Gerti und Hartmut vom Steyr 12M18 gesellten sich mit Freunden zu uns und es war toll, unterwegs wieder einmal einen großen Lkw zu treffen. Der Innenausbau hatte mich sofort in seinen Bann gezogen.
Hartmut hat alles selbst gemacht und es sah aus wie vom Fachmann. Er hat ungefähr 3!! Jahre am Lkw gebaut und seine Ideen und Überlegungen möchte ich dir natürlich nicht vorenthalten.
Zusammen mit seiner Frau sind sie momentan auf dem Weg nach Australien, über die Stan-Staaten bis nach Indien. Aber lies selbst.
Wir wollten ein Allrad Fahrzeug, da wir mit unserem ehemaligen Ducato öfters auf nasser Wiese hängen geblieben sind. Weiter wollten wir mit dem Gewicht wenn möglich unter 7.5 t bleiben.
Um unterwegs unser Fahrzeug selber reparieren zu können, haben wir ein älteres Modell gesucht, dass wenig oder keine Fahrzeug- bzw. Motorelektronik hat.
Und als letztes haben wir nach einem großen Fahrerhaus Ausschau gehalten, damit eine Kühlbox und die Campingausrüstung darin Platz hat.
Wir haben uns verschiedene Fahrzeugtypen näher angeschaut, welche für uns in Frage kamen und für uns dann folgendes herausgefunden:
– MB Vario: keine gut erhaltene Fahrzeuge am Markt, auch keine jüngeren Baujahres
– Unimog: wegen Motorhaube vor dem Fahrerhaus nur eine kleinere Kabine möglich
– MB 914 / 917: zu laut und untermotorisiert
– MB 1017 /1019: hat zu kleines Fahrerhaus und ist zu laut
– MAN L2000: ideal, wenig Elektronik, größeres Fahrerhaus, aber im Zeitraum des Suchens (2014-2015) nichts am Markt
– Steyr 12M18: von diesem hatte ich bis dato nichts gehört, mir gefiel aber das Fahrerhaus.
Ein Nachteil war für mich das schwer gebaute Fahrgestell, wodurch es nicht möglich war, unter 7.5 t zu bleiben.
Die Preise für einen Steyr 12M18 waren im Jahr 2014 durch nichts zu toppen, weshalb wir uns zum Kauf entschlossen haben.
Die Zulassung für Deutschland, welche die Steyr Lkw’s brauchen, konnten wir anschließend bei der Firma Aigner ohne Probleme machen lassen.
Ja, definitiv! Ich habe sehr wenig Restaurierungsarbeiten machen müssen und die Technik ist überschaubar und leicht zu reparieren.
Die Leerkabine hat für mich ein professionellen Kabinenbauer gebaut, da ich keine Erfahrungen mit GfK-Kabinen hatte (ich wollte unbedingt eine GfK-Kabine), keine beheizte Halle hatte.
Zu meinem handwerklichen Geschick. Seit meiner Lehre war ich in der Automobiltechnik tätig. Die letzten 35 Jahre habe ich in der Konstruktion und im Projektmanagement gearbeitet.
In der Automobiltechnik wird mit einer Genauigkeit von 1/10 mm gearbeitet und das passte auch zu meinem persönlichen Stil.
Außerdem wollten wir es auch sehr schön und bequem haben, denn ein zweites Expeditionsfahrzeug wird es bestimmt nicht geben. Geübt habe ich an unserem Ducato-Wohnmobil, welches auch drei Änderungsschleifen durchlief.
Als dieses fertig war, stand das große Projekt, unser Steyr 12M18, vor der Tür. Na ja, bei allem Perfektionismus, mein Vorschlag an Nachahmer: Nicht zu genau bauen, sondern einfach losfahren.
Wir sind auch mit der Leerkabine vier Wochen nach Marokko gefahren.
Wir waren auf einigen Globetrottertreffen und Messen unterwegs, wo wir uns verschiedene Expeditionsmobile angeschaut haben.
Auch wenn wir irgendwo ein interessantes Fahrzeug gesehen haben, haben wir uns mit den Eigentümern unterhalten und konnten uns so verschiedene Ausbauten anschauen.
Auf der Allradmesse in Bad Kissingen haben wir uns sowohl bei den professionellen Ausbauern über Preise und Termine informiert, sowie in der Camping Area viele private Fahrzeuge angeschaut.
Eine weitere Hilfe für den Ausbau war das Buch von Ulrich Dolde. Er beschreibt darin auch die Fehler, die er gemacht hat und ist dadurch für Newcomer sehr zu empfehlen.
Für die Planung habe ich mir dann eine preisgünstige CAD-Software gekauft, um am Computer grob zu konstruieren.
Wichtig war für mich, dass ich sogenannte Blöcke für z.B. Bett, Küche, Sitzbereich, Schrank für Kühlschrank, Toilettenraum konstruiert habe und diese bequem hin und her schieben konnte.
Die wichtigsten Abmessungen der Bauteile blieben erhalten und ich konnte sehen, wo sie hinpassen und wo es ungünstig ist.
Im Arbeitszimmer habe ich außerdem versucht, durch Kartons und provisorische Pappwände den möglich Bewegungsraum darzustellen.
