Kati und Martin leben seit über zwei Jahren in ihrem selbst ausgebauten Mercedes Benz 917 LAF und berichten heute über ihre Erfahrungen mit ihrem Riesen.
Hallo, wir sind Kati und Martin und leben seit 2,5 Jahren in unserem selbst ausgebauten Allrad-Lkw. Der Traum entstand schon vor langer Zeit.
Ich, Kati wollte immer mit einem VW Bus die Welt entdecken und Martin einen Lkw ausbauen und damit reisen. Vor acht Jahren haben sich unsere Wege gekreuzt und seitdem leben wir zusammen.
Nach vier Jahren zusammen in einer Wohnung mit geregelter Arbeit, Autos und dem Alltag hat sich Martin dazu entschieden, einen Allrad-Lkw zu kaufen, aus- und umzubauen und darin zu leben.
Das nötige Kleingeld hatte er damals natürlich nicht. So stellte sich Martin die Frage wie und wo kann er am schnellsten so viel Geld generieren, um sich diesen Traum des Daseins zu verwirklichen.
Nach intensiver Recherche ergab sich dann die Möglichkeit, in der Schweiz zu arbeiten. Für Martin war klar, dass er alles dafür geben wird, um das Leben zu leben, das er gerne für sich möchte. Ich wurde dann vor gesetzten Tatsachen gestellt und musste mich „entscheiden“.
Gebe ich meinen sicheren Job auf und verlasse ich Familie und Freunde für ein Leben im LKW, wobei ich gar nicht weiß, ob das ein Leben für mich wäre?
Wie soll ich einen Job in der Schweiz finden und wie geht das überhaupt? Die Gedanken an das Reisen, die Möglichkeit zu haben, täglich einen anderen Garten vor der Tür zu genießen, andere Kulturen kennenzulernen, die Welt zu sehen mit dem eigenen zu Hause, ließen mich alle Zweifel und Sorgen vergessen.
Und dann war auch für mich klar: Ja, ich will es versuchen. Was soll den groß passieren? So zogen wir vor vier Jahren in die Schweiz. Arbeiteten viel, lebten minimalistisch, verzichteten auf viele Dinge und sparten all unser verdientes Geld.
Das klingt jetzt so, als hatten wir eine grauenvolle Zeit. Nein, die Zeit war fantastisch und uns wurde da schon klar, dass unsere Reise bereits begonnen hatte. Vor allem haben wir bemerkt, dass es wenig braucht um das Leben genussvoll zu leben.
Wir lebten 1,5 Jahre in einer riesigen WG mit ca. 50 Personen aus aller Welt. Inder, Pakistani, Marokkaner, Tunesier, Schweizer, Polen, Russen und natürlich wir als Italiener.
Wir haben viele Freundschaften geknüpft, vieles gelernt, neues gesehen und ein neues (vorübergehendes) Zuhause gewonnen. In der Zeit haben wir viel über das zukünftige Mobil recherchiert, geplant, uns bei Herstellern über ihre Produkte informiert und den Grundriss geschätzte 30x auf den Kopf geschmissen und neu gemacht.
Am 23.12.2014 war es dann so weit, wir haben Luise über einen Händler in Deutschland sozusagen „blind“ gekauft. Wieder mal ein riesiger Glücksfall. Erst im März des darauffolgenden Jahres haben wir Luise das erste Mal live gesehen.
Wir haben uns auf Anhieb in sie verliebt. Das soll unser neues Zuhause werden und mit ihr werden wir durch die Welt tuckern, ein wahnsinniges unbeschreibliches Gefühl.
Unser Schneckenhaus war früher mal ein Personentransport für Arbeiter im Tagebau. Sie fuhr da Leute hin und her, immer auf pistenähnlichen Verhältnissen, egal ob bei schönem Wetter, Regen oder Schnee.
Im Innenraum waren 21 Sitzplätze verbaut, ein Schrank für dies und das, eine Lautsprecheranlage, so dass der Fahrer Kontakt zu den Passagieren hatte, rundum waren Fenster verbaut, zudem besaß der Mercedes Benz 917 LAF zwei Standheizungen im Heck.
