Zu dritt auf Weltreise
Heute soll es um den Land Rover Defender 110 gehen. Am Issy Kol in Kirgistan standen wir diesen Herbst entspannten einem ruhigen schönen Strandplätzchen, welches wir dank iOverlander angefahren sind.
Wie es in zur Hauptsaison ist, bleibt man dann an einem schönen Stellplatz auch nicht alleine. In diesem Fall zum Glück.
Anouk, Charis und Daniel gesellten sich in ihrem Land Rover Defender 110 zu uns und wir verbrachten zusammen eine schöne Zeit an dem Gebirgssee.
In dieser Zeit hat mir Daniel viel erzählt und ich hab viel gefragt. Die Drei hatten mich in ihren Bann gezogen. Eine tolle Reise von Menschen, die mit der Materie Camping bis dato nicht viel am Hut hatten – und trotzdem haben sie das Abenteuer gewagt.
Die Familie zog los und hier erfährst du nun mehr über sie und ihr selbst ausgebautes Reisefahrzeug.
Wir sind schon immer gerne gereist, mindestens eine Fernreise pro Jahr, aber das wurde uns irgendwann zu wenig und so kamen wir Ende 2016 auf die Idee, eine Weltreise zu machen.
Mit dem Auto wegen der Flexibilität und Unabhängigkeit. Am meisten hat uns dann auf unseren Reisen die Abhängigkeit von anderen gestört, um etwas zu besichtigen oder von A nach B zu kommen.
Ja, aber wir wollten ein Auto, mit dem man auch einigermaßen entspannt in Städten fahren und einen Parkplatz finden kann.
Außerdem hat uns der Land Rover Defender 110 optisch einfach am besten gefallen.
Durch das Hubdach haben wir zwei Ebenen zum Schlafen und somit genügend Platz.
Als erstes war uns ein Allrad sehr wichtig und ein nicht zu modernes Auto, um Reparaturen selbst erledigen zu können. In erster Linie sollte es ein Auto sein und auf längeren Strecken als Wohnung dienen.
Ein Hubdach war für uns die beste Option, um im Auto schlafen und auch stehen zu können. Wir haben uns schnell für ein aktuelleres Modell entschieden.
Es sollte ein Td4 sein, um ein paar Annehmlichkeiten wie ABS und Klimaanlage zu haben.
Und dann schränkten wir uns schnell auf den 2.4er Td4 ein, da dieser keinen Dieselpartikelfilter hat und damit auch längere Zeit in großen Höhen überleben kann.
Es war uns aber auch wichtig, die grüne Plakette zu bekommen, da wir bis zur Abreise ja noch im Zentrum Berlins gewohnt haben.
Wir haben auf den standart Autoplattformen gesucht (mobile.de, autoscout24.de, ebay Kleinanzeigen, blacklandy forum).
Unser Timing war nicht das Beste, ein Jahr früher hätten wir einen Land Rover Defender 110, wegen der noch laufenden Produktion, sicher einfacher und günstiger bekommen.
Wir haben dann infolge der enormen Preissteigerungen auch in Spanien gesucht, dort werden Land Rover Defender 110 als Regierungsfahrzeuge in der Landwirtschaft genutzt und daher konnte man dort Leasingrückläufer etwas günstiger bekommen.
Dies war dann aber leider 2017 auch nicht mehr möglich.
Nach etwa 6 Monaten haben wir schnell auf ein neues Inserat auf mobile.de reagiert und sind kurzer Hand nach Freiburg geflogen, um uns den Land Rover Defender 110 anzusehen.
Zustand, Alter und Farbe haben gestimmt und vor allem war uns der Verkäufer sympathisch. Danach ging alles sehr schnell.
Ich bin eigentlich kein Handwerker, sondern eher ein Nerd. Ich weiss jedoch, wie man mit Bohrmaschine und Säge umgeht, was sehr hilfreich war.
Es gibt für Land Rover Defender 110 eine Menge Anbieter für Zubehör und Ausbau. Wir konnten uns dort gut inspirieren lassen, Preis / Leistung fanden wir jedoch teils fragwürdig.
Dazu kam, dass diese Anbieter alle nicht um die Ecke waren und so war der Zeitaufwand nicht geringer mit hinfahren, abstellen, mit Bahn/Flugzeug nach Hause und eine Woche später wieder dasselbe zurück.
Wenn man sich das überlegt, liegt selbst machen auf der Hand. Zudem gab es viele Diskussionen über die Materialien und Optik.
Es sollte ja unser zukünftiges Zuhause und nicht nur rein funktional sein.
Ich habe viel bei Ausbauanbietern recherchiert und mir die Bilder ganz genau angeschaut, wie was umgesetzt wurde.
Zudem schaute ich einige YouTubeVideos vor allem zu technischen Sachen, wie Standheizung und Elektrik, an.
Dort habe ich festgestellt, dass sich sehr viele Leute als Experten ausgeben, aber gefühlt genauso keine Ahnung haben wie ich.
Charis hat ein Bild bei Pinterest gefunden und mir gesagt, sie will es genau so haben. Damit stand dann wenigstens der Fußboden, die Farbe, sowie die Flightcase-Bauweise fest.
Die größte Herausforderung war für mich: was brauche ich unterwegs. An Werkzeug, Materialien und Ersatzteilen. Ich habe mir einen Steckschlüsselsatz gekauft und noch ein paar Zangen und Hammer.
