Jenni kaufte sich ihren Ford Transit Transporter zum Reisen. Die fehlende Stehhöhe nervt manchmal, aber lieber so als nicht mehr an Plätze kommen, wo man „unten“ durch passt, sagt sie.
Hi, mein Name ist Jenni, 25 Jahre Lebenserfahrung trage ich bereits in meinem Rucksack mit. Ich wohne momentan in der Schweiz. Fix gemeldet bin ich bei meinen Eltern, aber die meiste Zeit auf meinem rollenden Gefährt „Schnuz“ unterwegs.
Ich habe mich für diese Lebensart entschieden, weil ich dieses Gefühl von Freiheit und wenig Eigentum unglaublich mag.
Neue Plätze zu entdecken, raus zu fahren und zu Entschleunigung, entspricht meiner Vorstellung von einem erfülltem und entspannten Leben.
Wir (mein damaliger Freund und ich) haben sehr lange nach einem passenden Van gesucht. Mein Traum war es von klein auf einen alten VW Bus zu besitzen.
Als mir die Kosten für das Auto und die Abnutzung aufgezeigt wurden, z.B. Verbrauch, Kosten der Ersatzteile, musste ich einsehen, dass wir dieses Geld lieber für unsere erste Reise investieren sollten.
Sonst hätten wir zwar mein Traumauto gehabt, aber kein Geld mehr für die Reise. Ihr merkt selbst, dass ist nicht das, was wir wollten.
Nach ca. 6 Monaten intensiver Suche sind wir per Zufall auf einen Ford Transit Transporter gestoßen und wussten sofort, der wird es sein.
Durch den eckigen Kastenwagen haben wir viel Platz gewonnen. Auch hat er bereits Elektronik, aber trotzdem kann noch viel selbst gemacht werden – was in vielen Ländern von Vorteil ist.
Der schwierigste Teil war mir einzugestehen, dass es eben nicht mein bisheriges Traumauto wird. Auch waren die Besichtigungen nicht leicht, da wir beide keine Ahnung von Autos hatten.
Im Innenraum mache ich alles selber. Klar manchmal brauch ich Unterstützung, z.B. bei den Innenwänden montieren.
Sobald es um Reparaturen am Auto geht, bringe ich ihn zu meiner Werkstatt des Vertrauens.
Die schauen sehr gut auf meinen treuen „Schnuz“.
Ich fühle mich in meinem Auto Zuhause und sicher (es ist mein Schneckenhaus). Zudem habe ich dadurch die Möglichkeit, den Wellen hinter herzureisen. Durch das Reisen mit einem Van bin ich flexibel und nicht auf andere Personen angewiesen.
Zudem kann ich all mein Surfmaterial (Bretter, Anzüge, Poncho, Parka) mitnehmen und muss mich nicht vor dem Trip für eine Neondicke entscheiden.
Frankreich (auch Korsika), Spanien, Portugal, Italien (auch Sardinien), Belgien, Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Kroatien, Irland, Schottland, England.
Mir gefallen alle Länder im Norden sehr gut. Ich bevorzuge kältere Temperaturen und weniger Menschen. Auch Galicien und die Bretagne gefallen mir sehr gut, es ist rau und kühl.
Ich denke, es kommt ganz drauf an, wie man sich gibt und wo man unterwegs ist. Da ich bis jetzt nur längere Zeit in Europa unterwegs war, kann ich nur zu diesen Ländern meine Erfahrungen preisgeben.
Während des Reisens macht man immer mal wieder negative Erfahrungen, aus diesen kann man aber immer sehr viel lernen. Es können neue Strategien entwickelt werden.
Ich persönlich denke, es gibt Situationen, denen sollte man aus dem Weg gehen und frühzeitig intervenieren oder sich Hilfe holen. Ich habe gelernt, frühzeitig klar und direkt zu kommunizieren, dann kommt man mit Männern oft gar nicht in doofe Situationen.
Sind wir mal realistisch, es kann dir überall, zu jeder Tageszeit etwas passieren. Geh offen und überlegt durch die Welt, hab keine Angst vor schlechten Erfahrungen, jeder macht solche. Die Frage ist nur, wie geht man anschließend damit um.
Als ich 2017 im Dezember erfuhr, dass es frisch geschneit hat in der Schweiz und im Facebook alles Powderpics waren, wusste ich, es ist Zeit um nach Hause zu düsen.
So fuhr ich los von Carrapateira bis Hendaye, als ich ab Salamanca Schnee hatte, wusste ich, es war die richtige Entscheidung. Nach einer kurzen Nacht und einem Früh-Surf in Hendaye fuhr ich die zweite Etappe in die Schweiz.
Dies waren je ca. 11 Stunden. Ohne die Powdermotivation hätte ich nicht so lange durchgehalten. Normalerweise sind als Alleinreisende max. acht Stunden Fahrt machbar.
Ich stehe immer frei. Wenn man sich entsprechend verhält, gibt es keine Probleme. Das heißt, parken und nicht campieren, Stühle rausnehmen gehört bereits zu campieren. Den eigenen Abfall wieder mitnehmen ist das Mindeste.
Bei der letzten Reise habe ich einen 80. jährigen Deutschen kennengelernt. Er ist angekommen, stieg aus seinem übergrossen Wohnmobil aus und sammelte den Abfall ein.
Als ich ihm half, meinte er: „ich nerv mich doch nicht den ganzen Tag an dem Abfall, wenn ich ihn in Kürze weggeräumt habe“. Von diesem Zeitpunkt sammelte ich immer den Abfall rund herum auf. Danke lieber alter Mann für diese Erkenntnis!
Solange ich am Meer entlang reise, dort wo die Wellen sind, bin ich nie alleine unterwegs. Nach einigen Tagen kennt man sich, spricht, lacht, isst, tanzt miteinander.
Manchmal hat man sogar das Glück jemanden kennenzulernen und gemeinsam weiterzureisen. Sobald ich jeweils ins Landesinnere gehe, treffe ich selten auf Reisende.
Bei der letzten Tour habe ich einige Workaway-Einsätze gemacht. Das ist nochmals eine ganz andere Art zu reisen. Ich mag es in unterschiedlichen Arbeiten und Kulturen reinzuschauen.
Eine Zeit am selben Ort zu bleiben und Neues zu erlernen. Meine beste Workaway-Stelle war eine Schneckenfarm in Irland. Ich durfte sehr viele verschiedene Arbeiten erlernen und durchführen.
Ich habe im Mai drei Wochen Ferien und weiß, dass ich Surfen gehen werde. Bis jetzt habe ich bei kurzen Urlauben immer am Tag der Abfahrt entschieden, dies wird auch dieses Mal wieder so sein.
Die Entscheidung liegt zwischen Galicien, Bretagne, Nordportugal oder England
Mehr Infos von Jenni findest du auf Instagram.