Ein LKW für Drei
Annabelle und Alexis haben sich entschieden, in einem umgebauten Fahrzeug zu leben. Für sie ist dies jedoch kein Grund, sich des Komforts zu berauben, den man in einem Haus findet. Es war ihr Ziel, sich von ihren Wünschen tragen zu lassen, während sie ihr Zuhause bei sich hatten.
Hallo zusammen! Wir sind Annabelle (27) und Alexis (25). Wir leben mit unserem 9 Monate alten Jungen in unserem Renault Midliner von 1988, den wir selbst umgebaut und ausgestattet haben. Wir kommen beide aus der Region Rhône-Alpes. Wir haben uns vor einigen Jahren im Gartenbau kennengelernt. Derzeit leben wir in der Auvergne.
Ursprünglich war es Nana (Annabelle), die die Idee von einer Reise im Van hatte. Was Alexis betrifft, so hat er sich ebenfalls inspirieren lassen. Seit seiner Kindheit haben ihm seine Eltern eine Vorliebe fürs Reisen mitgegeben. Sein Vater hat sein ganzes Leben lang hart gearbeitet, um seine kleine Familie so oft es geht auf Reisen mitzunehmen. Er hatte ein Wohnmobil und wartete nur auf seinen Ruhestand, bis er ohne Zeitdruck reisen konnte. Aber er wurde krank und starb ein Jahr vor seiner Pensionierung. Diese Tragödie hat Alexis, aber auch mich, sehr wachgerüttelt. Wenn wir etwas tun wollen, tun wir es und verschieben es nicht auf den nächsten Tag. Wir versuchen stets im Moment zu leben. Verwirklicht eure Träume und Projekte, liebe LeserInnen!
Bevor wir den Renault Midliner S150 ergatterten, reisten wir ein gutes Jahr mit einem anderen Wohnmobil durch Europa. In Griechenland trafen wir auf Franzosen, die ebenfalls mit einem Bus unterwegs waren. Wir verstanden uns auf Anhieb und tauschten Kontakte aus. Als wir wieder in Frankreich waren und am Grundstück von Alexis Vater lebten, nahmen wir wieder Kontakt zu unseren französischen Bekannten aus Griechenland auf. Diese erzählten uns, dass sie ihren Bus verkaufen, da sie nun ein Kind erwarteten. Nun, das war wohl Schicksal – denn genau der war dann unser jetziger Renault Midliner S150!
Ja, wir haben alles alleine gemacht! Der LKW war allerdings bereits ausgestattet, als wir ihn kauften. Wir haben ihn nach dem Kauf aber wieder ausgebaut, um ihn nach unseren Anforderungen und Vorlieben neu zu gestalten. Übrigens: Wir lebten und renovierten zur selben Zeit im Bus! Wir schraubten am hinteren Teil des LKWs und lebten im vorderen Teil und umgekehrt! Wir hatten Glück, dass uns ein Bekannter ein Lager geliehen hatte, in welchem wir mit dem LKW vorerst leben konnten. Wir hatten Wasser und Strom, das half uns sehr! Wir behielten auch die gesamte Solar- und Elektrik, da der Vorbesitzer der Sohn eines Elektrikers war und die Montagen somit sehr gut installiert wurden!
9 Monate, aber wie so viele wissen, wird es immer irgendetwas geben, was man noch machen könnte…
Ein Minimum an lebenswichtigen Werkzeugen und natürlich aufgefüllte Wasser- und Benzinkanister.
Immer mitten in der Natur! Da wir zwei Hunde und eine Katze haben, müssen wir quasi gezwungenermaßen viel in der Natur sein, um ihnen die Freiheit zu ermöglichen, die sie brauchen.
Da es sein Zuhause ist, hat er seine Gewohnheiten und sein Tempo. Es ändert sich nicht zu viel für ihn. Während der Fahrt schläft er die meiste Zeit. Der LKW schaukelt ihn sozusagen in den Schlaf.
In unserer Dusche – ganz wie zu Hause! Es ist eine selbst gebaute 70cmx70cm Kabine.
Die Küche ist relativ geräumig und das ist uns auch sehr wichtig! Wir haben einen 4-Flammen-Gaskocher und einen Ofen, eine Dunstabzugshaube, ein großes Waschbecken, eine Abtropffläche, einen Gaskühlschrank mit Gefrierfach, einen Multifunktionsroboter für Brot usw. Und ein Mixer ist wichtig! Und eine große Arbeitsplatte zum Kochen. Ach, wir haben eben genug Platz für all diese Dinge und dafür sind wir auch sehr dankbar!
Ein Leben im LKW ist alles andere als 0815. Routinen und Gewohnheiten gibt es zwar auf eine gewisse Art und Weise, doch wenn wir wollen, sehen wir täglich neue Landschaften, Kulturen, Menschen und Tiere. Wir sind viel näher an der Natur dran als die meisten anderen. Dabei sind wir Menschen auf der Erde, um zu lernen und zu erfahren. Wenn man niemals am selben Ort ist, kann man unterschiedliche Erfahrungen machen! Dies ist auch ein erster Schritt in Richtung Autonomie!
Solange wir in Bewegung bleiben wollen, sind wir auf fossile Brennstoffe angewiesen. Außerdem können wir keinen eigenen Garten anpflanzen, um unsere Lebensmittel selbst anzubauen. Abgesehen von diesen beiden Faktoren haben wir alles, was wir brauchen, um glücklich zu leben.
Bleibt so offen wie möglich und vertraut auf Freude, Liebe und Frieden. Wir LKW Reisende werden von der Außenwelt nicht unbedingt immer nett in Empfang genommen. Wir gelten oft als Profiteure, Faulpelze, Hippies oder Punks. Aber solange man mit sich selbst und seinen Entscheidungen im Reinen ist, ist alles gut. Wir ziehen an, was wir denken. Daher sollten wir stets positiv bleiben und lernen “kleiner” zu leben. Dies ist auch der größte Unterschied zwischen einem Leben im Haus und einem Leben im LKW!
Ja, wir knüpfen auch neue Bekanntschaften und sogar Freundschaften. Obwohl der Begriff Freunde eine ganz eigene Bedeutung bekommt. Manchmal lernt man sich so schnell kennen und verbringt nur ein paar Tage zusammen, jedoch sind diese Tage oder Momente immer sehr intensiv. Diese flüchtigen Freundschaften sind wirklich magisch und bleiben uns stets in Erinnerung.
Wie oben erwähnt, möchten wir nächsten Winter nach Marokko fahren und dort einige Monate bleiben. Wir möchten diese Zeit nutzen, um eine Nische über der Kabine zu bauen. Auf diese Weise können wir dem Kleinen unser aktuelles Zimmer geben. Dann möchten wir auf Reisen eine kleine Einnahmequelle entwickeln. Annabelle fängt an, DIY-Baby-Kits herzustellen und ich arbeite mit Holz!