Ford Transit Connect – Alleine im Micro Camper durch Europa
Marie ist seit dem Spätsommer in ihrem Micro Camper Ford Transit Connect unterwegs. Zusammen mit Hündin Tiama reist sie durch Europa und stellt sich ihren Ängsten.
Eckdaten zum Fahrzeug Ford Transit Connect
- Hersteller: Ford
- Modell: Transit Connect
- Baujahr: 2004
- Sitzplätze: 2
- Kilometerstand: 198.000
- Verbrauch auf 100km: 6-7l
- Führerscheinklasse: B
- Kraftstoff: Diesel
- Preis: 2.400€
Erzähl mal ein bisschen was über dich und sag uns auch gleich, wieso du dich für diesen Lifestyle entschieden hast.
Mein Name ist Marie, ich bin 25 Jahre jung und komme aus Plauen, in Sachsen. Gemeinsam mit meinem Chihuahuamädchen Tiama bin ich seit Juli 2018 auf Europareise.
Ich habe mich für diesen Lifestyle entschieden, da ich seit meinem Aufenthalt in den USA wieder großes Fernweh hatte und ich beim Vanlife total unabhängig bin.
Ich fahre an die Orte die mich interessieren und mir gefallen und kann dort so lange bleiben, wie ich will. Beim Vanlife ist man völlig frei und nicht an Flüge, Bus oä gebunden.
Auch hat man immer sein Haus dabei und es fehlt einem an nichts. Wenn man an Plätze kommt, die einem nicht gefallen kann man jederzeit wieder wegfahren.
Das Schönste am Vanlife ist, man hat die Welt für sich als Garten. Da kann das Fahrzeug noch so klein sein, aber sobald man die Türen öffnet, hat man unendlich viel Natur um sich herum.
Auch kostet Vanlife nicht so viel. Man braucht nur Geld für Sprit und Essen und das kann man selbst einteilen, indem man zum Beispiel nicht viel fährt.
Man hat jeden Tag neue Nachbarn und lernt die unterschiedlichsten Leute aus verschiedensten Ländern kennen, aber man kann auch einfach an einsame Plätze fahren und man ist nur für sich selbst.
Ich wollte raus aus meinem Alltag und einfach minimalistischer, näher an der Natur leben und was von der Welt sehen – diese intensiver als im Kurzurlaub kennenlernen.
Wieso hast du dir genau den Ford Transit zugelegt?
Ich habe mich für dieses Camper-Modell entschieden, weil es für mich völlig ausreicht und ich bewusst auf kleinem Raum leben wollte. Weitere Vorteile sind der wenige Verbrauch und ich falle nicht auf.
Ich kann parken, wo ich will und werde kaum als Camper wahrgenommen. Dadurch hatte ich bisher auch kaum Probleme mit Stellplätzen.
Für mich war noch kein Platz unerreichbar und auch kann ich mich an Stellen hinstellen, an denen es eine Höhenbegrenzung gibt.
Welche Hürden bei der Anschaffung oder beim Ausbau deines Campers waren schwierig zu meistern?
Die einzige Hürde bei der Anschaffung war, ein preiswertes, fahrbereites Fahrzeug zu finden was die Mindestlänge von 1,70m hatte. Beim Ausbau gab es ein paar mehr Hürden.
Da das Dach Rillen hat, wie die meisten Kastenwagen oder Transporter, war es schwierig das Dachfenster einzubauen, da dieses eine glatte Oberfläche braucht. Ansonsten hatten wir alle keine Erfahrung vom Ausbauen und mussten uns durchprobieren wie was funktioniert.
Da ich unbedingt eine 2. Bettseiten von mindestens 2m haben wollte, hatten wir daran auch sehr zu knabbern, wie man dies umsetzen könnte ohne viel Aufwand und Extras.
Und wir haben nach Wochen eine tolle Lösung gefunden. Kurz vor der Abfahrt, als es viel geregnet hatte, stellten wir fest, dass das Dachfenster undicht war und mussten dieses Problem noch beseitigen.
Da wir nicht genau wussten, welches Material das Richtige dafür ist, haben wir nur Scheibenkleber und Silikon verwendet, was leider nicht wirklich geholfen hat. Ich habe es dann erst unterwegs mit Sikaflex endlich dicht bekommen.
Machst du alles an deinem Ford Transit Connect selbst oder lässt du schrauben?
