Ich mache sehr viele Interviews mit Camper Reisenden von überall auf der Welt und die Frage “Campingplatz oder Wildcampen?” beantwortet so gut wie jeder gleich: Wildcampen!
Wildcampen oder auch Freistehen genannt ist nichts Anderes, als auf öffentlichen Orten zu parken und zu übernachten.
Das sind dann recht oft außergewöhnliche Plätze wie beispielsweise direkt am Meer, auf Hügeln mit Panoramablick, neben Weingärten oder irgendwo im Wald oder auf einem nicht bewirtschafteten Feld.
Klassische öffentliche Parkplätze werden natürlich genauso genutzt, sind aber bei den meisten eher die zweite Wahl bzw. die Alternative, da die “unberührte” Natur in der man Ruhe und Sichtschutz findet bevorzugt wird, also nimmt man die Suche nach einem geeigneten Plätzchen zum Übernachten auf sich.
So weit, so gut.
Es spricht schließlich nichts dagegen es sich in der Natur mit seinem Wohnmobil gemütlich zu machen. Oder doch?
Wildcampen ist Freiheit pur. Eigentlich. Um Tiere, Natur und Menschen nicht zu schaden sollte man sich an gewisse Benimmregeln halten.
Die meisten von euch sind ja bereits super vorbildlich unterwegs und kümmern sich darum den Platz vor der Weiterfahrt sauber zu hinterlassen. Anbei also ein großes Dankeschön!
Leider gibt es aber Leute, die sich daneben benehmen und wenig bis gar nicht an Mensch, Tier und Umwelt denken. Manchen ist vielleicht auch nicht bewusst, wie sich ihr Camping-Verhalten auswirken kann.
Es ist nicht nur mir ein Anliegen hier mal Klartext zu sprechen, sondern ganz sicher auch vielen anderen Menschen und wenn Tiere sprechen könnten würden sie dem sicherlich auch zustimmen.
Aus den Augen aus dem Sinn? Bitte nicht. Es gibt nichts ärgerlicheres, als auf einen neuen Stellplatz zu kommen und haufenweise Müll jeglicher Art vorzufinden. Plastikverpackungen, Essensreste, Klopapier.
Müll einfach mal liegen und stehen zu lassen ist nicht nur respektlos Tier, Mensch und Umwelt gegenüber, sondern allen voran einer der Hauptgründe, warum Wildcampen mit dem Wohnmobil überhaupt erst in fast jedem Land verboten ist.
Die Lösung: Habt immer Müllsäcke dabei und verwendet sie auch. Wenn ihr Müll vorfindet, schaut nicht weg, sondern räumt es weg.
Auch wenn es nicht euer Müll ist, ihr tut damit was wertvolles und gutes und das braucht die Welt.
Vergrabt Bioabfall tief genug, damit keine Tiere dran kommen. Eure “Nummer 2” könnt ihr mit einem Klappsparten vergraben, ist ja schließlich auch Bioabfall.
Das ist eigentlich ein absolutes Tabu. Das kann nicht nur Anrainer oder Camper Reisende die in der Nähe parken stören, sondern auch Tiere aus ihrem natürlichen Lebensraum vertreiben.
Die Lösung: Dreht eure Musik leise oder setzt euch Kopfhörer auf.
Ich bin auf meiner einjährigen Reise leider öfters auf Leute gestoßen die absolut kein Verständnis gezeigt haben, als ich sie gebeten habe die Musik leiser zu drehen, daher musste ich weiterfahren und mir einen neuen Platz suchen.
Ein anständiger Wildcamper ist eins mit der Natur, liebt die Ruhe und respektiert alles und jeden um sich herum.
Das gilt vor allem in trockenen Gebieten, in denen Waldbrandgefahr beim Feuermachen besteht, aber auch dann, wenn man andere Menschen damit stören kann.
Natürlich ist ein Lagerfeuer beim Campen immer etwas Tolles. Man sollte aber nicht vergessen, dass es den Boden evtl. nachhaltig beschädigt und Waldbrände auslösen kann.
