Iveco Daily – wie aus einem 0815 Fahrzeug ein gemütliches Zuhause wurde
Der Fotograf Ash Pollard entschied sich dazu, einen langweiligen Iveco Daily zu einem abenteuerlichen Camper umzugestalten, den er jetzt sein Zuhause nennt und Europa damit bereist.
Eckdaten zum Fahrzeug:
- Hersteller: Iveco
- Modell: Daily
- Baujahr: 2002
- Sitzplätze: 2
- Gesamtgewicht: 3.400 kg
- Kilometerstand: 225.308 km
- Hubraum: 2800 cc
- Leistung: 85 ps
- Verbrauch auf 100km: knapp 10 Liter
- Führerscheinklasse: B
- Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h
- Kraftstoff: Diesel
- Preis: 1100 Euro beim Kauf und 7.800 Euro nach dem Ausbau
- Versicherung: 225 Euro pro Jahr
- Kfz-Steuer: 280 Euro pro Jahr
Hey Ash – erzähl uns mal ein bisschen was über dich und erzähle uns auch, wie du zu diesem Lebensstil gekommen bist!
Ich war nie jemand, der den klassischen 9-5 Lebensstil geführt hat. Ich respektiere jeden, der dies macht, doch für mich ist das nichts. Ich habe die letzten 5 Jahre als Fotograf im Nachleben gearbeitet. Ich liebte jede Sekunde davon, doch irgendwas fehlte mir immer.
Obwohl ich alles hatte, beispielsweise Geld, ein schönes Auto und viele Klamotten, war ich nie so richtig glücklich. Ich hatte mir buchstäblich den Arsch für all diese Dinge aufgerissen.
Doch ich saß da, sah all diese Schätze und dachte nur: Wozu das alles? Dann kam mir die Idee zu reisen, doch mit dem Rucksack zu reisen kam für mich nicht in Frage, daher suchte ich nach einer Alternative und fand mich auf der Suche nach Fahrzeugen wieder. Anfangs wollte ich ein Fahrzeug, mit dem ich nur ab und an mal auf Reisen gehen kann, doch ich verliebte mich in diesen Lebensstil, sodass ich beschloss Vollzeit in mein Fahrzeug zu ziehen.
Und wieso hast du dich für deinen Iveco Daily entschieden?
Ich habe mich für den Iveco Daily entschieden, weil die Größe und Konstruktion für mich perfekt passte. Der Iveco Daily ist besonders gut gebaut, sodass er auch viel einfacher zu reparieren ist, als andere Fahrzeuge. Abgesehen davon bin ich ziemlich groß, daher brauchte ich auch ein Fahrzeug, in dem ich darin stehen konnte, ohne mir ununterbrochen den Kopf anzuschlagen.
Gäbe es denn noch ein anderes Modell, welches dich interessiert?
Ehrlich gesagt nein, denn nach intensiver Recherche kam ich immer wieder aufs Neue auf den Iveco Daily zurück. Irgendwann werde ich mir ein 8×8 Militärfahrzeug ausbauen, doch das kann noch warten.
Hast du an deinem Iveco Daily selber geschraubt oder hast du schrauben lassen?
Ich habe alles daran selbst gemacht. Obwohl, ich habe mir Hilfe geholt, als Öl leckte und ich die Reparatur nicht selbst machen konnte.
Bereust du irgendwas an deinem Ausbau?
Nein, aber ich würde das Dach über dem Bett noch weiter ausbauen und erhöhen, damit ich mehr Platz nach oben habe.
Wie lange hast du an deinem Iveco Daily gearbeitet, bevor du deine Reise beginnen konntest?
Der Camper Ausbau dauerte circa ein Jahr, da ich gute 4 Monate damit verbrachte, den Rost am Fahrzeug zu reparieren. Ich musste dafür schweißen lernen und hatte anfangs natürlich etwas Schwierigkeiten, da ich es noch nicht beherrschte.
Was sagen deine Freunde und Familienmitglieder zu deinem Lebensstil?
Anfangs hielten sich mich noch für verrückt.
