Abends kamen Janina und Marco in Karakol mit ihrem Land Rover Defender 110 ins Riverside Guesthouse angerollt. Mir stach sofort das Calwer Kennzeichen ins Auge. Die beiden kamen aus meiner Gegend.
Da es schon spät war, verabredeten wir uns in Bishkek auf einen Kaffee, da die beiden wie wir auch, den Winter in Kirgistan verbringen wollten. Aus dem Kaffee wurde inzwischen eine Freundschaft und die beiden überraschen mich immer wieder mit ihrer Leichtigkeit beim Reisen.
Schaut euch genau davon etwas ab und taucht ein in eine Reise, bei der die Planung vor Leichtigkeit verfliegt.
Marco, inzwischen 31 Jahre jung, Maschinenbauer, Motorsägenenthusiast, talentierter Bastler (lacht), Perfektionist, gerne auch mal daheim – 50% des Teams.
Janina, jüngere 28 und Konditorin aus Leidenschaft – die gute Seele des Teams.
Marco hatte schon lange den Traum eines „Simmozheim – Cape Town“ Trips, der uns Quer durch Afrika bringen würde. Ich hingehen wollte schon immer die „Panamericana“ machen.
Dass wir letztendlich beides nicht machten, hatte eigentlich drei ganz einfache, rationale oder auch irrationale Gründe, die uns dazu brachten, jetzt mit dir hier in Bishkek einen Kaffee trinken zu gehen.
Nach allen Vorbereitungen direkt von der Haustür aus zu Starten – diese Vorstellung gefiel uns während unserer Vorbereitung immer mehr. Nicht erst nach Fertigstellung des Ausbaus noch vier Wochen warten und ewig hin und her fliegen oder sich mit dem Zoll rumschlagen.
Einfach los und ins Unbekannte eintauchen. Dies war der Grund, warum die Panamericana erst mal warten musste.
Afrika ist bestimmt schön. Aber wir hatten doch schon ein paar Ecken Afrikas gesehen. Dahingehend war der Reiz, dass größer und unendlich weite Asien, das ja praktisch wirklich direkt hinter dem Balkan anfängt, zuerst zu erkunden.
2015 waren wir schon einmal in Kirgistan und es hat einen bleibenden Eindruck auf uns hinterlassen. Die Vorstellung dort länger zu bleiben, hat uns beiden mehr und mehr gefallen.
Außerdem stellte die Richtung Osten einen guten Kompromiss für uns beide dar. Keiner bekam, was er wirklich wollte, aber wir hatten beide doch eine kleine Insel, auf die wir uns freuten und welche wir wieder besuchen gehen wollten.
So ging es vor der Haustür erst mal ins Unbekannte los und wir haben Asien kennengelernt. Es ist schön, es ist gastfreundlich und atemberaubend. Wir können bis heute nichts Falsches an unserer Entscheidung finden.
Außerdem haben wir noch Zeit für die anderen Pläne.
Die Idee zu einer längeren Reise hatten wir schon 2015. Die Reise sollte beinhalten, dass wir daheim alles hinter uns lassen. Einfach mal einen radikalen Rundumschlag machen und vielleicht auch einfach ein bisschen auf einen Selbstfindungstrip starten.
In den fünf Jahren, die wir zusammen in Stuttgart gewohnt haben, verbrachten wir auch keinen Urlaubstag daheim. Es ging immer raus. Nach meinem Studium hatte ich noch eine Ausbildung zur Konditorin gemacht.
Marco hingegen hatte sich einen Fünfjahresplan bei Stil zurechtgelegt, um auch ein bisschen Geld anzusparen. Ausbildungsende und Fünfjahresplan haben sich dann gut getroffen.
Land Rover Defender 110 … es war für uns irgendwie alternativlos.
Wir wollten einen:
Was das Auto auch alles mit sich brachte. Beim Kauf war bis auf das Lenkrad alles absoluter Standard. Der Vorbesitzer hatte gar keine Änderungen vorgenommen, weder am Fahrwerk noch an der Innenausstattung.
So hatten wir eine super Basis, um unsere Weltreisefahrzeug aufzubauen.
Überschlägig würde ich mal sagen waren es so 600-800 Stunden. Stellenweise habe ich 12 Stunden im Bus gehockt
Selber schrauben…bis auf große Arbeiten erledigen wir alles selber.
Wir haben alles selber gemacht.
Da wir daheim in Fellbach keinen Raum und Platz zum Schrauben und Ausbauen hatten, war das Projekt eher ein Wochenendprojekt, welches wir bei Marcos Eltern oder auch mal bei seinem Opa vorangetrieben haben.
Daher zog es sich auch in die Länge, was aber auch okay so war.
Unzählige Wochenenden und noch ein paar Wochen zwischendurch. Ich denke, wir waren gut drei Monate fast jedes Wochenende am Fahrzeug.
Außerdem gab es vor der Abfahrt noch ein bisschen Zeit und auch zwischendurch mal die einen oder anderen Urlaubstage, die dafür drauf gingen.
Ursprünglich wollten wir am 19. März losfahren … am 21 haben wir es dann tatsächlich getan.
Wir waren zweimal auf der Abenteuer Allrad. Ausserdem sind wir eher die Video schauer als die Blogleser. So haben wir uns viele Infos aus Vlogs und Videos geholt.
Auch haben uns die Innenausbauten von „4x4Innenausbau“ gefallen und wir liessen uns inspirieren. Am Ende waren uns drei Punkte beim Aus– und Umbau unseres Defender 110 wichtig.