Mit knappen 160.000 km, etwas Flugrost und ansonsten eigentlich gutem Gesamtzustand nahmen wir sie zu uns.
Ja, von A-Z eigentlich alles. Nur gewisse Schweißarbeiten am Fahrzeug haben wir abgegeben. Unterstützung bei Strom am Fahrzeugbau haben wir glücklicherweise von unseren Freunden erhalten.
Wenn wir die Zeit des Aus- und Umbaus zusammenrechnen, war es 6-7 Monate Arbeit. Wobei wir auf die erste Reise ohne Badezimmer gefahren sind. Dieses haben wir aber gleich nach der Rückkehr fertiggestellt.
Kati: Also ich bin mich schon immer in einen VW T3 (bestenfalls Synchro) verliebt. Derzeit steh ich voll auf den UAZ Buchanka.
Martin: Ich konnte ja während dem Ausbau mein handwerkliches Geschick erweitern. Ich habe die Freude daran gefunden Fahrzeuge aus- und umzubauen. Gerade bin ich in einem Ford Escort MK4 mit Dachzelt unterwegs.
Ein Steyr 12M18 ist gerade in meinem Besitz. Den werde ich komplett aufarbeiten, vielleicht mit einem GFK-Koffer versehen und weiter verkaufen. Brauche ja Platz für ein neues Projekt.
Wahrscheinlich lege ich mir einen Mercedes Kurzhauber zu. Oder einen Mercedes 1735 Allrad. Ein Iveco 40.10WM kommt auch irgendwann. Wie man sieht, habe ich Spaß an den Farhzeugen.
Überschlägig würde ich mal sagen waren es so 600-800 Stunden. Stellenweise habe ich 12 Stunden im Bus gehockt
Eingezogen sind wir im Dezember 2016 und seitdem Leben wir Vollzeit im LKW. Seit Herbst 2018 leben wir getrennt. Kati lebt seither alleine im LKW. Unterwegs sind wir seit Januar 2017.
Wenn es uns möglich ist stehen wir immer frei. Ein Campingplatz zieht uns meist nur an, wenn wir dringend Wäsche waschen müssen oder wir in Stadtnähe übernachten.
Kati: Für mich gibt es da einen sehr wichtigen Grund und zwar immer das eigene zu Hause mit dabei zu haben. Auf Reisen bekommt man immer so viele neue Sachen zu sehen, man erlebt viel Neues.
Da ist es schön, wenn man abends in den vertrauten vier Wänden zur Ruhe kommen kann. Und natürlich reizt es sehr zu sehen, wie weit man doch mit dem eigenen Zuhause kommt, vor allem wenn es „offroad“ möglich ist.
Martin: Ob eine Reise mit dem Camper besser ist, kann ich nicht beantworten. Die Reise fängt zwischen den Ohren an und jede Art zu leben/reisen hat seine gewissen Vorzüge und Nachteile.
Für mich ist bis jetzt das Leben in einem geländegängigen LKW die beste Lösung. Ich baue gerne Expeditionsmobile, bin an der Fahrzeugtechnik interessiert und baue als Schreiner auch komplette Innenausbauten.
Ich habe damit die Möglichkeit, auch einsame Plätze auf der Welt erreichen zu können. Das mag ich am liebsten. Meine vertraute Umgebung, in der ich Kraft sammeln kann, habe ich auf vier Rädern mit dabei.
Wir haben eine Dusche im LKW.
In unserer Küche gibt es einen 4-Flamm-Gasherd ein Gasbackrohr. Ab und zu gibts natürlich ein Lagerfeuer, dann kochen oder grillen wir draußen.
Zu zweit waren das ca. 1000 Euro pro Monat. Versicherung, Steuer, Krankenversicherung, Diesel, Lebenskosten, Reparaturen pauschal, Einreisekosten (z.B. Visa oder Fähren – prozentual), Campingplätze oder Stellplätze und ein wenig „Taschengeld“.
Bisher eigentlich immer. Die gemeinsamen Interessen sind ja schon offensichtlich und dadurch ist das erste Gesprächsthema gegeben. Mit vielen Reisebekanntschaften haben wir immer noch regelmäßigen Kontakt und versuchen diese so oft wie möglich zu sehen.