Am Camper selbst mache ich nur Kleinigkeiten selbst bzw rufe ich meinen Papa an und er erklärt mir, was zu tun ist. Für größere Sache fahre ich in die Werkstatt. Jedoch hatte ich bisher noch keine wirklichen Reparaturen.
Wie lange hast du an deinem Camper gearbeitet, bis du losgefahren bist?
Wie lange es gedauert hat, kann ich gar nicht richtig beantworten. Wir haben Mitte April damit begonnen und waren Mitte Juni fertig.
Meist wurde nur am Wochenende daran gearbeitet aber auch nicht jedes. Ich denke alles zusammengezählt ca 2-3 Wochen.
Wieso reist du mit dem Ford Transit Connect und nimmst nicht den Flieger?
Mit einem eigenen Fahrzeug ist man viel flexibler. Man kann hinfahren wo und wann man will und muss sich nach nichts und niemandem richten. Man ist wesentlich freier als mit Flugzeug, Bus, Bahn oder per Anhalter.
Was sagen denn deine Freunde und deine Familie zu deiner Entscheidung alleine auf Reisen zu fahren?
Meine Eltern waren begeistert von meiner Idee. Ihre Aussage, als ich es ihnen mitteilte war: “Wir haben nur darauf gewartet, dass du mit einer solchen Idee kommst.”.
Und wir haben sofort gemeinsam nach einem passenden Auto für mich geschaut. Meine Schwester war nicht so begeistert aber einfach, weil sie nicht gerne Auto fährt und es sich deshalb für sich nicht vorstellen könnte und weil sie selbst gern wieder einmal für lange Zeit unterwegs sein würde (also eher aus Neid).
Meine restliche Familie hat sich für mich gefreut, jedoch aber auch ihre Bedenken ausgesprochen, die sie hatten bezüglich des Alleine- Reisens. Bei meinen Freunden war es unterschiedlich. Die Meisten waren begeistert, nur wenige haben verständnislos reagiert.
Aber fast für alle war klar, dass sie es niemals alleine machen wöllten. Jeder fragte mich, ob ich denn nicht Angst davor habe.
Aber ja, im Großen und Ganzen haben sich alle für mich gefreut, standen hinter mir, haben mir geholfen und waren für mich da.
Welche Länder hast du bereits mit deinem Ford Transit Connect bereist und was waren deine Favoriten?
Seit meiner Abfahrt war ich bisher in Polen, im Baltikum, Finnland, Norwegen, Portugal und Spanien. Auf der Durchreise von Norwegen nach Portugal bin ich auch noch durch Schweden, Luxemburg und Frankreich gefahren, bin dort aber nicht gereist.
Einen richtigen Favoriten habe ich nicht so wirklich. Jedoch war ich kein Fan von Polen und Litauen. Ansonsten war jedes Land besonders und wenn man im Auto lebt, spielt auch das Wetter eine riesige Rolle.
In Finnland hatte ich wunderschönes und warmes Wetter und deshalb eine Zeit dort, an die ich unheimlich oft und gerne zurückdenke. In Norwegen hatte ich nur schlechtes Wetter, aber dafür war die Landschaft der Hammer.
Ich kann es also nicht genau sagen. Denn es zählt immer sehr viel dazu. Auch der Allgemeinzustand. Am Anfang ist man euphorischen, alles ist neu, alles ist toll.
Auch die Menschen, die man trifft und die persönlichen Erlebnisse sind entscheidend. Ich finde jedes Land schön, aber Portugal und Finnland stehen glaub ich trotzdem ganz oben.
Viele meinen, es ist gefährlich als Frau alleine zu Reisen. Wie siehst du das und welche Tipps würdest du anderen Alleinreisenden mit auf den Weg geben?
Gefährlich als Frau – nunja, na klar ist es wahrscheinlich gefährlicher. Man ist nunmal das “schwächere” Geschlecht und ich denke, wenn mir jemanden etwas Böses tun wöllte könnte ich mich wahrscheinlich nur wenig wehren und würde verlieren.
Aber das sind Dinge, an die ich Versuche nicht oft zu denken. Natürlich darf man nicht naiv sein und es komplett verdrängen aber es ist auch nicht gut, wenn man ständig darüber nachdenkt.
Man muss einfach vorsichtig sein. Wenn einem die Leute komisch vorkommen fährt man halt einfach weiter. Wenn man sich nicht sicher fühlt, ab hinters Lenkrad und los.
