Hast du schon etwas von dem Land Bergkarabach gehört? Ehrlich gesagt war mir dieses Stück Erde bis vor kurzem noch unbekannt. Eines Tages bin ich im Internet auf den Bergkarabach Konflikt gestoßen. Ich habe mich informiert und einige Artikel gelesen.
Es war einfach eine gute Idee dieses Land zu besuchen. Mein Camper „Emma“ stand bereit und ich habe eine Reise über drei Monate daraus gemacht. Der Weg führte von Berlin durch viele Länder Osteuropas.
Einmal durch Georgien, weiter nach Armenien und von dort in die Berge Karabachs. Für mich eine unvergessliche Reise. Ich habe ein Land voller Schätze und großartiger Natur kennengelernt.
Da die meisten recht wenig über das Land „Nagorno-Karabach“ wissen und sich nur ein paar Touristen pro Jahr in die Republik Karabach verirren, möchte ich im Folgenden erst einmal ein paar Infos mit euch teilen.
Übersetzt heiß Nagorny Karabach „gebirgiger schwarzer Garten“.
Seit 1991 kämpft ein mehrheitlich armenisch bewohntes Bergkarabach um die Unabhängigkeit von Aserbaidschan. Das Land zählt etwa 150.000 Einwohner und ist etwa doppelt so groß wie das Saarland. Die meisten Bewohner Karabachs sind christlich geprägt. Der große Bruder Aserbaidschan ist mehrheitlich muslimisch. Die meisten Aserbaidschaner haben die Region nach jahrelangen Repressionen verlassen.
Es gibt ein Parlament. Eine Verfassung. Eine Nationalhymne und eigene Pässe.
Das Land ist umstritten. Es finden an der Grenze beider Länder immer noch vereinzelte Kämpfe statt, die die Region nicht zur Ruhe kommen lassen. Armenische Soldaten bilden ebenfalls eine Pufferzone zwischen den beiden verfeindeten Parteien, die sie seit 1994 halten. Seit Jahren ein Status Quo ohne Geländegewinne auf beiden Seiten.
Auch die Schutzmacht Russland ist nicht daran interessiert, den Streit zeitnah beizulegen. Im Schatten der großen Konflikte unserer Zeit schwelt es in dieser Krisenregion schon seit über 20 Jahren.
Es gibt ein Parlament. Eine Verfassung. Eine Nationalhymne und eigene Pässe. Als Besucher habe ich einen Visastempel in meinen Pass bekommen. Die Abwicklung ist relativ einfach. Das Visa bekommt jeder Tourist für etwa sechs Euro in der Hauptstadt ausgestellt.
„Nagorno-Karabach“ ist von keinem Land der Welt anerkannt, nicht einmal von seiner Schutzmacht Armenien. Da diese Repressionen von Aserbaidschan und eine Ausweitung des Konfliktes fürchten.
Trotz all dieser Probleme ist die bergige Region im kleinen Kaukasus eine Reise wert. Das garantiere ich dir!
Es geht nur in eine Richtung und der Weg führt durch die Berge Armeniens. Auch ich habe diesen Weg eingeschlagen. Zwei Straßen führen nach Karabach. Ich habe natürlich unwissentlich die genommen, die noch nicht ausgebaut war. Diese Entscheidung sollte ich nicht unbedingt bereuen, aber sie hat mich sehr viel Zeit gekostet. Vorbereitung war einfach noch nie meine Stärke.
Trotzdem hat alles sehr gut angefangen. Die Straße war nigelnagelneu und ich habe mich gefreut wie gut wir vorankommen!
Hinter einem Bergkamm, noch auf der armenischen Seite, war die Straße dann zu Ende, da sie gerade neu gebaut wurde. Die Lastwagen schoben sich den Berg hinauf um neues Baumaterial zu liefern. Mein Bus Emma durch den dicken Staub hinterher.
Hier fing das Abenteuer Bergkarabach an. Die Landschaft war wunderschön und ich habe keine Sekunde meine Entscheidung bereut, diese Reise gemacht zu haben. Meine Freunde und ich machten eine Pause um die Landschaft und den Sonnenuntergang zu genießen. Am nächsten Morgen sollte es dann weitergehen. Die Nacht war kalt in solchen Höhen. Meine Jacke hatte ich in Berlin im Berghain gegen ein paar Schuhe getauscht. Das war wohl ein Fehler gewesen.
Die Straße wurde zum Horrortrip für mein Auto. Ein Schlagloch neben dem anderen, groß wie Badewannen. Emma ächzte unter der Belastung, tat aber tapfer ihren Dienst.
Kurz hatte ich den Gedanken: was soll ich hier machen, wenn mein Camper ein Problem bekommt? Gut, das nichts passiert ist. Ich denke da immer positiv, aber kurz hat es mich erwischt, dass ich darüber nachdenken musste. Es hätte bei meinem großen Auto und der Straßenlage auch sehr schwer werden können, Emma in einen Werkstatt zu bringen, geschweige denn Ersatzteile zu finden. Der ADAC kann dir in Bergkarabach tatsächlich nicht helfen.
Jede schlechte Straße hat eine Ende, auch diese. Wir passierten das Bergmassiv welches Armenien und Nagorny-Karabach trennt und konnten uns über bessere Straßen freuen. Auch hier war die Landschaft wunderschön. Die Hauptstadt Stepanakert wirkte westlich und gar nicht arm. Was ich nicht erwartet hätte, da im Nachbarland Armenien, dem einzigen Unterstützer, die Verhältnisse wesentlich ärmlicher waren als hier. Allerdings konnte man in Stepanakert nicht viel erleben. Es ist eher ein Platz von dem man gut die Umgebung erkunden kann.
Gesagt, getan. Die Region Berg Karabach kann über 4000 Denkmäler sein eigen nennen. Die meisten sind armenisch geprägt und einem wird schnell klar, warum Armenien starkes Interesse hat, Karabach an sich zu binden. Mich hat vor allem die Jahrhunderte alte Architektur der Klöster und Kirchen beeindruckt, die uns auf dem Weg begegneten. Die armenische Kirche gehört zu den Ältesten der Welt.
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