Freiheit auf 8 Quadratmetern
Ein Mercedes Benz Unimog U1300L ist wohl der Traum vieler Expeditionsfahrzeug-LiebhaberInnen. Stefan hat ihn sich erfüllt und erzählt uns heute von seinem Umbau, seinem Leben und seinen Reisen!
Hey, mein Name ist Stefan und ich bin 27 Jahre jung. 2012 habe ich per Zufall ein Expeditionsfahrzeug im Fernsehen gesehen und war direkt fasziniert. Doch gleichzeitig dachte ich, dass so ein Fahrzeug bestimmt unbezahlbar ist und hab es damit abgetan. Es mussten sechs Jahre vergehen, bis mein Traum endlich Form annahm, denn nach viel Recherche und Planung stand mein Entschluss und sogar mein ausgeklügeltes Konzept fest einen Unimog zu kaufen, ihn umzubauen und damit auf Reisen zu fahren. Das Basisfahrzeug war dann innerhalb von drei Monaten in meinem Besitz. Schließlich folgten sechs Monate Planerstellung der Kabine, Möbel, Umbauten etc.
Im Januar 2019 bestellte ich das gesamte Material für den Ausbau und im April 2019 startete ich.
An diesem Lifestyle hat mich stets der Gedanke der Freiheit und Entdeckungslust beflügelt. Loszufahren, entlegene Orte zu erkunden, abseits des Mainstream-Tourismus zu sein und andere Kulturen kennenzulernen, standen für mich ganz oben auf meiner Wunschliste. Du steigst in dein Fahrzeug, fährst los und der Urlaub beginnt. Dabei ist es total egal, wohin man fährt und wie lange man unterwegs ist. Man ist direkt entspannt und genießt das Leben in vollen Zügen. Ich habe genau diese Aspekte sehr zu lieben und zu schätzen gelernt und will diese nicht missen.
Ich wusste von Anfang an, was ich wollte. Ich wusste, dass es ein Unimog werden muss. Da ich schon immer ein großer Unimog Fan war und begeistert von der unschlagbaren Geländegängigkeit des Fahrzeugs bin, konnte man den Traum mit dem Nützlichen verbinden. Auch nach rund 18.000 gefahrenen Kilometern würde ich den Unimog nicht eintauschen wollen.
Der Unimog befand sich in einem sehr guten Zustand, obwohl er 3 Jahre nicht bewegt wurde und nur draußen im Bundeswehrdepot rumstand. Er hatte keinerlei Roststellen und sprang auch direkt beim ersten Versuch an. Das Thema mit dem Anspringen war mit viel Nervenkitzel behaftet, denn beim Kauf dufte er nicht Probe-gefahren, sondern nur nach dem Motto „gekauft wie gesehn“ erworben werden. Aber er hat die 450 km Heimreise auf eigener Achse erfolgreich gemeistert! Bei einer späteren und genauen Durchsuchung stellte sich dann heraus, dass das Gehäuse der Wasserpumpe einen Riss hatte, an dem er Kühlwasser verlor, aber der Tausch der Wasserpumpe war kein großer Aufwand. Das Fahrzeug war im Endeffekt also ein richtiges Schnäppchen.
Erstaunlicherweise war die Umstellung kein Problem. Ich hab mich sofort wohl gefühlt auf meinen 8qm. Ich besitze darin einfach alles was ich zum Leben benötige. Auch für zwei Personen ist noch ausreichend Platz, um sich nicht beengt zu fühlen. Da der Platz im Unimog sehr begrenzt ist, hab ich mir sehr oft die Frage gestellt: Was brauchst du eigentlich?
Das hat mir einmal mehr aufgezeigt wie viel unnötige Dinge man eigentlich im Laufe der Jahre ansammelt.
Bisher führten meine Wege durch Süd und Ost Deutschland, Luxemburg, Schweiz, Österreich, Norditalien und Ungarn. Wo es mir bisher am besten gefallen hat ist schwer zu beantworten. Meine Meinung ist, dass man das Beste aus allem machen sollte, auch wenn es z.B. mehrere Tage regnet oder vielleicht ein Ort nicht ganz so toll ist wie man ihn sich vorgestellt hat. Allerdings werde ich immer, wenn es kein zu großer Umweg ist, einen Halt am Plattensee in Ungarn einlegen, sowie auch in Südtirol.
Die längste Strecke, die ich am Stück gefahren bin, war von München nach Ungarn an den Plattensee. Die Hinfahrt war in 2 Etappen aufgeteilt, allerdings war die Zeit auf der Rückfahrt zu knapp, also sind wir ohne große Pause 800 km nach Hause gefahren. Da wir Autobahnen weitestgehend vermieden haben, haben wir geschlagene 13 1/2 Stunden gebraucht. Danach war ich platt.
Das ist sehr unterschiedlich. Leider klappt das mit dem Freistehen nicht immer, aber dennoch bevorzuge ich es abseits des Trubels mein Lager für die Nacht aufzuschlagen. Dadurch habe ich bereits viele sehr sehr schöne Plätze und Gegenden entdeckt, denn allein schon die Suche nach einem passenden Nachtplatz kann manchmal zu einem kleinen Abenteuer werden. Klappt dies nicht, muss eine Alternative her. Der klassische Campingplatz wird es da nur sehr selten. Meist besteht die Alternative aus Wohnmobilstellplätzen. Ganz besonders, wenn ich an Orten etwas länger bleiben will. Auch sind diese oft ein „sicherer Hafen“, denn wenn der Reisetag länger war als geplant und es dann schon dunkel wird oder man sehr müde ist, kann man es sich auf einem Stellplatz gemütlich machen. Da ich mit meinem Fahrzeug 8-10 Tage Autark sein kann bin ich da sehr flexibel – Home is where you park it!
Ja, das veränderte mich definitiv. Ich habe viele Dinge, die ich damals als Selbstverständlichkeit betrachtet habe (z.B. Wasser und Strom) viel mehr zu schätzen gelernt, da viele Dinge, die sonst in unbegrenzter Menge zur Verfügung standen plötzlich kostbare Güter geworden sind. Auch beim Thema Konsum hat mich das Reisen im Camper verändert. Ich hinterfrage die Notwendigkeit eines Produkts immer häufiger und sehr oft kommt ich dann zu dem Schluss, dass ich es eigentlich gar nicht brauche. Nicht zuletzt habe ich auch begonnen das Leben mehr zu genießen, zu schätzen und mich mehr auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Für 2021 steht, neben einigen kleineren, die erste wirklich große Reise an. Soweit es möglich ist will ich für 6 Wochen nach Portugal. Die Alternativen wären Griechenland oder Norwegen. Mal sehen wohin der Weg mich führt.
Für mehr von Stefan und dem Unimog schaut auf seinem Instagram Account @bajuwarian vorbei.