Für mich war es eine Art Flucht. Ich lebte drei Jahre lang wie in einer Falle und wollte einfach nur raus aus diesem Alltagstrott, der mich nicht glücklich machte. Anfangs war es nur eine Reise für mich, doch ich erkannte schnell, dass mich diese Art zu leben tatsächlich glücklich machte, also entschied ich mich diesen Lebensstil einfach mal zu leben. 

Ich besitze einen Mercedes Benz Sprinter, der mal als Ambulanzfahrzeug diente. Ich nahm dieses Fahrzeugs anfangs nicht mal wirklich ernst, doch als ich es unweit von meinem damaligen Wohnsitz fand, war ich hin und weg und kaufte ihn vom Fleck weg. Bevor ich ihn umbaute sah er aus wie ein ganz normales Ambulanzfahrzeug. Niemand bremste mich aus, niemand hubte. Nicht mal, als Amber mitten auf der Straße den Geist aufgab. Ein Ambulanzfahrzeug wird mit Samtpfötchen angefasst. Das gefiel mir.

Aber jetzt mal ehrlich: Ich entschied mich für den Mercedes Benz Sprinter, weil er, mehr als alle anderen Fahrzeuge, regelmäßig serviciert und gepflegt wurde und es ein sehr solides Fahrzeug ist. Neue Mercedes Benz Sprinter kosten um die 270.000 Euro. Ich habe Amber um einen Bruchteil gekauft – inklusive Dieselheizung, Isolierung, Seitenfenster, teilweise sogar Einrichtung.. die Liste ist lang! Dieser Van hat vielleicht viel Blut gesehen, doch er rettete auch viele Leben. Ich finde, dass ein solches Fahrzeug auf alle Fälle vom Schrottplatz gerettet werden muss und die Welt sehen darf. Zusammen mit mir und meinem Hund!

Die Basis Struktur bezieht sich auf das Original des Ambulanzfahrzeuges, doch den Rest habe ich selbst gebaut. Entweder mit Resten der alten Einrichtung oder mit altem Holz, welches ich neu zum Leben erwecken konnte. 

Ich mache YouTube Videos. Ich nenne mich aber nur sehr ungerne “YouTuber”. Ich arbeite aber auch an anderen Projekten, welche mir etwas Geld einbringen, um weiterhin reisen zu können. Damals habe ich lediglich Camper ausgebaut, heute kann ich mich glücklich schätzen, komplett Online arbeiten zu können. Diese Umstellung dauerte aber ein paar Jahre. 

Meine erste Reise dauerte neun Monate. Amber fuhr mich und meinem Hund schon nach Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Österreich, Deutschland, Belgien und Luxemburg. Ehrlich gesagt gelten die beiden letzten Destinationen aber nicht wirklich. Mein Getriebe gab in Deutschland den Geist auf, also musste ich durch Belgien und Luxemburg durch, um bis nach Hause gelangen zu können. Diese 700 Kilometer waren nicht lustig. Nach dieser Reise sah ich mir noch mein eigenes Heimatland, Wales und Schottland an. Ich fuhr übrigens noch ein zweites Mal nach Portugal, um mir dort ein Stückchen Land zu kaufen!

Ja! Ich lebe nun schon seit drei Jahren in meinem Van und habe keine Absichten dies nicht mehr zu tun. Es war die beste Entscheidung, die ich je getroffen hatte. Insbesondere in der heutigen Welt, dem Virus und allem. Mein Lebensstil hat mir eine Menge Sorgen und Komplikationen erspart.

Ich bevorzuge das Freistehen mitten im Nirgendwo. Ich schleppe meinen Camper auch gerne mal in wildes Terrain, wo normale Autos nicht hinkommen. Kratzer und Dellen sind mir dieses Abenteuer wert. Aber klar, den Luxus verschiedenster Annehmlichkeiten hat man beim Freistehen natürlich nicht so leicht. Wenn ich wählen müsste, würde ich aber ohne nachzudenken Freistehen wählen! 

Ich habe eine Mini Dusche und Mini Toilette im Van eingebaut. Ich nenne diesen kleinen Raum liebevoll “Shoilet” (Shower and Toilet) und bin sehr dankbar über warmes Wasser, welches ich dank dem 80 Liter Boiler innerhalb weniger Sekunden genießen kann. 

Ich habe eine kleine Küche mit vier Herdplatten, einem Besteckkasten und Kühlschrank. Ich habe auch noch eine ausklappbare Holzplatte, auf der ich schneiden und kochen kann. Außerdem habe ich eine große Spüle. Leider habe ich keinen Ofen, aber ich habe andere Wege, wie ich backen und grillen kann. 

Die Freiheit! Die nicht relevante Zeit, das einfache Leben, das Losfahren und Ankommen, ganz egal wohin. Unsere “soziale Welt” hat uns diese Art von Freiheit erfolgreich ausgetrieben. Das Leben im Van befreit dich von diesem Systemzwang, vom Miete bezahlen, vom 9-5 Arbeits Uhrwerk und allem anderen, was wir fürs “erfolgreich sein” brauchen. Das ist doch alles verrückt.

Lege diese Art zu Denken nieder und du wirst erkennen, dass du die Einfachheit des Lebens mehr zu schätzen weißt, als alles, was man dir einredet. Die Natur heißt dich willkommen. Respektiere sie aber und gehe liebevoll mit ihr um. 

Oh, da gibt es natürlich auch viele. Die Polizei sitzt dir manchmal auf den Fersen, Steine krachen in dein Fenster während du schläfst, Menschen wollen in deinen Van einbrechen.. Gegen letzteres muss man sich eben schützen, indem man Sicherheitsschlösser am Van installiert und auch Alarmanlagen einbaut. Du kannst dich auch mit Messer und Co. schützen, aber hey, das lassen wir jetzt erst mal. Es ist schon eine harte Pille, die man da schlucken muss. Man ist aber in Wirklichkeit auch nicht unbedingt viel sicherer in einem Haus oder einer Wohnung, oder?

Sei darauf gefasst, dass es dich mal kräftig aus deiner Komfortzone rauskickt. Lass es zu. Denn sobald du dich mal darauf einlässt und dich von diesem Lebensstil leiten lässt, wirst du merken, wie viel interessanter dein Leben plötzlich wird. Es ist nicht für Jedermann und es ist DEFINITIV NICHT schick und romantisch, wie es auf Instagram dargestellt wird. Nach ein paar Wochen wirst du schon merken, ob es was für dich ist. Du wirst es einfach merken. 

Ständig. Auch wegen meines YouTube Kanals, denn Leute erkennen mich und kommen auf mich zu. Man trifft dauernd neue, aber gleichgesinnte Leute. Ich bin eigentlich eher introvertiert, doch dieser Lebensstil kickte mich nicht selten aus meiner Komfortzone und dafür bin ich bis heute sehr dankbar, da ich ein paar tolle neue Freunde fand. 

Nun, aufgrund der derzeitigen Corona Situation ist es gar nicht so einfach Vollzeit im Van zu leben. Ich bin aber trotzdem so dankbar für meine Entscheidung und werde es nicht aufgeben. Ich habe aber ein kleines Stück Land, auf dem ich mir etwas aufbauen möchte. Ich glaube fest daran, dass wir Menschen irgendwann wieder in einen normalen Alltag zurückkehren können und wieder tun und lassen können, was wir möchten. Das klingt wie blinder Optimismus, doch genau dieser blinde Optimismus hat mich dorthin geführt, wo ich heute bin.