Vom Krankentransporter zum Reisemobil
Cale beschreibt seinen Mercedes L407D als langsam aber zuverlässig. Mehr über seinen Düdo erfährst du in dem Interview, was er mit mir geführt haben.
Woah, so ein heftiger Brocken gleich zu Beginn! Wo fängt man denn da an?
Meine jetzige Form reagiert auf den Namen Cale und versteht sich wohl als eigensinniger Individualist, der die Freiheit und das Unkonventionelle liebt und sich in keine Box so recht packen lässt.
Ein nachhaltiger Lebensstil, ein liebevoller Umgang mit mir selbst und meiner Mitwelt, philosophisches Hinterfragen und authentisches Sein sind wichtige Grundprinzipien für mich.
Die Welt zu einem besseren Ort zu machen – das betrachte ich als meine Lebensaufgabe. Aus diesem Grund realisiere ich jeden Tag aufs Neue eine höhere Version meiner selbst, und möchte auch andere Menschen zu dieser Lebensweise inspirieren.
Deshalb berichte ich in Bild, Text und Video über mein Leben und unterrichte Yoga und Meditation – komplett kostenlos, auf Spendenbasis.
Vor sieben Jahren begann ich das Reisen – und konnte es danach nicht mehr sein lassen.
Ich konnte mich schlichtweg nicht mit dem Konzept anfreunden, an einem Ort sesshaft zu bleiben, den Großteil meiner Zeit für den Gelderwerb zu verbrauchen, und den Großteil meines Geldes in eine Wohnsituation und Dinge zu investieren, die mich nicht glücklich machen.
Ich wollte raus, die Welt sehen, über alle Konventionen hinweggehen, frei sein, wild sein – mich selbst in all meiner Vielfalt erfahren.
So zog ich umher als Backpacker, wandernd oder trampend, an Stränden und in Höhlen schlafend, den simplen Lebensstil mit größter Freude zelebrierend, während mir meine Wohnung in Deutschland letztlich nur noch als Homebase für zwischendurch diente.
Bald stand für mich außer Frage: Jene Homebase soll auch nicht mehr stationär sein.
Seitdem lebe ich im Van und lasse diesen immer mal wieder für einige Wochen hinter mir, um mit dem Rucksack weiterzuziehen – so oder so, das simple Leben als neuzeitlicher Vagabund.
Nun, dafür gab es eine Menge Gründe: In erster Linie habe ich einen persönlichen Fable für die alten Mercedes-Busse. Außerdem ist so ein Düdo wohl mit das größte Basisfahrzeug, was mit dem kleinen Führerschein bis 3,5t noch zu fahren ist.
Zudem war mir ein robustes Fahrzeug wichtig, das mich nicht im Stich lässt und auch kleinere Offroad-Passagen gut wegstecken kann.
Da von Anfang an auch Reisen nach Afrika und Asien geplant waren, sollte es zudem ein alter Wagen sein, sodass ich außerhalb Europas keine Probleme mit Reparaturen und Ersatzteilbeschaffung bekomme.
Zu guter Letzt ist ein Oldtimer mit H-Kennzeichen günstig in Steuer und Versicherung.
Die größte Hürde war definitiv die Suche selbst. Die Nachfrage nach Vans ist mittlerweile riesig, das Angebot dieser Mercedes-Modelle in gutem Zustand aber echt gering.
So suchte ich damals ein halbes Jahr, und kam oft zu spät, wenn ich mich beim Verkäufer meldete. Nachdem ich Eddie dann endlich gefunden und gekauft hatte, war der Rest easy.
Bevor ich den Van gekauft habe, hatte ich keine Ahnung von Autos. Mittlerweile habe ich ein paar Basics gelernt, und versuche, so viel wie möglich selbst zu machen.
Sobald es aber kniffliger wird, bin ich auf Hilfe von außen angewiesen.
Bisher gab’s nur Kleinigkeiten: Zündkerzen, Dieselfilter, Keilriemen… nichts Gravierendes.
Bisher war ich überwiegend in Europa unterwegs. In den Anfangsjahren vor allem im Norden: England, Irland, Schottland, Schweden, Norwegen – aber auch in den Nachbarländern Deutschlands, Tschechien oder Frankreich.
In den letzten zwei Jahren bin ich vor allem in Spanien und Portugal sowie Marokko gewesen. Derzeit reise ich über die Balkanländer nach Griechenland und in die Türkei.
Am wohlsten fühlte ich mich bisher wohl in Spanien und Portugal. Während Portugal sich für mich nach Urlaub anfühlt, ist Spanien quasi meine erste Heimat – selbst mit Deutschland assoziiere ich mich mittlerweile weniger.
Am ehesten noch Deutschland. Aber unter’m Strich alles easy!
Etwa 500 km – anstrengend und laut, nach einigen Stunden wird es aber zu einer Art Meditation.
Immer wild. In meinen zwei Jahren als Vanreisender habe ich noch nie für einen Campingplatz bezahlt.
Klar, es gibt ein paar Kleinigkeiten. Die größte Einschränkung für mich ist es aber, immer draußen Yoga zu praktizieren.
Die Suche nach einem geeigneten Platz kann manchmal echt frustrierend sein – und im Winter friert man sich Zehen und Finger ab.
Wer den Blickwinkel wechselt, wird feststellen, dass tatsächlich alles perfekt ist – und die scheinbaren “Fehler” Teile des großen Ganzen sind.
Um die Frage aber weniger philosophisch zu beantworten: Klar könnte man immer noch etwas machen. Mein größter Wunsch für meinen Van Eddie wäre definitiv ein Hochdach – damit ich im gesamten Wohnraum Stehhöhe habe.
Aber ob’s dazu jemals kommen wird, steht in den Sternen.
Im Van zu leben, hat mir – der an das Backpacker-Leben von Tag zu Tag gewöhnt ist – gewissermaßen mehr Sicherheit und Beständigkeit in mein Leben gebracht.
Ich kann nach wie vor meine Reiselust ausleben, habe dabei aber mein rollendes Haus dabei, das mir Schutz, Wärme und Komfort bietet.
Dadurch bin ich gewissermaßen etwas bequemer geworden – im Vergleich zum Leben aus dem Rucksack ist das Vanlife nicht gerade minimalistisch, aber es fühlt sich nachhaltig für mich und meine Gesundheit an.
Darüber hinaus verändert Vanlife viele kleine Aspekte des Lebens. So habe ich zum Beispiel gelernt, mehr Ordnung zu halten – da dies auf kleinem Raum unabdingbar ist.
Generell verändert man sich aber natürlich permanent im Leben – jeden Tag. Da ist es schwer zu sagen, welche Veränderungen jetzt wodurch kommen. Ich genieße einfach den Fluss des Lebens. 🙂
Ja. Ich arbeite seit vielen Jahren als freiberuflicher Autor und Lektor im Online- und Print-Bereich, derzeit vorwiegend für das Nachhaltigkeitsportal Utopia.de.
Darüber hinaus unterrichte ich Yoga auf Spendenbasis und mache Straßenmusik mit der sogenannten Santur, einem traditionellen persischen Instrument. Mitunter handle ich auch mit verschiedenen Waren, etwa Handerwerkskunst aus Marokko.
Wie gesagt, bin ich aktuell auf dem Weg nach Griechenland und in die Türkei. Für nächstes Jahr und darüber hinaus habe ich viele Ideen, aber keine Pläne: Die skandinavischen Länder reizen mich genauso wie Osteuropa und Russland, aber auch nach Asien möchte ich gerne eines Tages reisen.
Nepal und Bhutan sind seit vielen Jahren ein kleiner Traum für mich.