Zum Beispiel habe ich in Restaurants die Sitze vermessen und untereinander die Abmessungen verglichen. Als die Abmessungen fest standen, habe ich die optimale Höhe der Fenster ermittelt.
Andere wichtigen Dinge wie z.B. die Wasserinstallation und auch die Elektroinstallation habe ich etwas stiefmütterlich behandelt, ganz nach dem Motto, das wird schon irgendwie passen.
Im Winter 2015 habe ich mich im Arbeitszimmer fast nur mit der Elektronik beschäftigt.
Viele Dinge waren mir bekannt, aber bei diesem Projekt waren zusätzliche Infos bezüglich Elektrik zwischen Fahrgestell und Kabine notwendig.
Eine weitere Frage, die sich uns stellte war, welches Heizungs- und Kochkonzept wir haben wollten. Also ob wir Gas mit an Board haben wollen oder nicht.
So ergab sich dann auch unsere Lösung mit dem elektrischen Kochen mittels Induktionskochfeld.
Wenn möglich machen wir alles selbst, außer den Ölwechsel, den lassen wir immer in einheimischen Werkstätten machen.
Der Reifenwechsel geht noch, ansonsten gibt es unterwegs sehr viele Interessenten und Helfer.
Dabei ist es sehr wichtig, immer die Kontrolle zu behalten, da manchmal zu viele Helfer vor Ort sind. Zudem versuchen wir immer so zu fahren, dass das Fahrzeug nicht stecken bleibt.
Wir erkunden (fast) immer den Fahrbahnzustand, auch Wasserdurchfahrten werden vorher gründlich analysiert. Wir haben großen Respekt davor, unser 10 t Fahrzeug im Gelände zu bewegen.
Unser erstes großes Ziel ist Australien, wo unsere Tochter wohnt. Für uns war es klar, möglichst viel über Land zu fahren.
Bei der Reiseplanung haben wir dann darauf geschaut, dass wir weder in den Winter, noch in den Monsun kommen.
Aus diesem Grund haben wir für die Stan-Staaten und die südostasiatischen Länder nicht so viel Zeit eingerechnet.
Für den zweiten Teil der Reise steht Südamerika auf dem Plan. Dort möchten wir ungefähr den Spuren von Ch. Darwin und Alexander von Humboldt folgen, wessen Bücher ich als Jugendlicher gerne gelesen habe.
Da sind wir zu rastlos. Zu Hause gab es immer etwas am Haus zu tun und anschließend haben wir oft Barbecue gemacht. Aber will man das für den Rest des Lebens tun?
Die geplante Tour bis nach Australien sieht folgendermaßen aus:
Deutschland-Österreich-Ungarn-Serbien-Bulgarien-Türkei-Georgien-Armenien-Iran-Turkmenistan-Usbekistan-Tadschikistan (Pamir-Highway)-Kirgistan-Kasachstan-Russland-Mongolei-China-Nepal-Indien-Myanmar-Thailand-Malaysia-Indonesien-Australien.
Weiter haben wir noch nicht geplant, es schwirren jedoch einige Ideen in unseren Köpfen rum. Nach Australien könnten wir uns vorstellen, Neuseeland mit einem Mietfahrzeug zu erkunden.
Da es keine Verschiffungsmöglichkeit von Australien nach Südamerika gibt, haben wir uns drei Optionen überlegt. Als erstes unser Fahrzeug nach Nordamerika zu verschiffen und dann die Panamericana zu fahren.
Eine andere Option wäre, erst nach Südafrika und anschließend nach Südamerika zu verschiffen oder zurück nach Deutschland und von dort aus nach Südamerika zu verschiffen .
Die Reiseplanung bis Australien hat ein sehr guter Bekannter von uns gemacht, welcher uns gefragt hat, ob wir mit ihm mitfahren würden. Aufgrund der Zeitknappheit haben wir spontan zugesagt.
Damit wurde auch ein Abfahrtstermin festgelegt und der Ausbau hatte sich dem Abfahrtstermin unterzuordnen. Als wir losfuhren, waren deshalb einige Dinge noch nicht fertig, wie z.B. die Innendusche.
Erschwerend kam hinzu, dass ich mein Warmwasserheizungssytem im Winter nochmals komplett umbauen musste, was auch nicht auf dem Plan stand.
Die Länder Australien, Neuseeland und Südamerika werden aber nur grob geplant und eher spontan bereist.
Wichtig ist uns nur, dass wir die Jahreszeiten bzw. die klimatischen Bedingungen und landestypische Gegebenheiten berücksichtigen.
Ja, das auf alle Fälle. Außerdem haben wir noch einige bürokratische deutsche Dinge zu erledigen.
Wir haben für den ersten Teil der Reise, also bis Australien, eine Agentur beauftragt. Das ist aus Zeitgründen notwendig und wir können uns voll auf die zu bereisenden Länder konzentrieren.
Erst einmal ein großes Dankeschön, dass ihr euch Zeit genommen habt für das Interview und einen guten Einblick in den Aufbau eures Steyrs 12M18 gegeben hat. Für die weitere Reise wünsche ich euch eine pannenfreie Weiterfahrt mit vielen spannenden Begegnungen.
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