Brandgefahr ist eine sehr ernstzunehmende Sache. Wenn euch jemand dabei erwischt und anzeigt oder gleich die Polizei kommt drohen horrende Strafen. Als offenes Feuer gilt übrigens auch Campinggaskocher, Kerzen, Fackeln und Vergleichbares.
Die Lösung: Wer trotzdem nicht auf ein Camping Feuer verzichten möchte, sollte ausgeschriebene bzw. legale Feuerstellen nutzen oder vernünftige Sicherheitsvorkehrungen treffen.
Bitte beachtet auch eure Camping-Nachbarn, die eventuell den Rauch durch den Wind in ihr Wohnmobil geblasen bekommen.
Mit Feuer muss man beim wildcampen aber immer und überall, also auch auf legalen Plätzen, sehr vorsichtig sein.
Delikte im Zusammenhang mit Feuer ziehen hohe Strafen und Schadensersatzansprüche nach sich die man sich als Camper Reisende lieber sparen möchte.
Dein erstes Abenteuer bzw. dein erster Schlafplatz wird vermutlich noch im eigenen Land sein. Aber wie ist Wildcampen in Deutschland überhaupt geregelt?
In Deutschland darf man fast überall eine Nacht im Zelt verbringen.
Möchte man dagegen mit dem Wohnwagen wildcampen, so sind diesbezüglich alle öffentlichen Parkplätze in Ordnung, aber leider nur für eine Nacht und auch nur, wenn man sich “auf Reisen” befindet.
Das heißt, man müsste jeden Tag einen neuen Schlafplatz ausfindig machen, um nicht erwischt zu werden und im Endeffekt keine Strafen bezahlen zu müssen.
Das Abstellen am Straßenrand oder auf einem öffentlichen Parkplatz stellt zwar grundsätzlich kein Problem dar, mit “Camping-Verhalten”, sprich Sessel, Tisch und Markise draußen, sollte man aber vorsichtig sein und die Umgebung erst gründlich prüfen, ob es das “Risiko” wert ist.
Lieber also alles im Camper lassen während ihr schläft und auch tagsüber solltet ihr euch nicht zu breit machen.
Hält man sich an die vorhin aufgezeigten Verhaltensregeln wird man in der Regel lediglich gebeten keinen Mist zu hinterlassen, sich zu benehmen, leise zu sein oder woanders hinzufahren.
Im schlimmsten Fall muss man seine Personalien vorweisen und bekommt eine Geldstrafe, das kommt aber wie gesagt sehr darauf an wo genau man parkt und wie man sich verhält.
Eine Party im Wald, überall Müll oder ein Lagerfeuer im Naturschutzgebiet? In solchen Fällen regnet es bis zu 500€ pro Person.
In den meisten Fällen bzw bei geringen Vergehen wie aufgestellte Stühle vor dem Camper werden verkraftbare Bußgelder von 5–80€ verhängt.
Ich habe schon sehr viele Leute getroffen, die keine Probleme beim Wildcampen in Deutschland hatten. Ich denke, wenn man vorsichtig genug ist, kann man eine gemütliche Zeit in der Natur Deutschlands mit dem Camper haben.
Freistehen bzw Wildcampen ist in den meisten europäischen Ländern verboten und wird man erwischt, muss man tief in die Reisebörse greifen.
Aber sind denn alle Länder Europas so streng, wenn es um Wildcampen geht?
Im Norden Europas, insbesondere die skandinavischen Länder sind (noch) der wahrgewordene Traum für Wildcamper.
Dort ist neben der atemberaubenden Natur das sogenannte “Jedermannsrecht” die Regel.
Dieses besagt, dass man nahezu überall für eine Nacht parken und übernachten kann, sogar auf Privatgrundstücken ohne vorher den Besitzer zu verständigen.
Das gilt allerdings nur, wenn das Grundstück nicht in der Nähe des Wohnhauses ist. Höflichkeitshalber sollte man dennoch um Erlaubnis fragen.
Tipp: Speziell in ländlichen Gebieten schaden ein paar Sätze der Landessprache nicht, man macht nicht nur den Menschen eine Freude, sondern hat auch wesentlich bessere Chancen mehr als eine Nacht auf deren privaten Grundstücken bleiben zu dürfen.
