Was gibt es zu beachten?
Wenn die Temperaturen in den Minusbereich fallen hat man als Wohnmobilbesitzer zwei Möglichkeiten:
Entweder packst du dein Zeug und startest in wärmere Gefilde (oder natürlich auch in einen wunderschönen Winterurlaub) oder du schickst deinen Camper in den wohlverdienten Winterschlaf.
Auch wir werden diesen Winter eine kleine Pause einlegen.
Doch wann ist ein Wohnmobil winterfest? Da gibt es gibt so einige Punkte zu beachten, denn den Camper nur irgendwo abstellen reicht da nicht aus. Schäden von mehreren tausend Euro kommen schnell zusammen, wenn man nicht gründlich ist.
Damit dies nicht passiert und es kein böses Frühlingserwachen gibt, zeigen wir dir hier die wichtigsten Schritte, um dein Womo winterfest zu machen.
Wo kannst du dein Wohnmobil im Winter abstellen?
Wenn es um einen geeigneten Winterstellplatz geht, eignet sich eine trockene und überdachte Garage wohl am besten. Dort ist den Fahrzeug optimal vor Wetter und Verschmutzung geschützt und übersteht die Überwinterung ohne Schäden.
Doch nicht jeder hat die Möglichkeit dazu.
Verbringt dein Wohnmobil oder Camper den Winter ohne Dach über dem Kopf, kannst du natürlich auch eine spezielle Wohnmobil-Schutzhülle aus mehrlagigen, atmungsaktiven Material benutzten. Unter einer solchen Hülle ist dein Van vor Witterungseinflüssen geschützt, es kann sich keine Feuchtigkeit ansammeln und du kannst, dank der seitlichen Reißverschlüsse dein Fahrzeug jederzeit betreten.
Bevor du dein Heim auf Rädern auf seinen Winterstellplatz stellst, solltest du das komplette Fahrzeug erst einmal gründlich waschen. Ansonsten können sich Verschmutzungen von Öl oder anderen Substanzen während des Winters auf deinem Fahrzeug festsetzen und unter Umständen zu einem späteren Zeitpunkt nur noch schwer entfernt werden.
Für die Fahrzeugwäsche deines Campingbusses kannst du entweder in ein Waschcenter mit großen Plätzen für Lkws oder Wohnmobile fahren oder, falls du ein ausreichend großes Grundstück zur Verfügung hast, ihn zu Hause waschen. (Bitte erkundige dich hier vorab, ob Auto waschen bei dir erlaubt ist.)
Auf Waschplätzen, welche mit praktischen Reinigungswerkzeugen, wie einer Waschbürste ausgestattet sind, ist Wohnmobil reinigen ein Leichtes, aber auch für dich zu Hause gibt es spezielle Gartenschlauch-Aufsätze die das gründliche Waschen einfacher machen.
Achte beim Reinigen der Karosserie auch darauf, dass du Radkästen nicht vergisst und unterziehe dein Fahrzeug, falls möglich, einer Unterbodenwäsche.
Ganz wie in der Waschanlage, solltest du deinen sauberen Lack anschließend mit Wachs pflegen. Behandele hier Lackschäden besonders gründlich, um Rost vorzubeugen.
Ob zu Hause oder in der SB-Waschanlage: Wasche dein Wohnmobil auf jeden Fall immer per Hand. Lkw-Waschanlage könnte Dachaufbauten oder Solarmodule leicht beschädigen.
Hier musst du unbedingt die unterschiedlichen Materialien berücksichtigen. Während die Scheiben im Fahrerhaus aus Klarglas sind, bestehen Fenster und Dachhauben im Wohnbereich meist aus Acrylglas. Für diese benötigst du ein spezielles Acrylglas-Reinigungsmittel, denn durch Inhaltsstoffe in herkömmlichen Glasreinigern, wird es mit der Zeit brüchig.
In Europa ist es normal, dass man dem Kühlwasser des Motors auch einen Frostschutz beimengt. Dieser schützt nicht nur das Kühlwasser vorm Einfrieren im Kühler und im Motor, sondern ist auch ein Korrosionsschutz.
Aber auch dies hält nicht alle Ewigkeit. Mit der Zeit werden die Additive aufgebraucht, der Frostschutz altert und verliert seine Wirkung. Hast du gar nur Wasser drin, lass es ab.
Bist du dir nicht sicher, wie alt dein Frostschutz im Kühler ist, tausche alles am besten aus und fülle eine neue Mischung im Mischungsverhältnis 50/50 ein.
Gefriert dir das Wasser im Motor, sind sogenannte „Haarrisse“ im Motorblock eine mögliche und fatale Folge. Diese können bis zum Motorschaden und zu einem Austausch des Motors führen.
Spar dir das Geld und die Nerven. Erkundige dich genau, welchen Kühlerfrostschutz dein Fahrzeug benötigt und fülle die richtige Menge ein. Verwende das Gemisch für drei bis maximal fünf Jahre und wechsele es dann wieder aus. Somit bist du auf der sicheren Seite.