Ganz im Notfall sucht man das nächste Polizeirevier und parkt davor oder stellt sich für die Nacht auf einen videoüberwachten Supermarktparkplatz. Nachts sollte man immer abschießen.
Auf Parkplätzen, wo ich mich zwar nicht unwohl aber auch nicht richtig gut fühle, versuche ich so wenig wie möglich vom Inneren meines Autos preis zugeben.
Egal wie gut oder lange ich Menschen unterwegs kenne.
Ich erzähle keinem von meinen “Geheimverstecken”, denn wer weiß was dadurch passieren kann. Jedoch dabei ist der Vorteil, ich habe nichts dabei was man mir wertvolles stehlen könnte.
Mein Hündchen ist zwar nicht groß, aber sie ist trotzdem eine Alarmanlage und “beschützt” mich so gut sie kann.
Klar, ich habe auch vor anderen Überfällen auf Frauen Angst, aber ehrlich gesagt kann das einem überall passieren. Man ist nirgends sicher.
Mein Tipp, macht euch Gedanken darüber, was ihr machen würdet wenn, zB gibt’s eine Pfanne in Greifnähe usw. Aber macht euch nicht zu viele Gedanken.
Böse Menschen gibt es überall, aber wenn man aufpasst, wo man steht, und welche Menschen einen umgeben ist es schonmal etwas ungefährlicher.
Du bist mit deinem Vierbeiner unterwegs. Erzähl mal, was macht die Reise mit Hund so toll?
Ja, ohne Tiama wäre es nur halb so schön. Wenn man alleine reist und sich nicht nur in überlaufenden Urlaubsgebieten aufhält, kann es auch Mal passieren, dass man mehrere Wochen alleine ist.
Dann ist es schön, nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit meinem Hund reden zu können. Man teilt Erlebnisse und bekommt von Tag zu Tag eine intensivere Bindung.
Obwohl Tiama so klein ist, beschützt sie mich und unser Auto. Das ist zwar in den meisten Fällen unnötig und nervig aber es gab schon Situationen, in denen ich dankbar darüber war.
Ein toller Nebeneffekt vom Hund – man kommt mit anderen Leuten ins Gespräch.
Um ehrlich zu sein, habe ich es auch schon ab und zu ganz bewusst gemacht.
Ich habe Mal an einem Platz einen tollen jungen Mann getroffen, mit dem ich gern ins Gespräch kommen wollte.
Ich habe Tiama heimlich auf ihn angesetzt, sie begann ihn anzubellen, so musste ich auf ihn zukommen und wir kamen ins Gespräch.
Das Beste jedoch am Hund ist, auch wenn die ganze Welt gegen einen ist, dann ist der Hund trotzdem noch dein bester Freund, der dich niemals verlässt.
Auf welchen Plätzen übernachtest du so, wenn du mit deinem Ford Transit Connect unterwegs bist? Campingplätze oder doch lieber irgendwo im Nirgendwo?
Seit Beginn meiner Reise stehe ich nur frei. Ich habe noch keinen einzigen Campingplatz angefahren und denke, dass ich das auch weiterhin so machen werde. Man spart Geld und kann sich selbst seinen Stellplatz aussuchen.
Außerdem muss man sich dann nicht daran halten wie groß die Parzelle ist, sondern kann sich ausbreiten wie und wo man will. Gerne stehe ich auch an ganz einsamen Plätzen ohne einen weiteren Camper.
Machst du manchmal auch Bekanntschaften mit anderen Camper-Reisenden?
Ja, ich habe schon sehr viele Leute kennengelernt. Manchmal sind es täglich mehrere, an anderen Tagen ist es kein Einziger.
Manche werden zu Freunden mit denen man in Kontakt bleibt und sich wieder trifft. Andere bleiben nur kurze und oberflächliche Bekanntschaften.
Was macht so ein Leben im Camper und ein Leben auf Reisen mit dir? Verändert es dich?
Ja, ich würde schon sagen, dass es einen verändert. Auf der einen Seite die vielen Leute, die man kennenlernt. Man bekommt neue Einblicke und ändert manche Denkweisen.
Auch bin ich ein Mensch, dem es schwer fällt ”Tschüss” zu sagen. Durch den ständigen Platzwechsel und das Kommen und Gehen, hab ich nun nicht mehr so große Probleme mich zu verabschieden, man stumpft irgendwie ab.