Wir wollten es so gestalten, dass wir nach der Reise unseren Defender wieder zu einem Alltagsauto umgestalten können. Also rückbaubar – dazu gehörte auch, keine weiteren Löcher in die Karosse zu fabrizieren.
Trotz des geplanten Dachzelts, wollten wir den Innenraum so gestalten, dass wir auch mal drinnen schlafen können. Wenn es zu stark regnet, zu kalt oder stürmisch ist, oder wenn wir in Städten schlafen wollen.
Und wir wollten in dem Fall, das wir drinnen schlafen, eine Rundumsicht haben. Das wir auch von drinnen beobachten können, was draußen abgeht und im Zweifelsfall auch schnell wegfahren können.
Wenn wir mehr Platz hätten haben wollen, hätten wir uns nach einem anderen Fahrzeug umschauen müssen. Auch hat uns ein Klappdach gar nicht angesprochen und wie ich schon erwähnt hatte, wollten wir alles rückbaubar gestalten.
Der größte Aspekt war aber auch der finanzielle. Wenn man bedenkt, dass man für ein Aufstelldach 7000 Euro plus hinlegen muss, hat uns dies doch schon von Anfang an nicht angesprochen.
Ein Dachzelt gab es neu zu einem Bruchteil von dem Preis. Außerdem kann man es leicht wieder abschrauben und verkaufen.
Auch haben wir den Innenraum so gestaltet, dass wir im Fahrzeug schlafen können.
Nur diesen Schlafplatz zu haben, hat uns anfänglich auch nicht sehr zugesagt, weil der vor dem zu Bett gehen der Umbau doch immer einige Zeit in Anspruch nimmt.
Bei einem solch kleinen Fahrzeug ist dann immer sofort umräumen, umbauen und aufräumen angesagt. Inzwischen sind wir aber ein eingespieltes Team und es dauert genauso lange, den Innenraum zu präparieren, wie das Dachzelt aufzubauen.
Wir genießen die Auswahl inzwischen und schlafen auch viel häufiger in unserem Defender 110, als wir es anfänglich geplant hatten.
Am Anfang sah es der Plan eigentlich vor, dass wir uns ein Hardtop Dachzelt kaufen wollten. Der Globetrotter in Stuttgart hat eine großes Dachzelt-Ausstellung und auf der Abenteuer Allrad haben wir uns dann noch mal das eine oder andere angeschaut.
Probe gelegen sind wir in keinem genauso wenig, wie wir uns nervige Testberichte um die Ohren geschlagen haben, nur um zu wissen, wo nachher der Stoff ein bisschen dicker ist, damit beim anderen die Halteösen kleiner sind.
Für unser Dachzelt haben wir 750 Euro bezahlt, statt den 1500 Euro Neupreis. Wir haben es im Internet gebraucht gefunden. Es war nach gerade mal zwei benutzten Nächten absolut neu.
Marco hatte extra einen Suchklienten eingerichtet, der uns über Angebote im Internet auf dem Laufenden hielt. Bei dem Angebot von unserem Zelt waren wir die ersten von 70 an diesem Tag, die in Kontakt mit dem Verkäufer traten.
Leider bekam ich erst eine Absage und das Inserat verschwand auch wieder genauso schnell, wie wir es gefunden hatten. Es stellte sich dann aber raus, dass die Nachricht an jemand anderen gehen sollte und wir die glücklichen Käufer waren – da fiel uns schon ein Stein vom Herzen.
So kauften wir letztendlich ein tolles Dachzelt von coolen Leuten zu einem sensationellen Preis.
Ja – auf dem Weg ins Kloster David Gareja in Georgien. Unser Navi kannte wohl den normalen Weg nicht oder wollte ein kleines Abenteuer mit uns wagen.
Die Straße, welche uns vom Navi höchst empfohlen wurde, wurde offensichtlich von den Einheimischen und auch vom Rest der Welt gemieden. Entsprechend schlecht sah die Straße aus.
Wer das Gebiet kennt, weiß, dass der lehmartige Boden nicht gerade der Freund eines Fahrzeuges ist. Letztendlich kamen wir gut an und nahmen den normalen weg zurück.
Außerdem ist der Land Rover Defender 110 ein permanent angetriebenes Allradfahrzeug. Da bekommt man es manchmal auch gar nicht mit, ob man es unbedingt gebraucht hätte oder nicht.
Uns hat es in Georgien beiden sehr gefallen. Leider glauben wir auch, dass der Hype um Georgien dort vieles verändern wird und einiges auch nicht unbedingt zum Positiven.
Das wird das Land in einigen Jahren nicht mehr ganz so attraktiv machen. Aber wir werden sehen.
Marco: Lauge Weggle, Kalbsleberwurschd und mein Freundeskreis
Janina: Butterbrezel
Dieses Jahr steht erst mal die Mongolei groß auf unserem Plan. Auch haben wir uns ein 90-Tage Russlandvisa gegönnt. Aber dann hören die Pläne auch schon auf.
Einziger Termin, der noch fix ist, ist eine Hochzeit in Deutschland von Freunden. Danach ist alles offen.
Vielleicht fahren wir Heim, anstatt zu fliegen.
Vielleicht verschiffen wir nach Japan und weiter nach Amerika. Vielleicht schauen wir uns noch Indien an und verschiffen nach Afrika. Wir werden sehen, für was wir uns entscheiden.
Janina und Marco erst mal vielen Dank für die wunderbare Zeit hier mit euch in Bishkek. Egal wo es euch hinverschlagen wird, wünsche ich euch dafür nur Gutes.
Wenn du den beiden auch weiterhin auf ihrem Abenteuer mit dem Land Rover Defender 110 folgen willst, kannst du das auf Instagram unter „timeoutdoors365“ tun.