Fiat Ducato Alkoven als 4×4 oder Allrad von Hymer

Fiat Ducato Alkoven als 4×4 oder Allrad von Hymer



In einem klassischen Wohnmobil wie dem Fiat Ducato 4×4 durch die Welt reisen? Claudi und Steffen haben genau das gemacht mit einem Hymer auf Allradbasis.

Eher ungewöhnlich ein klassisches Wohnmobil auf den Passstraßen dieser Welt zu sehen, daher sind die beiden ein Fall für die Stories auf Passport Diary.





Johannes traf die beiden in Kasachstan und hatte die Möglichkeit, ein Interview zu führen, bevor sie mit ihrem Fiat Ducato 4×4 an Ihnen vorbeigefahren wären.

Eine schnelle Kehrtwende, ein nettes Gespräch und Johannes konnte die beiden für sich gewinnen. Ein schöner Abend hat gereicht und die beiden ließen ihn an ihrer wunderbaren Reise teilhaben.

Spannend und vielfältig war ihre Reise durch Asien – genauso wie die beiden selbst.


Eckdaten zum Fiat Ducato 4×4

  • Hersteller: Fiat
  • Modell: Ducato
  • Baujahr: 1990
  • Sitzplätze: 6
  • Gesamtgewicht: 3.5 t
  • Kilometerstand: 216 000 km
  • Hubraum: 2.5 l
  • Leistung: 95 PS
  • Verbrauch auf 100 km: 12-14 l
  • Führerscheinklasse: B
  • Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h
  • Kraftstoff: Diesel
  • Preis: 12.000 €
  • Versicherung: ca. 300 €
  • Kfz-Steuer: 480 €

Tipp: Du möchtest über den Fiat Ducato als erfahren? Wirf einen Blick auf die separate Basisfahrzeugseite zum Fiat Ducato.

Ihr habt mir erzählt, dass ihr viel und gerne reist. Was war der Ansporn, dieses Mal gen Osten mit eurem Fiat Ducato 4×4 zu reisen?


Wir sind beide fasziniert von Asien, seiner Kultur und den Menschen. Vor allem Indien hat es mir angetan. Viele berichten bei Reisen nach Indien via Flugzeug zu Recht von einem Kulturschock.



Beim Reisen über Land passiert einem das nicht. Man kommt Stück für Stück in eine andere Welt und versteht auf einmal die Zusammenhänge zwischen all den Kulturen, die zwischen uns liegen.

So kommt man nicht in ein paar Stunden in das chaotische Indien, sondern erst mal nach Bayern, und bemerkt da die feinen Unterschiede zu uns Schwaben.

Und die Österreicher sind wieder etwas anders… so geht das dann weiter, Land um Land, bis man in Indien steht und ein zusammenhängendes Bild von diesem Abschnitt der Welt hat. Ich finde das wirklich sehr aufschlussreich.

Hattet ihr erst den Trip in Planung und habt euch dann den passenden Camper zugelegt, oder war es anders rum?


Den Fiat Ducato 4×4 haben wir für den Trip extra gekauft.


Wie war die Suche nach dem passenden Fahrgestell? Welche Hürden gab es bei der Anschaffung zu meistern?


Die größte Hürde waren wohl die unterschiedlichen Vorstellungen von Claudi und mir. Ich hätte gerne etwas Kleineres gehabt, etwas „unkomplizierter“. Ein Mitsubishi L300 mit Dachzelt und einfachem Ausbau zum Beispiel.

Wenn weniger dran ist, kann auch weniger kaputt gehen. Außerdem ist bei einer solchen Reise das Verschiffen des Fahrzeugs in einem Container immer eine Option für die Heimreise.

Bei unserem Fiat Ducato 4×4 als Alkoven war das nicht mehr denkbar.



Ein ganz klarer Vorteil bei einem größeren Fahrzeug ist der Komfort, wo wir bei Claudis Bedürfnissen wären.

Dusche, Küche, WC und „Platz zum Bewegen“ waren für sie ein Muss. Da konnte ich noch so lange von den praktischen Vorteilen eines kleineren Fahrzeugs reden, für sie zählten andere Dinge.



