The American way of (Van)life
Nach viel Gefluche, Fehlern und Bier vollendeten Jessie Leonard und ihr Vater den Ausbau ihres Dodge Ram Van 1500.
Damit will sie jetzt Vollzeit Reisen und dem klassischen 9-5 Lebensstil den Rücken kehren.
Mein Name ist Jessie. Bevor ich auf Reisen ging und freischaffende Autorin wurde, habe ich in einem Weinladen gearbeitet. Ich liebe die Natur außerordentlich und möchte versuchen mein Leben so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten. Das wiederum beeinflusst mein Schreiben. Ich sitze seit einiger Zeit an einem Buch voller Gedichte und möchte es bald mal fertigstellen.
Mein 9-5 Arbeitsleben hat mich nicht erfüllt. Mein Job in einer Vinothek raubte mir fast meine Seele, doch ich gab gerade noch rechtzeitig auf und kündigte. Dann hatte ich aber endlich mal Zeit für mein neues Projekt: Meinen Van. Ich habe schon immer davon geschwärmt so zu reisen, denn wie, wenn nicht mit einem Van, sieht man tausende neue Orte und lernt schnell neue Menschen kennen?
In den Staaten nennt man meine Art von Van einen “conversion Van”. Meiner hat einen Hochbau, er ist also etwas höher als die normalen “low-tops” seiner Klasse. Ich suchte schon lange nach einem geeigneten Van für mich, doch irgendwie schnappte man mir jeden Bus, den ich mir kaufen wollte, kurzfristig vor meiner Nase weg. Da ich so schnell wie möglich auf die Reise gehen wollte, gab ich mich mit dem hier zufrieden. Mein Dodge Ram Van 1500 ist jetzt quasi ein Testfahrzeug für mich um zu sehen, ob dieses Leben tatsächlich für mich gemacht ist.
Mein Vater und ich haben ihn ausgebaut. Viele Schimpfwörter, Fehler und Bier flossen in dieses Projekt. Doch das war im Endeffekt alles nebensächlich, denn die Zeit mit meinem Vater werde ich nie vergessen.
Wir haben etwa 4 Monate gebraucht. Anfangs habe ich noch viel Zeit damit verbracht auf meinen Vater zu warten, wenn er von der Arbeit nach Hause gekommen ist. Doch ich wollte unbedingt so schnell es geht losfahren, also hab ich meine Angst gepackt und gesagt: Na los, nimm das Werkzeug und fang selbst an.
Eine Stirnlampe! Wenn du mitten in der Nacht mal aufs Klo musst und es stockdunkel draußen ist wirst du eine Stirnlampe brauchen.
Ich lebe nun schon seit etwas über einem Jahr Vollzeit in meinem Dodge Ram Van 1500.
Ich liebe Wildcamping! Jeden Morgen in der freien Natur aufzuwachen und die Sonne auf meiner Nase kitzeln zu lassen ist schön. Angst habe ich kaum, denn mein Hund ist mein Wachhund und bellt, wenn jemand näher kommt.
Vor dem Covid-19-Ausbruch habe ich Fitnesscenter genutzt um zu duschen. Jetzt wende ich mich an Strandduschen oder meinen Duschsack. Zum kochen verwende ich einen Campingkocher, der mit Propan betrieben wird. Zu guter letzt habe ich noch einen Klapptisch, den ich bei Schönwetter draußen aufstelle.
Es war anfangs sehr hart, denn alles musste bis auf weiteres schließen. Ich arbeite über meinen Laptop aus und brauche Wifi und das konnte ich mir aufgrund geschlossener Coffeeshops oder Büchereien abschminken. In dieser Zeit war ich gerade in Arizona, doch ich beschloss nach Kalifornien zu fahren, wo meine Eltern wohnen. Jetzt, wo ich wieder unterwegs bin, merke ich, dass durch geschlossene Fitnesscenter das Duschen am schwierigsten ist. Glücklicherweise brauche ich meine Haare aber eh nicht so oft zu waschen. Ich hatte aber mal eine schräge Situation auf einem Parkplatz. Eine Frau schrie mich an, da sie mein Nummernschild sah, wo auch draufsteht, aus welchem Ort ich komme. Scheinbar war ihr das zu weit weg und da fühlte sie sich gleich unwohl. Die Menschen sind derzeit einfach sehr unentspannt.
Ich denke, dass es die Freundschaften sind, die man knüpft. Man macht schnell neue Bekanntschaften und ist dann sogar selten für sich alleine, denn man hat ziemlich oft Menschen um sich rum. Doch das liebe ich. Neue Menschen machen einen neuen Ort nur noch interessanter. Außerdem freue ich mich so, dass die Reise auch meinem Hund so viel Freude bereitet.
Das Dusch-Thema ist ziemlich hart. Ich und viele andere Camper Reisende versuchen, nicht wie stinkende Hippies auszusehen, doch ohne ordentlich duschen zu können ist das wohl doch irgendwie die Realität. Außerdem bin ich kein so großer Fan von all den Pannen, die ich mit meinem Van habe. Ich musste kürzlich über 1000€ für den Motor meines Vans bezahlen, da irgendwas nicht mit rechten Dingen zuging.
Die ersten Wochen stellen dich auf die Probe. Dinge sind nicht mehr so, wie sie davor waren und Kleinigkeiten können dich aus der Fassung bringen. Mach weiter, aber vergiss nicht, dass eben nicht jeder Mensch für so ein Leben geschaffen ist. Ich hab mir selbst gesagt: Hey, es können 3 Monate oder 3 Jahre aus dieser Reise werden. Die Zeit ist egal, du musst es nur lieben.
Ständig! Die Westküste ist bestens geeignet fürs Leben und Reisen im Campervan. Es gibt schlichtweg überall Vanlifer. Man trifft immer wieder auf neue Menschen und schließt neue Freundschaften. Ich treffe aber auch oft alte Bekannte oder alte Freunde.