Dazu etwas zum dichten, kleben und schmieren. Das würde ich jetzt anders machen, man lernt sein Fahrzeug auf einer Reise besser kennen.
Da wir noch in Deutschland bei einer unglaublich inkompetenten Werkstatt gelandet sind, die selbst zu blöd für einen Ölwechsel war, schaue ich nun genauer hin.
Ich versuche das meiste selbst zu machen und bestehe bei Werkstätten darauf, mit anwesend zu sein. Das hat sich schon gelohnt.
So wollte uns doch in Pakistan der dortige Land Rover Defender 110 – Partner eine billige 20 € Steckachse als original Teil von Land Rover Defender 110 für 350 € einbauen.
Natürlich bin ich kein Schrauber, aber man lernt mit jedem Mal dazu. Die Achsen und Bremsen kenne ich inzwischen sehr gut und würde dort alles selbst machen.
Alles unter der Motorhaube ist immer noch Neuland. Außer Luftfilter, Luftmassenmesser und Kühler habe ich dort zum Glück noch nichts anfassen müssen.
Im Groben und Ganzen – ja total zufrieden, bis auf den Regler vom Wasserhahn ist noch nichts vom Ausbau kaputt gegangen.
Im hohen Schrank in dem unsere Kleider, Kochutensilien etc. sind, möchten wir eventuell ein paar Unterteilungen nachträglich einbringen, um schneller an bestimmte Dinge heran zu kommen.
Und eine andere, kleine Unannehmlichkeit: der Deckel von unserem Kühlschrank geht mangels Platz nach oben (darunter stehen die drei Wasserkanister) nicht ganz auf und hält auch nicht von allein, vielleicht werde ich noch einen kleinen Dämpfer anbringen.
Ja, für sie auf jeden Fall, soviel Zeit und Nähe hatten wir in Berlin sehr selten. Glücklicherweise schläft sie auch gerne alleine unten, so dass wir abends Zeit für uns haben.
Bei schlechtem Wetter ist es nicht ganz leicht, spielen, kochen und umziehen zu dritt im Auto hinzubekommen, aber bislang war es eher lustig als nervig.
Und wenn es doch mal zu viel wird, stellen wir ihren Autositz auf den Beifahrersitz und machen ein Hörbuch an, dann haben wir den hinteren Teil für uns.
Im Fußraum der beiden hinteren Autositze haben wir drei Kisten mit Spielsachen und Kinderbüchern, so können wir auch während der Fahrt gut mit ihr spielen.
Insgesamt ist man auf solch einer Reise aber ohnehin eher draußen als im Auto.
Familie und Freunde zurück zu lassen.
Anouk war vor der Reise schon 2,5 Jahre in der Kita und konnte dort Freunde finden. Wir haben den Kitaplatz nicht aufgegeben.
Wenn wir wieder kommen, kehrt sie zurück zu ihren Freunden – sie wird dann etwa fünf sein.
Während der Reise halten wir Kontakt zur Kita und ihren Freunden (wir verschicken und bekommen kurze Videos, Fotos und Postkarten zu Geburtstagen und einfach so).
Es gab eine „gute Reise bis bald Feier“ in der Kita, bevor wir los sind, so dass alle Kinder wissen, wir kommen wieder.
An die Rabeneltern-Fraktion: das sind stereotype. Ich kann die Entwicklung meiner Tochter sehen, wie sie auf Menschen verschiedenster Ethnien und Äußerem zugeht.
Diese Weltoffenheit haben nicht mal wir so verinnerlicht. Das war bei der Abreise ganz anders.
Nein, eigentlich nicht. Ich (Daniel) schreie das Auto vielleicht mal an, oder die indischen Verkehrsteilnehmer, aber sonst sind wir sehr ausgeglichen.
Das haben wir schon auf unseren vorigen Reisen festgestellt. Bei uns krachte es eher im Arbeitsalltag, als jetzt auf der Reise.
Wir wissen die gemeinsame Zeit zu schätzen. Wir sind uns darüber im Klaren, dass das nicht selbstverständlich ist.
Die Frage ist eher, warum nicht? Wir können uns eigentlich jede Ecke der Welt gut als Reiseziel vorstellen. Es gibt immer etwas zu lernen und zu entdecken.
Wir wollten jedoch nicht mit einer Verschiffung und einem Haufen Bürokratie starten, sondern ganz einfach losfahren.
Die Seidenstraße klang gut, also los. Die Vorstellung war anfangs romantischer, bis wir mitbekamen, dass genau unsere Route wohl mit zu den bürokratischen Ecken der Welt gehört, was Visa anbelangt.
Na gut, der Entschluss war gefasst und wir haben einige Visa in Berlin besorgt. Das war eigentlich ganz gut, wenn man alle Botschaften in der Stadt hat. Einige haben wir aber auch on the Road besorgt.
The Trouble Notes – Grand Masquerade
Der Kaukasus hat uns sehr beeindruckt. Georgien und Armenien sind wunderschön und haben uns länger gehalten, als anfangs geplant war.
Usbekistan war auch sehr beeindruckend, vor allem Khiva. Eigentlich können wir uns bei jedem Land einen erneuten Aufenthalt vorstellen.
Außer vielleicht China, Xinjiang hat uns nachhaltig erschreckt. Bei Charis muss Iran wahrscheinlich nicht noch einmal im Sommer sein.
Die Kleidungsvorschriften und der Umgang mit Frauen sind eine Herausforderung, auch wenn wir unzählige offene, nette Iraner/innen kennen gelernt haben.
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