Tipp: Die Frostschutzkonzentration lässt sich mit Hilfe spezieller Frostschutz-Prüfer ganz einfach feststellen. Diese gibt es schon ab 3€.
Auch in deiner Scheibenwaschanlage solltest du den Frostschutz überprüfen damit nichts gefriert.
Hier haben Benzinfahrzeuge einen eindeutigen Vorteil. Bei Benzin flocken die Paraffine erst bei rund – 45 ºC aus, bei Dieselfahrzeugen jedoch schon, sobald die Temperatur knapp unter Null Grad sinkt.
Wenn Paraffine im Kraftstoff ausflocken, bedeutet dies, dass auch meist dein Kraftstofffilter davon betroffen ist und der Motor nach dem Start schnell wieder aufgibt – durch den Filter kommt kein Kraftstoff mehr durch.
Behandelst du deinen Diesel nicht, bleibt dir nichts anderes übrig, als auf wärmeres Wetter zu warten, oder unter dem Tank ein Feuer zu machen. So ist es auf jeden Fall in Sibirien gang und gäbe.
Bei uns in Europa müssen die Kraftstoffhersteller in den kalten Wintermonaten Diesel sowie auch Benzin zu entsprechenden Qualitäten und auch mit einer Kältefestigkeit bis zu – 20 ºC anbieten.
Willst du noch weiter gehen oder bist du dir nicht sicher, gibt es für Dieselfahrzeuge sogenannte Fließverbesserer, wie zum Beispiel von Liqui Molly. Hier kannst du Diesel bis zu – 31 ºC sichern.
Sind dir die Additive zu teuer, gibt es noch einen kleinen Trick, der aber meist nur bei älteren Motoren funktioniert: Mische dem Diesel Benzin zu.
Bei meinem 30 Jahre alten Camper ist sogar in der Bedienungsanleitung angegeben, bis zu welchem Mischungsverhältnis ich den Diesel wintersicher machen kann, ohne dass der Motor einen Schaden davon trägt.
ACHTUNG: Zu viel Benzin im Diesel kann einen Totalausfall der Kraftstoffpumpe mit sich bringen.
Sind in deiner Bedienungsanleitung keine Angaben zum richtigen Mischungsverhältnis gegeben, frage direkt den Fahrzeughersteller an und verlass dich auch auf kein anderes Wort – den Schaden übernimmt dir kein Mechaniker.
Fahr mit dem winterfesten Diesel oder dem Diesel/Benzin Gemisch eine Weile, damit du dir sicher bist, dass es im ganzen System angekommen ist. Stelle dein Wohnmobil vollgetankt ab, da ein leerer Tank schnell Rost ansetzt, sofern dieser aus Stahl und nicht aus Kunststoff besteht.
Auch Öle haben einen optimalen Temperaturbereich, in dem es sinnvoll ist, diese zu betreiben. Dein 15 W 40, welches für den Sommer völlig ausreichend ist, ist im Winter wie Ahornsirup aus dem Kühlschrank.
Und das tut dem Motor gar nicht gut, wenn du ihn doch mal laufen lassen möchtest. Schone auch hier deinen Motor und bewahre ihn vor möglichen Schäden.
Fülle ein Öl ein, welches auch bei Minusgraden noch flüssig genug ist, ohne dass der Motor gleich trocken läuft. Zum Beispiel ist ein 10 W 40 bei kalten Temperaturen um einiges besser und besitzt auch noch bei minus zehn Grad eine gute Viskosität.
Beachte auch hier bitte, welches Motoröl für deinen Motor geeignet ist. Ob ein mineralisches, halbsynthetisch oder gar vollsynthetisches Öl geeignet ist, hängt nicht nur von deinem Geldbeutel, sondern von deinem Fahrzeugtyp ab.
Die entsprechenden Angaben kannst du aus der Bedienungsanleitung entnehmen.
Hier ein Beispiel:
Wenn du mit dem Fahrzeug fertig bist, machst du dich an den Innenraum.
Auch dort gibt es einiges zu tun. Zwar ist hier ein möglicher finanzieller Schaden geringer aber trotzdem ärgerlich und meist zeitintensiv.
Investierst du im Herbst also ein paar Stunden, kann es im Frühling nach kurzer Vorbereitung schon wieder losgehen.
Lasse das komplette Wasser im Wassersystem ab. Entleere die Wassertanks, öffne alle Armaturen (und lasse diese geöffnet) und entferne Schläuche wie zum Beispiel den Duschschlauch. Öffne das Ablassventil an deinem Warmwasserboiler. Vergiss auch deinen Abwassertank nicht winterfest zu machen.
Außerdem empfiehlt sich am Ende der Reisesaison auch eine Reinigung der Tanks und Trinkwasseranlage. Doch wie reinigst du den Wassertank im Wohnmobil? Hierfür gibt es spezielle Reinigungsmittel zum säubern und desinfizieren.