Naja, „Happy Wife, Happy Life“ so ist das nun mal. Also fiel die Wahl auf ein eher geräumiges Fahrzeug.

Es gab allerdings Momente, wo auch ich die Geräumigkeit und den Komfort unseres Fiat Ducato 4×4 als Alkoven zu schätzen wusste. Zum Beispiel in Kirgistan, als uns der Winter eingeholt hatte.



Es sich nach einer heissen Dusche im „Wohnzimmer“ gemütlich machen, bei einer Tasse Kaffee aus den Panoramafenster glotzen und dabei Pferde beobachten, die durchs Schneetreiben stapfen – das ist schon toll.

Musste es ein Allradler sein, oder hätte euch auch ein normaler Hymer gefallen … oder sogar was ganz anderes?


So richtig Offroad fahren wollten wir nicht, da gehen wir lieber wandern, oder machen bei Gelegenheit auch mal einen Austritt mit dem Pferd.



Aber ich wusste, dass die Straßen in Zentralasien schlecht werden, und auch mal sandige Abschnitte dabei sind. Vor allem einige Abschnitte im Wakhan Valley hatten es in sich. Mit einem leichteren Fahrzeug wäre die Tour auch ohne Allrad möglich gewesen, nicht aber mit einem Wohnmobil.

Am Auto basteln ist nicht eure Welt – das Reisen war absolute Priorität – habt ihr nach dem Kauf am Fahrzeug noch was geändert oder ändern lassen?


Meine Schwiegermutter hat uns psychedelische Vorhänge genäht, um die doch eher bürgerliche Inneneinrichtung eines Fiat Ducato Hymer Mobils etwas aufzupeppen – auch wenn er 4×4 hat.

Spass beiseite:

Wir hätten gerne auch ein Fahrzeug selbst ausgebaut, aber der Job ließ uns nicht genügend Zeit, dies vernünftig zu machen.

Außerdem wohnen wir mitten in Stuttgart, haben hier nicht einmal einen eigenen Parkplatz und durften wegen der Umweltzone auch nicht bis in die Stadt fahren.

Man kann also nicht mal schnell nach Feierabend noch ein paar Dinge am Auto basteln.

Deshalb haben wir auch versucht ein Auto zu finden, das im Prinzip für den Trip fahrbereit war.

Wie lange wart ihr am Ende unterwegs?


Steffen 14 Monate, Claudi 12 Monate (davon 8 Monate mit dem Auto)

Ihr wart nicht die ganze Zeit mit eurem Fiat Ducato 4×4 unterwegs, sondern auch mal mit den Öffentlichen und dem Rucksack. Warum?


Wir wollten auf jeden Fall nach Südostasien, so weit wie möglich über Land und wenn möglich mit dem eigenen Fahrzeug – allerdings nicht um jeden Preis.

Es gibt einfach Länder, die sind unserer Meinung nach gleich, oder vielleicht sogar besser mit dem Rucksack zu bereisen.

Hauptgrund unserer Entscheidung war aber, dass China, Myanmar und Thailand zum Zeitpunkt unserer Reiseplanung bei Einreise mit dem eigenen Fahrzeug eine geführte Tour vorschrieben.

Das ist nicht die Art zu Reisen die uns gefällt, und außerdem ziemlich teuer.



Mit einem eigenen Fahrzeug zu reisen gibt einem viele Freiheiten und man ist nicht abhängig von öffentlichen Verkehrsmitteln (wenn es denn welche gibt).

Aber es kann auch ein Klotz am Bein sein und viele Probleme mit sich bringen, die man ohne Auto nicht hätte.

Es hat außerdem seinen ganz eigenen Reiz, mit einem klapprigen Bus zusammen mit den Locals durch die Gegend zu fahren.



Da kommt es oft zu sehr netten Begegnungen, die man im eigenen Fahrzeug so nicht hätte und die Schlaglöcher tun einem nicht mehr ganz so weh.

In der Zeit wart ihr ja auch getrennt unterwegs – tat es euch gut, wieder ein bisschen Raum zu genießen, nachdem man so lange aufeinander sitzt?


Klar, die permanente Nähe sorgt für Konflikte. Da mal auf Abstand zu gehen, tut sicherlich gut.