In Dänemark müssen Wohnmobile zum Übernachten auf Stell- oder Campingplätze. Wildcampen in Dänemark ist untersagt und bei Verstößen müsste man Bußgelder von 5€ bis 500€ erwarten.
Wenn keine Vogelbrutzeit (März bis August) herrscht, ist das “Aufhalten” an Küsten und in Naturschutzgebieten Tag und Nacht zwar gestattet, aber sieht es sicherheitshalter eher als eine Grauzone.
Hier sollte man lieber kein Campingverhalten zeigen und sich ruhig und unauffällig verhalten.
Polizeikontrollen sind in der Sommersaison am häufigsten. Viele Dünengebiete sind artengeschützt und gelten als Naturschutzgebiete. Innerhalb solcher Areale frei zu stehen hat höhere Bußgelder zur Folge.
Ein kleines Trostpflaster: Auf Privatgrundstücken ist wildcampen mit dem Wohnmobil mit Zustimmung des Besitzers erlaubt. Zudem gibt es 40 verschiedene Wälder, in denen man frei zelten darf.
Im Frühling und Sommer spielt es sich in Sachen Wohnmobilreisen in Frankreich ordentlich ab. Ich war selbst ein paar Monate im Sommer im Lande und habe eigentlich an jedem Eckchen einen Camper stehen sehen.
Frankreich ist ein wahrgewordener Traum in Sachen Wildcampen. Unzählige Freiflächen, Wälder, Strände, Hügel, Berge, you name it.
Auch wenn dieses wunderschöne Land sehr verlockend ist, in Sachen Wildcampen mit dem Wohnmobil verhält es sich ähnlich wie in Deutschland. In Frankreich verteilen die Polizisten horrende Bußgelder für Wildcamper.
Wer sich speziell an Stränden und touristischen Gebieten erwischen lässt kann schon mal 1500€ zahlen.
Wildcampen ist in Frankreich also generell verboten.
Dieses Verbot wird speziell an belebten Stränden und touristischen Ballungszentren streng durchgesetzt. Sogar die Küstenwache kontrolliert vom Meer aus und darf saftige Strafen verhängen.
An abgelegenen Orten ist die Wahrscheinlichkeit entdeckt zu werden weitaus geringer und wird man doch entdeckt, bekommt man oft kein Bußgeld angehängt, sondern wird nur weggeschickt.
Franzosen sind weltoffen, hilfsbereit und lassen einen meistens auf ihrem Grundstück parken bzw. übernachten, wenn man lieb fragt.
Einige Gemeinden haben ein „Camping Municipal“, das sind Plätze, die die Gemeinde zur Verfügung stellt, pflegt und verwaltet.
Oft sind solche Plätze kostenfrei und an sehr schönen Fleckchen gelegen. Schilder weisen auf die Plätze hin, ansonsten kann man auch einfach Einwohner fragen oder auf diese Internetseite schauen.
Frankreich ist im Grunde ein Wohnmobil-Freundliches Reiseland. Seit ein paar Jahren boomt der Camper Tourismus enorm.
Ich war knapp 2 Monate in Frankreich mit dem Camper unterwegs, bin durch 15 Regionen gereist und hatte nie Probleme beim Wildcampen.
Ich habe meine Schlafplätze zum Wildcampen meistens mittels “Park4Night” App gefunden. Da ich ein Wildcamping-Fan bin habe ich sehr wenige Campingplätze aufgesucht.
Dass mich saftige Strafen jederzeit einholen können war mir bewusst. Auch das ist Teil der Wildcamping Bewegung: Man muss mit Bußgeldern rechnen.
Wer beim Wildcampen nicht erwischt werden will, muss den Platz schlau wählen und sich unauffällig verhalten.
Schlussendlich kann ich nur sagen, dass man auf den Platz selbst mindestens genauso gut acht geben sollte, wie auf sein Zuhause auf vier Rädern.
2019 hat viel Potenzial. Lasst uns alle gemeinsam für eine saubere, schöne und stressfreie Wildcamping Welt sorgen. Wir haben es schließlich in der Hand.
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