Einst ein Hotel Shuttlebus, jetzt das Zuhause einer mutigen jungen Frau
Nachdem Hilary ein one way Ticket nach Kanada buchte, um ihren Traumwagen, einen Ford Econoline 250, zu ergattern, fuhr sie damit zurück in die USA. Dort baute sie ihren neuen Van um, um damit die Welt und sich selbst zu entdecken.
Hi, ich bin Hilary! Nach circa sieben Jahren Marketing Karriere wusste ich, dass das 9-5 Leben nicht für mich bestimmt ist. Ich spürte, dass es viel mehr über die Welt und mich selbst zu entdecken gibt. Ich schmiss meinen Job, packte meine sieben Sachen und flog mit einem one way Ticket nach Kanada. Dort kaufte ich mir einen traumhaften Van und fuhr damit zurück in die USA. Die folgenden 5 Monate verbrachte ich mit dem Ausbau meines neuen Zuhauses. Dank der Hilfe meiner Eltern ging alles ziemlich schnell, also konnte ich mich im Mai 2020 schon auf meine Vollzeitreise in meinem Ford Econoline begeben. Nun entdecke ich die Pazifische Nordwestküste der USA und schreibe dieses Interview.
Ja, jedoch mit massiver Hilfe meines Vaters. Der ist glücklicherweise ein Mechaniker und Elektrofachmann, außerdem kann er gut mit Holz umgehen. Er hat mir mit jeder kleinsten Ecke meines Vans geholfen. Die meisten Teile für den Ausbau kauften wir über die amerikanischen Firmen Home Depot oder den Second Hand Online Shops Craigslist, Facebook Marketplace oder Lowe´s.
Wir benötigten ungefähr fünf Monate. Wir mussten ihn wegen einer schwerwiegenden Sache einige Tage beim Mechaniker lassen. Den Umbau haben wir übrigens mitten im kalten Winter New Englands vollbracht. Mein Vater ging in Pension, daher hatte er auch viel Zeit für mich und meinen Van.
Ich liebe es zu kochen, daher ist mal das Wichtigste: mein Propanherd zum Kochen.
Außerdem verwende ich meine tragbare Ladestation jeden Tag, denn damit lade ich sowohl meine Kamera, als auch mein Smartphone und meinen Laptop auf.
Last but not least liebe ich meine Camping Schaufel. Man weiß nie, wann man eine gute Schaufel braucht. Ich verwende sie eigentlich jeden Tag, bei, naja, ihr wisst schon wozu. Außerdem verwende ich sie, um Lagerfeuer zu bauen oder um meinen Van aus Schlammmassen zu befreien.
Ich habe zwei Teilzeitjobs in der digitalen Marketing Branche, welche ich beide durch alte Kollegen zugeschanzt bekam. Ich bin Freiberuflich und arbeite knapp 20 Stunden die Woche. Das ermöglicht mir ein bisschen Geld auf die Seite zu legen. Letztendlich ermöglicht es mir ohne einer Deadline im Camper leben zu können.
Derzeit habe ich mit meinem Van nur den Westen der USA bereist. Mein Ford hat aber eine beachtliche Reise hinter sich, denn er war schon in Guatemala und auch Kanada hat er mit seiner letzten Vanliferin bereisen dürfen.
Ich lebe nun schon seit 4 Monaten Vollzeit in meinem Van. Innerhalb dieser vier Monate habe ich ein paar Mal bei Freunden übernachtet, doch das tat ich nie länger als eine Woche am Stück.
Ich kann mit Stolz behaupten noch nie für einen Campingplatz gezahlt zu haben. Meiner Meinung muss ein Ort, für den ich bezahle, schon einiges mehr können als ein lausiger Campingplatz, auf dem es laut und voll mit Menschen ist. Die meisten Campingplätze sind im Sommer ziemlich gut gebucht und schenken kaum Privatsphäre. Ich bevorzuge freie, unabhängige Orte. Diese sind aber gar nicht so leicht zu finden. Wenn ich keinen finde, parke ich auch mal auf Hotelparkplätzen, welche zwar nicht wirklich schön, aber dafür sicher sind.
