Glück und Freiheit auf 11 Metern
Eine glückliche Fügung ermöglichte Lara und Julian den Kauf eines amerikanischen Schulbusses von 1989, genauer gesagt einem International Harvester IHC S1800. Nach einem Jahr harter Arbeit machten sie sich auf in die Freiheit – und diese kosten sie in vollen Zügen aus!
Hey, wir sind Julian und Lara. Wir sind beide in Witten, im Ruhrgebiet aufgewachsen und zur Schule gegangen. Julian ist ausgebildeter Waldorf Erzieher und seine Leidenschaften sind das Arbeiten und Gestalten mit Holz, sowie erneuerbare Energiesysteme. Hierbei entwickelt er ständig neue Ideen und ist immer wieder fasziniert von den Möglichkeiten, die wir haben, aber häufig nicht nutzen. Lara ist freischaffende Künstlerin und Yogalehrerin.
Unsere Geschichte mit dem Busleben beginnt wie die Meisten – Nach dem Schulabschluss, beschlossen wir unsere Heimat für eine unbestimmte Zeit hinter uns zu lassen, um unsere neu erlangte Freiheit zu genießen. Und wie kann man besser seine Unabhängigkeit ausleben, als in einem 30 Jahre alten VW Bus, der überall klappert und voller Überraschungen steckt. Einige Reisen später entschied Julian sich dazu, Vollzeit in seinem VW T3 zu leben. Doch zu zweit beziehungsweise zu dritt (mit unserem Hund Rusty) wurde es auf Dauer zu eng, also versuchten wir es auf dem üblichen Weg: Haus, Job, Verpflichtungen, Rechnungen bezahlen und keine Zeit mehr für die Dinge finden, die man wirklich in seinem Leben machen will.
Schon nach kurzer Zeit hatten wir es satt, unsere wertvolle Zeit in Jobs zu investieren, die uns nicht glücklich machen. So wurde uns schnell klar, dass wir einiges an unserem Leben ändern mussten. Im Frühling 2019 beschlossen wir dann, den Bus umzubauen, von dem wir immer geträumt hatten. Wir kauften einen amerikanischen Schulbus von 1989.
Ehrlich gesagt haben wir uns nicht unbedingt für einen 30 Jahre alten Schulbus entschieden, es hat sich einfach so ergeben. Wir wollten schon ein etwas größeres Fahrzeug haben, als unseren bisherigen VW-T3 Bus, aber an einen 11 Meter langen Schulbus, hatten wir nicht wirklich gedacht. Der Schulbus wurde von einer Beachsporthalle in unserer Gegend für Werbezwecke und Vermietungen genutzt.
Wir hatten den Bus schon länger im Auge, aber nicht wirklich damit gerechnet, dass sie ihn verkaufen wollen, aber ein Versuch war’s wert. Nach ein paar netten Gesprächen mit dem Besitzer und einiger Bedenkzeit seinerseits, war er wirklich bereit zu verkaufen und somit unser Projekt zu unterstützen.
Der Bus war nicht gerade in einem guten Zustand: Der TÜV war seit drei Jahren abgelaufen, es gab einige undichte Stellen und dementsprechend viel Rost, die rechte Seite war samt Fenster mit Graffitis besprüht und was mit dem Motor nicht stimmt, wollten wir gar nicht wissen. 30 Jahre haben eben ihre Spuren hinterlassen….
Die größte Herausforderung war definitiv das Dach zu erhöhen. Julian konnte mit seinen 1m 95 nicht aufrecht stehen und das ist wohl mit das Wichtigste für ein angenehmes Leben im Bus. Also hieß es: Den Bus rundherum aufschneiden, das Dach mit Wagenhebern und Baustützen 30 cm anheben, um dann die gekappten Träger wieder zusammenschweißen und die nun freien Stellen mit Blechen verkleiden.
Auch wenn uns viele von unserem Vorhaben abgeraten haben, ließen wir uns nicht davon beeinflussen.Die meiste Zeit steckten wir in die Vorbereitung, gerade weil wir zum ersten Mal ein Dach erhöhten. Doch nach sechs Wochen harter Arbeit haben wir es geschafft und die Karosserie nach unseren Vorstellungen verändert.
Von der Umgestaltung der Karosserie, über Dämmung, Innenausbau, installieren einer Solaranlage und einem effektiven Wassersystem, haben wir tatsächlich ALLES selbst gemacht. Dies war natürlich nicht immer einfach, aber wir haben viel dadurch gelernt und das Gefühl, sein Zuhause komplett selbst gebaut zu haben ist großartig.
Wir leben seit fast einem Jahr vollzeit im Bus und reisen seit November 2020 damit durch Europa. Wir wollen noch einige Länder bereisen, um dann entscheiden zu können, wo es uns am besten gefallen hat und wo wir vielleicht bleiben wollen.
Wir waren in Frankreich, Spanien und Portugal und möchten dieses Jahr, wenn es unter den
Corona Auflagen möglich ist nach England, Schottland und Irland reisen. Unser größter Traum ist es jedoch mit dem Bus durch Australien zu reisen und dann womöglich dort zu bleiben.
Um darin zu Leben und einen Alltag zu führen, ist die Größe des Busses ideal. Doch um damit von Strand zu Strand zu reisen, ist er einfach zu groß, das nervt uns manchmal. Hinzu kommt, dass die Ersatzteilversorgung für unseren Bus, in Europa ziemlich schlecht ist. Dementsprechend müssen wir meist ewig auf die Teile warten und sie sind extrem teuer.
Einfach losfahren, den Alltag hinter sich lassen und dabei immer zuhause sein. Für uns ist es ein Gefühl von Freiheit und Sicherheit zugleich und wir können uns ehrlich gesagt kein anderes Reisen mehr vorstellen.
Wir haben vor Beginn der Reise viel gearbeitet, in dem wir für andere Menschen Busse um- und ausgebaut haben. Dadurch konnten wir einiges zurücklegen, um uns eine Reise von 6 Monaten zu finanzieren. Das bauen von Reisemobilen, wollen wir auch in Zukunft unter dem Firmennamen „Cankuna Campers“ weiterführen und perfektionieren.
Wir sind schon viel gereist: haben mit unserem VW Bus einige Touren durch Europa gemacht, sind mit dem Zug quer durch Indonesien gefahren und haben ein Jahr lang Australien erkundet.
Jede Reise war für uns voller positiver Erfahrungen, Veränderungen und Entwicklungen. Es hat uns aber auch vor Augen geführt, dass wir uns mit dem „normalen“ gesellschaftlichen Leben nicht mehr arrangieren können.
Deshalb haben wir uns dazu entschlossen unser bisheriges Leben hinter uns zu lassen, um mit einem Schulbus die Welt zu erkunden. Wir wollen auf die Suche gehen, nach einem Ort, an dem wir uns wirklich wohlfühlen und vielleicht auch bleiben wollen. Wollen Menschen finden, die ähnliche Ansätze und Visionen haben. Wir haben keine genaue Vorstellung, wo es uns geografisch hinzieht. Wichtig ist nur, dass wir Zeit haben, uns auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren, diese unglaubliche Welt zu erkunden und Erfahrungen zu machen, fernab des hektischen Lebens voller sinnfreier Verpflichtungen.
Mehr von Lara & Julian und ihrem Leben im Schulbus findest du auf Instagram @cankunacampers und unter cankuna-campers.de.