Lasse nach der Reinigung und Entleerung die Wassertanks über den Winter offen, damit Luft reinkommt und es nicht anfängt zu muffeln.
Nimm all deine Lebensmittel, welche du noch in deinem Wohnmobil hast, heraus. Alles Essbare kann Nager anlocken und alles Flüssige einfrieren.
So platzt dir nicht die Bierflasche und auch blinde Passagiere bleiben fern.
Leere deinen Kühlschrank oder Kühlbox und enteise danach alles. Lass auch hier die Tür einen Schlitz offen, so entsteht im Kühlschrank weder Schimmel noch ein unangenehmer Geruch.
Auch diese solltest du gegen Selbstentladung schützen. Zu tiefe Temperaturen können deiner Batterie unnötig zu setzen. Hast du die Möglichkeit die Batterie auszubauen und bei Zimmertemperatur zu lagern – ist es wohl die beste Option. Lagere sie immer vollständig geladen.
Falls nicht, gibt es auch ein paar Tricks:
Klemmst du deine Versorgerbatterien ab, hat die Solaranlage keine Abnehmer mehr. Das heißt aber nicht, dass die Anlage von alleine aufhört Strom zu produzieren.
Solange dein Camper Sonne genießt, arbeiten die Zellen fleißig weiter.
Kannst du dein Wohnmobil nicht überdacht abstellen, empfiehlt es sich, die Solarzellen abzudecken, damit der überschüssige Strom nicht in deinem Laderegler verpufft und irgendetwas durchschmort.
Oder, sofern du das bei deiner Elektroinstallation entsprechend berücksichtigt hast, deaktiviere entsprechende Sicherungen um den Laderegler zu schonen.
Trenne die Gasflasche von den Schlauchverbindungen.
Um Brand- und Explosionen vorzubeugen, ist es am besten die ganze Gasflasche gleich ganz aus deinem Wohnmobil zu nehmen. {hier mehr zu Gas im Wohnmobil}
Falls dein Wohnmobil mit einer Warmwasserheizung betrieben wird, musst du auch hier schauen, dass die Heizflüssigkeit mit einem Frostschutz versehen ist.
Es wäre ärgerlich, wenn du am geplanten Start das halbe Reisebudget erst mal für eine neue Standheizung ausgeben müsstest.
Auch hier reicht es, wenn du Kühlerfrostschutz im Verhältnis 50/50 zusetzt. Der Korrosionsschutz ist auch hier ein schöner Nebeneffekt.
Lass ein oder zwei deiner Fenster einen kleinen Schlitz offen und zieh dein Mückenrollo runter. So hast du immer einen Luftaustausch in deinem Wohnmobil.
Damit verhinderst du effektiv Schimmelbildung und muffigen Geruch.
Beuge Schimmel vor! Stelle einen Luftentfeuchter in deinem Wohnmobil auf. So saugen sich weder deine Polster, noch deine Matratze mit Feuchtigkeit voll und die Bildung von Schimmel ist fast unmöglich.
Am besten besorgst du dir einen einfachen Luftentfeuchter aus dem Baumarkt, die tun es allemal.
Trotz Luftentfeuchter empfiehlt es sich, alle Schränke und Staufächer leer zu räumen. Denn auch Dinge wie Kleidung, Toilettenpapier, Bettwäsche oder ähnliches ziehen Feuchtigkeit.
Temperaturempfindliche Elektrogeräte solltest du ggf. ausbauen.
Nach dem Ausräumen und Auswischen lässt du die Türen deiner Schränke und Staufächer am besten geöffnet, so kann auch hier die Luft ungehindert zirkulieren.
Säubere Kochnische und Herd. Reinige die Dusche, Wasserhähne und Waschbecken mit einem kalklösenden Mittel. Achte darauf, dass die Toilette vollständig geleert ist.
Nimm alle Bezüge ab und wasche sie.
Die Polster kannst du absaugen, Flecken mit einem Tuch und etwas Polsterreiniger entfernen.
Wenn du nicht die Möglichkeit hast Matratze, Polster, Kissen und Decken separat in einem beheizten Raum zu lagern, stelle sie auf. So werden sie optimal belüftet und es bilden sich kein Schimmel oder Stockflecken.
Hier findest du unsere „Wohnmobil winterfest machen“ – Checkliste als PDF, zum Herunterladen und Drucken.
Ja, die Reinigung und Pflege um dein Wohnmobil winterfest zu machen, kostet Zeit und Nerven. Trotzdem sind alle diese Maßnahmen absolut sinnvoll und wenn du die Punkte in diesem Artikel befolgst, kannst du sicher sein, dass dein Wohnmobil die kalte Jahreszeit gut übersteht. Wie sagt man so gerne? Vorsehen statt Nachsehen!
Wenn du dich vorab um die wichtigen Dinge kümmerst, ersparst du dir im Frühjahr jede Menge Arbeit und Ärger. Umso schneller kann es dann beim ersten Sonnenstrahl wieder auf Reisen gehen und die neue Saison eingeläutet werden.