Nachdem sie aber all die schönen Orte gesehen haben, die ich besuchte, haben sie ihre Meinung geändert. Eine Freundin von mir fand die Idee so toll, dass sie sich ebenfalls einen Camper gekauft hat und mich auf meiner Reise begleiten möchte.
Welche Länder hast du schon mit deinem Iveco Daily bereist?
Bisher war ich schon in Frankreich, Belgien, Holland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Deutschland, Tschechien, Österreich, Spanien, Portugal, Italien und in der Schweiz. Norwegen war absolut unglaublich. Die Landschaften sind faszinierend und je weiter man in den Norden kommt, desto wilder wird es.
Gibt es eine besondere Route, die dir in Erinnerung geblieben ist?
Die “Sognefjellet” in Norwegen! Als ich über den Berg fuhr und die Aussicht sah, war ich absolut begeistert. Diese Straße ist mit Abstand die Schönste.
Manche mögen Wildcampen und manche bevorzugen Campingplätze. Was ist dir denn lieber?
Ich habe bisher nur zwei Mal auf einem Campingplatz übernachtet und das habe ich nur getan, weil ich ganz am Anfang meiner Reise stand und noch nicht genau wusste, wie man sich Plätze zum Wildcampen sucht. Mittlerweile fahre ich einfach in die Natur und übernachte unten den Sternen. Solche Plätze kann kein Campingplatz der Welt schlagen.
Was magst du an diesem Lebensstil eher nicht so?
Ich persönlich finde es etwas doof, dass man so oft Länder wechselt und dabei keiner dieser Sprachen sprechen kann. Ich versuche natürlich die Basics jeder Sprache zu beherrschen, doch wenn man alleine reist und sich eigentlich nie wirklich unterhalten kann, ist das schon manchmal ein Grund sich einsam zu fühlen.
Und was liebst du an Vanlife?
Die pure Freiheit ist, was ich liebe. Ich denke auch, dass kein anderer Lebensstil so viel Freiheit bietet. Du kannst mit deinem gemütlichen Zuhause überall hin und wenn es dir nicht mehr gefällt fährst du wieder und suchst dir ein anderes Plätzchen. Jeden Morgen mit der Sonne aufzuwachen und das an so vielen verschiedenen Orten schlägt einfach nichts.
Wie kannst du dir diese Art zu Leben leisten?
Ich habe ein paar passive Einkommensquellen. Ich verkaufe Stockfotos und ich nehme auch etwas Geld über Youtube ein. ich nehme aber auch immer wieder kurzfristige Jobs an, wenn ich welche bekomme.
Wie viel Geld brauchst du monatlich?
Wenn man seine Kosten zurück schraubt, dann braucht man auch nicht viel Geld, um sich dieses Leben leisten zu können. Auch wenn ich nicht besonders darauf achte, wie viel ich fahre – denn das nimmt natürlich viele Spritkosten ein – brauche ich teilweise nicht mehr als 400 Euro im Monat. Ich esse auch kaum auswärts, denn ich kaufe meine Lebensmittel immer in großen Supermärkten, daher ist auch das relativ günstig.
Es gibt immer mehr Menschen, die diesen Lebensstil verfolgen wollen. Was rätst du ihnen?
Wenn du dich für dieses Leben entscheidest, wird es dein Leben von Grund auf verändern. Du wirst Dinge, über die du davor nie nachgedacht hast, viel mehr zu schätzen wissen. Außerdem wirst du merken, dass du diverse Annehmlichkeiten, die dir früher so wichtig waren, nicht mehr brauchst und sie werden dir im Laufe der Zeit einfach egal. Manchmal ist dieses Leben hart, doch es ist im Endeffekt viel mehr wert als alles andere.
Hast du einen Langzeitplan?
Nein, den habe ich eigentlich nicht. Dafür ist das Leben doch zu kurz. Ich lebe für das, was um mich herum passiert und genieße jeden Moment. Momentan lebe ich in meinem Van und das liebe ich so sehr, dass ich mir derzeit nichts anderes vorstellen kann.
Wenn du mehr von Ash sehen willst, besuch doch seinen YouTube channel Ash Pollard.