Wenn man nicht gerade in einem riesigen Luxuscamper unterwegs ist, sieht man auch, wie wenig man eigentlich zum Leben braucht und wie glücklich einen dieser Minimalismus macht.
Man achtet auch mehr auf die Umwelt. Wenn man an verdreckte Plätze kommt, versucht man diese dann sauber zu verlassen, einfach alles wieder mitzunehmen, auch fremden Müll.
Besonders verändert aber auch das Reisen, wenn man alleine unterwegs ist. Ich hatte schon Tage und Wochen, in denen ich niemanden getroffen habe.
In solchen Situationen denkt man dann automatisch über alles mögliche nach, teilweise auch zu intensiv aber das ist gut. Es hilft einem über sich selbst Gedanken zu machen, sich zu überlegen, wer bin ich und was will ich im Leben erreichen.
Man hat halt teilweise einfach zu viel Zeit um sich solche Gedanken zu machen. Aber genau deshalb mache ich ja die Reise – für mich. Auch bin ich schon viel selbstbewusster in manchen Hinsichten geworden.
Wenn ich nicht auf andere Leute zugehe, dann bleib ich alleine. Und wenn ich alleine bin, habe ich niemanden zum Reden und austauschen.
Ich gehe einfach auf jeden zu, denn passieren kann mir nichts, maximal, dass mein Gegenüber kein Interesse am Gespräch hat.
Dadurch man sehr oft auf sich alleine gestellt ist, lernt man Probleme selbst zu lösen, was einem im Leben sehr viel weiter hilft.
Wieviel gibst du denn monatlich ungefähr aus, wenn du mit deinem Ford Transit Connect reist?
Puh, wie viel ich im Monat ungefähr ausgebe kann ich gar nicht so genau sagen. Ich bin am Anfang meiner Reise sehr viel gefahren, 10.000km in 2 Monaten, das kostet natürlich auch was.
Hinzu kommt dann noch das Essen und immer wieder geht etwas kaputt, was bezahlt werden muss. Und es ist abhängig vom Land. In den ersten beiden Monaten habe ich so fast 1000€ jeden Monat bezahlt – teure Länder, viele Kilometer und ein neues Handy musste her.
Jetzt, wo ich gerade in Spanien meinen Winter verbringe, kaum fahre und alles viel günstiger ist, bezahle ich ca 300€ im Monat. Bei mir gibt es also keine genaue Summe.
Um jedoch noch so lange wie möglich Reisen zu können habe ich jetzt viel hin und her gerechnet und Versuche nicht mehr als 500€ im Monat zu verbrauchen. Das ist auf jeden Fall machbar.
Wie finanzierst du dir dein Leben? Arbeitest du auch von unterwegs aus?
Mein aktuelles Leben finanziere ich mir nur von meinem Ersparten, deshalb musste ich mir jetzt auch Mal richtig Gedanken über mein monatliches Budget machen. Jedoch werde ich wahrscheinlich in der nächsten Zeit mir einen kleinen Job suchen um einfach länger reisen zu können.
Wo soll es als Nächstes hingehen mit deinem Ford Transit Connect und wo siehst du dich in 5 Jahren? Plaudere doch ein bisschen aus dem Nähkästchen!
Nachdem ich nun fast 3 Monate den Winter im Süden von Andalusien verbracht habe, möchte ich nun endlich wieder weiter reisen, denn das fehlt mir sehr.
Da ich keine Standheizung habe, muss ich schon darauf achten in welchen Gebieten ich mich aufhalte. Es ist jetzt für die nächste Zeit geplant an der Mittelmeerküste Spaniens bis hoch nach Frankreich zu fahren.
Von dort dann rüber an die Atlantikküste und weiter hoch nach Großbritannien. Im Sommer möchte ich dann oben in Skandinavien sein, um dort hoffentlich auch ein bisschen gutes Wetter abzubekommen.
Danach geht es wahrscheinlich wieder in den Süden.
Wo ich mich in 5 Jahren sehr, mhh, wer weiß. Ich hätte gern Familie mit Mann,Kind und evtl Haus. Aber meine Pläne haben sich in den letzten Jahren so oft geändert, dass ich keine Ahnung habe wie es in 5 Jahren aussieht.
Aber ja, eine eigene Familie ist wohl der größte Wunsch. Und natürlich dann auch ein etwas größerer Van, mit dem ich dann mit meiner Familie die Welt gemeinsam entdecken kann.
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