Andrea und Mike sind die etwas anderen Reisende. Die beiden waren mit ihrem “Monster”, einem Mercedes Benz Axor, beispielsweise schon am heißesten aber auch am kältesten bewohnten Ort der Erde.
“In Oimjakon kann es bis -71.2C werden. Als wir Ende Dezember 2018 dort waren, hatten wir das Glück, dass es gerade eine „warme“ Woche war mit nur -52C”.
Wir sind Andrea und Mike, beide anfangs 30, mit Malinoishündin Aimee, sie wird im Mai 11 Jahre alt. Wir leben Vollzeit in unserem Haus auf Räder seit gut einem Jahr und sind völlig happy damit.
Wir waren drei Jahre lang in eine Land Rover Defender durch Nord-, Zentral- und Südamerika gereist, hatten 50C in Baja California, über 5000müM in Bolivien und kalte Nächte in den Anden.
So kam Mike auf die Idee das ganze zu steigern und begann nach den vier extremsten Orte der Welt zu suchen. Diese (der heißeste Ort, höchst befahrbarer Pass, kältest bewohnter Ort und tiefster Landpunkt) sind alle auf einer Route verbindbar und so kam das Projekt ins rollen.
Wir haben noch ganz viele verrückte Ideen für weitere Projekte, doch zuerst bringen wir dieses zu Ende.
Militärfahrzeuge generell eignen sich gut für Overland Fahrzeuge da sie grundsätzlich geländegängig, robust sind, wenig Kilometer haben und preiswert. Und sie sind frei von allfälligem Schnickschnack wie zB die Zentralverriegelung.
Wir wollten ein Fahrzeug welches Allterrain ist, für jede Klimazone geeignet und relativ Autark ist. Diese Kriterien erfüllt der Mercedes Benz Axor ziemlich gut.
Mike hat über ein Jahr nach einem geeigneten Fahrzeug gesucht. Unser Mercedes Benz Axor ist ursprünglich von der Bundeswehr also in gutem Zustand.
Den Wohnaufbau haben wir von BlissMobil. Wir haben lange nach einem geeigneten Partner gesucht für diese Challenge und BlissMobil war die einzige Firma, die sich der Herausforderung stellen wollte.
Der Aufbau hat sich extrem gut bewährt. Uns war wichtig, dass der Aufbau nicht nur funktionell ist, sondern auch gemütlich da es auch unser zu Hause ist.
Das Leben „on the road“ konnten wir uns durch unsere Erfahrung mit dem Defender gut vorstellen. Wir geniessen sehr, dass wir mit dem LKW nicht so sehr auf schönes Wetter angewiesen sind wie mit dem Defender.
Wenn es mal heftig regnet, muss man sich nicht überwinden, um hinter einen Busch zu pinkeln, sondern man hat seine Toilette, Dusche, etc. alles was man braucht.
Wir empfinden den Regen nun eher als gemütlicher, als als Störfaktor. Einzig die Grösse (7.9m lang, 3.7m hoch und 2.5m breit) und Gewicht vom LKW waren Faktoren woran wir uns zuerst gewöhnen mussten.
Bisher gab es eine einzige Brücke, die zu tief war und einen Weg der zu eng war für uns. Ansonsten hatten wir wegen unserer „Größe“ nie ein Problem. …wir möchten aber nicht noch größer sein.
Bevor wir unser jetziges „Monster“ hatten, waren wir drei Jahre lang in Nord-, Zentral- und Südamerika unterwegs (das war noch vor der Instagram-Ära).
Grob:
Einmal quer durch die USA, hoch nach Prodhoe Bay in Alaska und dann wieder runter durch Kanada, USA, Mexico, Belize, Guatemala, Honduras, El Salvador, Nicaragua, Costa Rica, Panama.
Von Panama aus haben wir verschifft nach Ecuador, Peru, Bolivien, Chile, Argentinien, Paraguay, Uruguay, Brasilien über das Amazonas-Delta mit einer Fähre, French Guyana, Suriname, Guyana und Venezuela.
In Venezuela hatten wir einen schlimmen Unfall, welches das Ende unserer Reise und des Defenders bedeutete. Nach drei Monaten bürokratischem Alptraum und viel Schmiergeld konnten wir das Land endlich verlassen, gerade einen Tag bevor Chaves zum letzten Mal gewählt wurde.
Von der Schweiz über Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Montenegro, Albanien, Griechenland, Türkei, Iran, Armenien, Georgien, Russland, Kasachstan, Russland, Mongolei, drei Monate lang Russland, Kasachstan, Russland und nun wieder Georgien und zurück in die Türkei.
Unsere zwei Favoriten sind ganz klar Argentinien und Russland. Argentinien war für uns Freiheit pur. Beide Länder sind extrem sicher, die Leute sind toll, man kann einfach an Wasser, Essen und Diesel kommen und die Natur ist umwerfend.
In Russland haben wir zwar knapp 15’000km gemacht aber doch nur einen Bruchteil des Landes gesehen. Russland hat uns immer wieder überrascht mit der Vielfalt der Natur und wir müssen unbedingt wieder zurück.
Genau, auf dieser Reise 4-xtremes, war eines der Ziele der kälteste bewohnte Ort der Erde. In Oimjakon kann es bis -71.2C werden, als wir Ende Dezember 2018 dort waren, hatten wir das Glück, dass es gerade eine „warme“ Woche war mit nur -52C. Haha.
Für uns war das definitiv kalt genug und wir können uns nicht vorstellen, wie sich nochmal 20Grad kälter anfühlen. In der Wohnbox haben wir unsere Webasto 3.9kw Luftheizung konstant laufen lassen, sprich wenn es 16C wurde, hat sie automatisch eingeschaltet und bei ca 21C wieder ausgeschaltet.
