch über die geplatzte Weiterreise sind, wir sind dankbar über Menschen wie diese und lernen hier ganz viel Vertrauen und Zuversicht. Eine Sicherheit die wir vor unserer Reise nur durch Planung fühlen konnten, haben wir jetzt in uns. Denn auch in der beschissensten Situation wird sich etwas Gutes ergeben. Ganz sicher. Diese Erkenntnis und die wertvollen Bekanntschaften machen für uns das Reisen im Van aus und zu etwas ganz besonderem.
Mehr über Christoph, Laura und Molly findet ihr hier auf ihrer Homepage. Oder auf Instagram unter @wir.fahren.ford und Facebook.