Ausserdem denken wir, dass jeder einmal ganz alleine unterwegs sein sollte, um zu erleben, dass man auch noch alleine «funktioniert“. Und natürlich ist es toll, wenn man mal tun und lassen kann, was man will, ohne sich mit jemandem abzustimmen.

Nach einiger Zeit merkt man dann aber auch, dass ohne einen Reisebuddy jemand fehlt, mit dem man all das Erlebte teilen kann.

Was hat euch auf eurer Reise am meisten beeindruckt?


Für mich war es definitiv der Pamir Highway. Die Weite, die Abgeschiedenheit, die Stille, das haben wir so zuvor kaum woanders erlebt.



Wir haben an Orten gecampt, wo für viele Stunden nicht ein einziger Mensch auch nur in Sichtweite kam.

Die Stille an diesen Orten entschädigt das permanente Gepolter und Gerüttel, dem man auf den Schotterpisten ausgesetzt ist.


Würdet ihr wieder mit der gleichen Vorbereitung und dem gleichen Fahrzeug auf dieses Reise aufbrechen?


Die gleichen Vorbereitungen: ja – zu viel vorbereiten bringt nix, es kommt eh anders. Das gleiche Fahrzeug: nein – auch wenn ich wirklich beeindruckt bin, was man mit einem Hymer Mobil alles machen kann und ich den Ducato echt liebgewonnen hab.

Das Auto hat uns nie im Stich gelassen und uns zuverlässig über 4600 m hohe Bergpässe und tausende Kilometer Schotterpisten gebracht.

Trotzdem würde ich mir für die nächste Reise etwas Kleineres suchen und die Marke des Fahrzeugs vielleicht eher dem Angebot der Ersatzteile in den Reiseländern anpassen.

Was habt ihr auf eurer Reise am meisten vermisst?


Freunde, Familie und Maultaschen

Gibt es schon Pläne für danach?


Zuerst einmal ankommen. Claudi freut sich darauf, an ihrer Schule wieder Sport und Englisch unterrichten zu dürfen und ich werde mir einen neuen Job suchen. Also erstmal „back to normal“. Ein bisschen freuen wir uns auch auf den Alltag.

Beim Reisen ist jeder Tag anders, was zwar ganz spannend sein kann, aber man lernt auch den Alltag zu Hause zu schätzen. Es kann ganz nett sein zu wissen, was man in etwa vom Tag zu erwarten hat.

Wo soll es als Nächstes hingehen mit eurem Camper? Plauder mal ein bisschen aus dem Nähkästchen.


Wenn wir den Camper behalten, dann stehen für die kommenden Jahre erstmal Kurztrips an. Dafür bietet sich Europa natürlich hervorragend an. Auf relativ kleinem Gebiet gibt es hier so viel zu entdecken.

Ob wir nochmal eine große Tour starten, ist noch unklar. Für Claudi war es jedenfalls die letzte Tour mit einem Auto außerhalb Europas, das steht für sie fest. Sie hat kein Bock mehr auf schlechte Straßen und möchte lieber mit einem Segelboot durch die Südsee schippern.

Ich könnte mir schon vorstellen, nochmals mit einem eigenen Fahrzeug zu reisen, aber es müsste nicht unbedingt ein Camper sein, auch ein Fahrrad wäre denkbar oder vielleicht zu Fuß? Das wäre auf jeden Fall die ökologischste Variante.

Es hat mich super gefreut euch kennen zu lernen und ich hoffe wir sehen uns mal wieder. Danke das Ihr euch Zeit genommen habt und alle da draussen lesen können, wie man auch reisen kann.

Falls jemand die ganze Story nachlesen will, könnt ihr das gerne auf dieser Website tun.

Danke für deine Worte Rene. Dein Camper ist wirklich in einem besonders guten Zustand. Mir fällt gerade kein Camper-Modell ein, was mehr Zuspruch bekommen würde, als dein VW T3 Syncro.

Du willst einen T3 kaufen? Dann schaue dir unseren speziellen Artikel zum VW T3 an: VW T3 Wohnmobil. Er enthält viele Information und Tipps zum T3.
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