Dies war extrem wichtig damit auch alle wichtigen Komponenten weiterhin funktionieren würden, die Wasserleitungen und Pumpe nicht einfriert und auch um die Batterien zu schützen.
In Sibirien schätzten wir sehr, dass unsere Wohnbox vom Truck unabhängig war, so wussten wir immer, egal was mit dem Truck passiert, wir könnten in der Wohnbox an der Wärme sein. zB sind bei beiden Türen des LKWs die Schlösser gebrochen (Plastik ist extrem empfindlich in solch tiefen Temperaturen und bricht bei kleinsten Spannungen).
Ca eine Std lang schraubten wir herum, bis wir eine Tür öffnen konnten, mussten uns aber mehrmals in die Wohnbox aufwärmen gehen damit wir die Finger überhaupt noch bewegen konnten.
Wenn wir diese Möglichkeit nicht gehabt hätten…wären jetzt vielleicht nicht mehr alle Finger und Zehen dran. Der Motor vom Axor ist über einen Monat lang durchgelaufen.
Denn obwohl man nach Jakutsk ausschließlich Polardiesel bekommt, müssen alle Komponenten warm bleiben. Ansonsten hat man ein riesen Problem. Ab -30C muss einfach alles funktionieren.
Unsere Lernkurve war extrem steil! Kleinste Sachen wie z.B. Klebeband, welches nicht mehr klebt oder Kabelbinder, die sofort brechen können, ein Problem sein.
Als Gegensatz zu der extremen Kälte waren wir am heißesten Ort der Erde, in der Dascht-e Lut im Iran. Die Rekordtemperatur hier ist 70.7C, als wir dort waren, hatten wir 65C und 82.9C Bodentemperatur.
Für uns hieß das, im Schatten sitzen bis es kühler wird. Für Aimée ließen wir die Klimaanlage laufen und konnten so die Wohnbox auf 40C kühlen, was schon sehr angenehm war im Vergleich.
Wir haben lediglich zwei Nächte tief in den Kalouts ausgehalten, sprich am Morgen und Abend sind wir auf die Sandsteinformationen geklettert und haben die Umgebung erkundet und den Tag ausgeharrt.
Die Landschaft dort ist umwerfend schön und wir würden sehr gerne nochmal in die Lut Wüste gehen, diesmal aber lieber im Winter.
Der höchst befahrbare Pass war auch noch auf unserer 4Xtreme Liste, jedoch wurde uns die Visa für die Durchfahrt von Pakistan verweigert, so konnten wir diesen Ort leider nicht anfahren.
Im Moment sind wir auf dem Weg zu tiefsten Landpunkt, unser letztes Highlight, das Tote Meer in Israel.
Grundsätzlich ist es sehr schön den Hund dabei zu haben da wir im normalen Arbeitsalltag nie so viel Zeit mit unserer Aimée verbringen könnten.
Natürlich muss sie alle Impfungen haben, welche im Hundepass eingetragen sind (plus Chipnummer, Besitzerangaben, etc) und eine Titerbestimmung.
Gerade, weil wir durch Länder wie die Mongolei gereist sind, ist das notwendig. Je nach Land ist es schwierig Hundefutter zu bekommen. zB im Iran und in der Mongolei haben wir das restliche Hundefutter rationiert und zusätzlich Pasta, Reis und Gemüse für sie gekocht.
Wie wir für uns auch gewisse Medikamente und Ersthilfe Sachen mitführen, haben wir auch für Aimée gewisse Sachen dabei. Flohshampoo, Entwurmungstabletten, Tabletten gegen Durchfall, Tacker für Wunden.
Welchen wir leider bereits brauchen mussten als sie in der Türkei von drei Kangal Hunden angegriffen wurde. Schuhe und ein flauschiger Mantel für die extreme Kälte, diese hat sie ab -30C getragen.
Die ganze Solartechnik (Leistung von knapp 1kw) und die großen Batterien (800Ah) sind Gold wert. Wir kochen mit Induktion, haben eine kleine Kleiderwaschmaschine, einen kleinen Backofen.
Sofern die Sonne scheint haben wir unendlich Strom und zusätzlich können die Batterien während dem fahren geladen werden.
Mal einfach anfangen. Gut und gerne mit einem simplen Fahrzeug und minimal Ausbau starten und Erfahrungen sammeln. Steigern kann man sich immer.
Den Ausbau im Defender haben wir z.B. 3x abgeändert bis er so war, wie wir wollten. Mit dem LKW waren wir zuerst, noch mit dem originalen Planenaufbau und einem Minimal-Ausbau (was noch vom Defender herumstehen hatten, plus ein paar Holzplatten) drei Wochen in die Ferien gefahren um herauszufinden, ob uns das Fahrzeug überhaupt passt.
Es gibt so viele Foren und selbsternannte Experten. Sicher ist es gut, um die Erfahrungen anderer zu nutzen, aber schlussendlich ist der Umbau des Fahrzeugs so individuell wie der Abenteurer selbst.
Im Schnitt brauchen wir 1500 Euro im Monat. Je nach Land natürlich deutlich weniger oder mehr. Leider gehören wir noch nicht zu den Glücklichen die on-the-road arbeiten können, aber es ist definitiv unser Ziel.
Im Moment müssen wir aber wieder in die Schweiz zurück und Arbeit suchen.
Eher weniger. Wir sind viel abseits von den Touristen Routen unterwegs und vor allem auf dieser Reise sind wir nicht gerade in den Hauptsaisons unterwegs.
In den letzten 9 Monaten haben wir lediglich 5 andere Reisende getroffen.