Es gibt mehrere Varianten. Entweder ich springe schnell in einen See oder Fluss oder ich dusche mittels Solar Duschsack, welchen ich ganz einfach an der Heckklappe aufhänge. Manchmal dusche ich auch im Fitnesscenter oder bei Freunden, wenn ich bei ihnen zu Besuch bin.
Ich kenne Vanlife nur in Zeiten von COVID-19, denn ich bin einen Monat nach Beginn der Quarantäne los gestartet. Die Pandemie macht gewisse Dinge komplizierter. Beispielsweise wollte ich zu einem Campertreffen, doch das wurde abgesagt. Außerdem habe ich mich auf Fitnesscenter und Cafes und deren freies Wifi verlassen, doch daraus wurde oftmals auch nichts. Daraufhin musste ich auf McDonalds Parkplätzen verweilen, denn dort gibt es auch auf den Parkplätzen Wifi. Ich habe auch nicht jeden Tag duschen können. Insbesondere, wenn ich in Städten unterwegs war und mich nicht einfach mit meinem Duschsack duschen konnte. All diese Dinge haben mein Leben im Van zwar nicht wirklich ruiniert, doch es ist definitiv komplizierter, als es sein könnte.
Meiner Meinung nach ist es die Zeit, die du für dich selbst hast. Du bist eigentlich frei von anderen Menschen, deren Anforderungen und Erwartungen du nicht gerecht werden musst. Du musst im Grunde gar nichts und kannst dich auf dich selbst und das was du willst konzentrieren. Klar, Vanlife ist alles andere als einfach. Doch ich habe mich für dieses Leben entschieden damit ich auch einfach mal herausfinden kann was ich will, was meine Ziele sind, wie ich mein Leben gestalten möchte. Wenn niemand in deiner Nähe ist und dich beeinflussen kann, ist das, was du dann mit deiner eigenen Zeit machst oder nicht machst, sehr augenöffnend.
Die Einsamkeit ist teilweise schon schwierig. Doch ich kann es nicht oft genug sagen: Wenn ich mich schlecht fühle bin ich auch selbst dafür verantwortlich und sehe es als Herausforderung mich wieder gut zu fühlen. Manchmal gehe ich auf Sightseeingtour, manchmal arbeite ich an einem neuen Projekt, manchmal bin ich aber auch einfach nur einsam und das tut dann eben mal weh. Was mich ebenfalls stört ist Dreck und Durcheinander. Ein benutztes Shirt, welches einfach nur rumliegt oder ein Teller, der nicht abgewaschen ist, kann schon für Durcheinander sorgen.
Spart Geld! Immer! Klar spart man im Van viel Geld, man nehme nur das Thema Miete. Doch manchmal führt ein solcher Lebensstil auch zu unverhofften Kosten. Außerdem rate ich jedem, der mal mit Einsamkeit oder Unsicherheit aufgrund seines eigenen Lebens zu hadern hat, folgendes: Nehmt es als Herausforderung um euch besser kennen zu lernen und lasst euch nicht in eine Abwärtsspirale treiben. Es ist unglaublich toll, wenn man lernt, mit sich selbst zu leben. Das ist für mich natürlich auch noch ein Prozess, aber ich werde besser darin.
Yep! Ich kannte aber auch schon vor meiner Abreise ein paar Leute, die in ihren Vans leben und reisen. Instagram hat mir übrigens auch geholfen, neue Vanlifer zu finden, mit denen ich mich austauschen kann. Manchmal treffe ich Vanlifer auch an irgendwelchen Plätzen an, wo sie zufälligerweise zur selben Zeit wie ich parken wollen. Bisher waren immer alle sehr nett und hilfsbereit.